Während die in der Slowakei vorgestellte Verschrottungsprämie voll
einschlägt, hat sich Tschechien mit der Streichung der Mehrwertsteuer
bei den für Unternehmen bestimmten Pkws für einen anderen Weg
entschieden.
Mitarbeiter slowakischer Autohäuser haben alle Hände voll zu tun, um
Kunden, die im Rahmen der von der Regierung eingeführten
Verschrottungsprämie ihr altes Auto beim Schredder abgegeben haben,
zu bedienen. Die Lieferzeiten betragen zum Teil mehrere Monate.
"Das Interesse ist sehr groß", bestätigt Peter Peschl, Verkäufer beim
Skoda-Händler Danubiaservice in Bratislava. Nach seiner Einschätzung
handelt es sich bei rund der Hälfte der Käufer, die vor allem den
Fabia kaufen, um Kunden, die sowieso einen Autokauf geplant haben.
Die andere Hälfte hätte ohne die Verschrottungsprämie in absehbarer
Zeit keinen Neuwagen gekauft.
Laut Ivan Zelenak, Standortleiter des Renaultund Dacia-Händlers
TT-Car in Nitra, ist der Anteil der Kunden, die den Händler ohne
Verschrottungsprämie nicht aufgesucht hätten, noch größer. Gekauft
werden Dacia, die auf dem Clio basierende Stufenheckversion Renault
Thalia, aber auch billige Ausführungen des Renault Clio. Nach den
Worten von Zelenakwird der Händlerbetrieb allein während der kurzen
Dauer des Verschrottungsprogramms rund die Hälfte der im Gesamtjahr
2008 erzielten Stückzahl erreichen.
Regierung prüft Verlängerung
Seit 9. März wird beim Kauf eines höchstens 25.000 Euro teuren
Neuwagens und gleichzeitiger Verschrottung eines mindestens zehn
Jahre alten Autos eine staatliche Prämie von 1.500 Euro bei einer
Beteiligung des Importeurs mit 500 Euro gewährt. Ohne
Importeursbeteiligung sind es 1.000 Euro. Die Regierung hat dafür
zunächst rund 33,2 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
Bereits am 25. März, also nach etwas mehr als zwei Wochen, war die
Verschrottungsprämie mit dem Erreichen der Zahl von 22.100 zur
Verschrottung übergebenen alten Autos aufgebraucht. Rund die Hälfte
der Käufer hat zu diesem Zeitpunkt ihr neues Auto bestellt. Die
Regierung prüft nun eine Verdoppelung der Verschrottungsprämie.
Wirtschaftsminister Lubomir Jahnatek hat sich klar dafür
ausgesprochen.
Keine Prämie in Tschechien
Gegen die Prämie hat sich die tschechische Regierung entschieden.
Stattdessen sollen die Autoverkäufe ab April mit der Streichung der
Mehrwertsteuer für die an Unternehmen verkauften Pkws angekurbelt
werden. Bisher konnten tschechische Firmen die Mehrwertsteuer nur bei
Nutzfahrzeugen abziehen. Dies führte zu sogenannten N1-Umbauten, bei
welchen Kombis ein Gitter im Laderaum erhielten und dadurch zu
Steuer-Lkws wurden.
Bei Skoda, dem größten Autohersteller des Landes, ist man über die
Entscheidung gegen die Verschrottungsprämie nicht glücklich. "Ich
halte das Ganze für sehr unglücklich. Zum einen hat man die gesamte
Automobilindustrie und Zuliefererindustrie nach Tschechien geholt und
wenn es jetzt wirklich in schwierige Zeiten geht, dann gibt es keine
direkte Unterstützung wie die Abwrackprämie in Deutschland", sagt der
kaufmännische Vorstand Holger Kintscher. Die deutsche Prämie trage
bereits wesentlich zur Auslastung tschechischer Autowerke bei.
Selbstverständlich freut man sich bei Skoda über die
Mehrwertsteuermaßnahme. "Es ist eine Entscheidung, die uns wirklich
hilft", so Kintscher. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen. Die
Möglichkeit einer Mehrwertsteuerabschaffung wurde noch im alten Jahr
angekündigt, was in den letzten Monaten den gesamten Flottenverkauf
zum Erliegen brachte.
Opposition will verschrotten
Im Gegensatz zu der Regierung hat sich mit der Sozialdemokratie die
stärkste Oppositionspartei klar für die Einführung der
Verschrottungsprämie ausgesprochen. Nach einer Misstrauensabstimmung
im Parlament musste die Mitte-Rechts-Regierung kürzlich ihren
Rücktritt einreichen. Unklar ist, ob die Verschrottungsprämie damit
noch eine Chance bekommt.