Bei Auktionen denken viele an Podium, Hammer und in die Höhe gereckte Hände. Doch die physische Anwesenheit ist längst nicht mehr erforderlich. Fahrzeugversteigerungen spielen sich immer häufiger im Internet ab. "Der Trend zur Onlineauktion setzt sich ungebrochen fort", beobachtet Marc Berger, Vorstand der in Wiesbaden ansässigen Auktion&Markt AG. Neben neun Niederlassungen betreibt das Unternehmen die Webplattform Autobid, die seit gut einem Jahr auch inÖsterreich aktiv ist. An den 10 bis 20 virtuellen Auktionen, die jede Woche abgehalten werden, nehmen im Schnitt 1.200 Bieter teil. 2008 stiegen die Transaktionen im Netz von 25.000 auf 31.300, während sie in der "echten Welt" von 40.000 auf gut 33.000 zurückgingen. Heuer dürfte sich diese Entwicklung fortsetzen.

Vertrauen entscheidet

Schrittweise sinkt die Schwellenangst, die Autohändler lange Zeit dem Internet entgegenbrachten. Das ist der Verdienst seriöser, um Qualität bemühter Arbeit. Das österreichische Versteigerungsportal P-A-P-A, seit wenigen Wochen am Markt, setzt beispielsweise auf ein exklusives Clubprinzip: "Jeder Verkäufer wird irgendwann einmal in die Situation kommen, auch ein Fahrzeug anschaffen zu wollen", erklärt Projektleiter Willi Walia. Hinzu kommt ein "Solidartopf", der allzu hohe Abweichungen von Schätz-und Mindestverkaufspreis verhindern soll. Klar verständliche Kriterien und zahlreiche Assistenzfunktionen erleichtern die Suche nach dempassenden Fahrzeug.

Am 3. März fand auf der "Plattform für Auto-Profi-Auktionen", so der volle Name, die erste Versteigerung statt. "Dabei hat die komplexe Technik perfekt funktioniert", ist Walia zufrieden. Bis zur zweiten Auktion am 31. März konnten bereits 60 Autohändler von P-A-P-A überzeugt werden, in den nächstenMonaten wird eine Steigerung auf 150 Betriebe angestrebt. Mittelfristig könnte es bis zu 1.000 Teilnehmern geben. "Das Interesse ist sehr groß", berichtet Walia, der dadurch die Firmenphilosophie bestätigt sieht: "Wir setzen auf realistische Angebote zu fairen Preisen."

Nur für den Handel

Bei Autobid wird Seriosität ebenfalls groß geschrieben. Alle Fahrzeuge werden von Mitarbeitern oder externen Gutachtern überprüft, bis zu 40 Bilder dokumentieren den Zustand. Wie P-A-P-A beschränkt sich auch die deutsche Börse im Ein-und Verkauf auf den Fachhandel: "Endkunden haben keinen Zutritt", betont Berger.

Als prominenten Partner kann Autobid seit vergangenem Herbst BMW vorweisen. Für den Münchener Konzern übernimmt man die Vermarktung von Werkfahrzeugen, neben geschlossenen Auktionen für die Markenhändler gibt es einmal wöchentlich eine allgemein zugängliche Versteigerung. Darüber hinaus setzt man auf internationale Expansion: Zu den sieben Sprachen, in denen Autobidbereits verfügbar ist, kommen dieser Tage Russisch und Rumänisch hinzu. "Auf längere Sicht wollen wir in allen europäischen Ländern aktiv sein", erklärt Berger.

Zukunftsträchtiges Format

Ob auf die nationalen Bedürfnisse zugeschnittener Händlerclub oder grenzüberschreitendes Forum: P-A-P-A und Autobid beweisen, dass Gebrauchtwagenauktionen eine attraktive Antwort auf die Bedürfnisse des Fahrzeughandels sind. Der Einkäufer profitiert vom schnellen, direkten Weg zum Wunschfahrzeug, der Verkäufer von derunverwechselbaren Dynamik einer Versteigerung. Somit können beide Seiten gute Geschäfte machen, bevor der virtuelle Hammer fällt.