Diese bestehen vor allem in einer eher oberflächlichen Datenerfassung durch die Exekutive und in einer nicht befriedigenden Ursachenforschung. Was auch nicht unterden Tisch gekehrt werden sollte, ist der Umstand, dass mit der Dramatisierung mancher Ergebnisse ganz gute Geschäfte zu machen sind.

Wenn wir schon bei den guten Geschäften sind, so konnte die rührige Frau Innenministerin von 3,86 Mio. Ahndungen in Sachen Überschreitung der erlaubten Höchstgeschwindigkeiten berichten. Schon mit durchschnittlichen Kostensätzen kommt man auf einen Budgetposten von gut 250 Mio. €. Dieser ist auf dem Papier natürlich zweckgebunden für Administration und Straßenbau. Rechnet man noch die direkt über die Gemeinden laufenden Messungen hinzu und stellt einen Vergleich mit der Zahl der zugelassenen Pkws an, so trifft es fast jeden von uns fast jedes Jahr. Ein Volk von Kriminellen also! Dabei könnte sich die fleißige Ministerin beim Kollegen von der Finanz noch weit beliebter machen, wenn endlich Gelder von Ausländern, die auf manchen Autobahnabschnitten mehr als die Hälfte der Geschwindigkeitsüberschreitungen verursachen, hereinkämen. Über dieses Thema wird schon seit mindestens 20 Jahren diskutiert und verhandelt, aber wie es scheint, so lange wir Österreicher brav zahlen, kann man ruhig noch einige Jährchen verhandeln.

Ein etwas anderes Thema, das aber für die Kommerzialisierung des Verkehrssystems symptomatisch ist. Plötzlich will das von den Versicherungen finanzierte Kfv von den vielen folgenschweren Alleinunfällen der Radfahrer wissen. Schelm, wer dahinter eine Werbeaktion für FreizeitunfallVersicherungen vermutet. Ähnlich geht es einem bei der Darstellung von Seniorenunfällen, die meist relativ und nicht hinsichtlich ihrer absoluten Anteile am gesamten Geschehen beurteilt werden.

Ein sehr ernstes Thema, das Fachleuten schon lange klar war, ist der dramatische Schweregrad von Unfällen mit Lkw-Beteiligung. Bei einem derartigen Ereignis ist die Chance für eine tödliche Verletzung mehr als viermal so hoch wie bei Beteiligung anderer Fahrzeugarten. Die Masse lässt sich nicht verniedlichen, die einzige Lösung scheint Trennung der Verkehrsarten, die nicht miteinander kompatibel sind. Für Lkws bedeutet das auf Autobahnen dreistreifiger Ausbau oder Lkw-Überholverbot, beides ist nur in Ansätzen realisiert. Auch die mautbedingten Ausweichvorgänge ins untergeordnete Straßennetz hat man nicht wirklich im Griff. Im Augenblick ist wirtschaftlich bedingt etwas Beruhigung eingetreten, die stetig steigenden Lkw-Verkehrsanteile werden aber wieder kommen. Im Pkw-Verkehr ist eine weitgehende Sättigung des Verkehrsaufkommens eingetreten. Nicht zuletzt wäre es auch ein Thema der Fahrzeugkonstruktion, da sich am Lkw sehr viele verletzungsträchtige Strukturen finden. BeimPkw wird neben Crashversuchen schon sehr viel Partnerschutz, z. B. für Fußgänger betrieben, beim Lkw ist Partnerschutz ein Fremdwort.

Partnerschutz würde auch die Straßeninfrastruktur betreffen. Bei diesem Punkt werde ich nicht lockerlassen, solange ich noch im Verkehrswesen tätig bin. Hier bietet die Unfallstatistik so gut wie gar keinen Anhaltspunkt, entsprechende Daten wurden seitens der Straßenerhalter stets unterdrückt. Nach dem Motto,dass nicht ist, was nicht sein darf, ist alles, was sich neben oder auf der Fahrbahn befindet, zur Sicherheit der Verkehrsteilnehmer da. Die Exekutive ist von sich aus nicht in der Lage, etwa die Gefährlichkeit einer falsch situierten Betonabsicherung zu beurteilen, und der Datensatz bietet auch gar keine Veranlassung dazu.

Die laufenden Verbesserungen der Technik von Kfz-Bau und der Notfallmedizin drücken sich in ständig sinkenden Verletzungs-und Todeszahlen vor allem beim Pkw aus. Von den Zielvorgaben des österreichischen Verkehrssicherheitsprogramms ist man allerdings deutlich entfernt. Erfolge bedürfen intensiver Anstrengungen. Verkehrssicherheit ist halt leider keine Materie, die nur über eine programmatische Kundmachung zu verordnen ist.