Vor kurzer Zeit wurde die Verkehrsunfallstatistik des Jahres 2008
veröffentlicht. Prinzipiell kann die Entwicklung als erfreulich
dargestellt werden, allerdings gibt es nach wie vor ungelöste
Probleme.
Diese bestehen vor allem in einer eher oberflächlichen
Datenerfassung durch die Exekutive und in einer nicht befriedigenden
Ursachenforschung. Was auch nicht unterden Tisch gekehrt werden
sollte, ist der Umstand, dass mit der Dramatisierung mancher
Ergebnisse ganz gute Geschäfte zu machen sind.
Wenn wir schon bei den guten Geschäften sind, so konnte die rührige
Frau Innenministerin von 3,86 Mio. Ahndungen in Sachen Überschreitung
der erlaubten Höchstgeschwindigkeiten berichten. Schon mit
durchschnittlichen Kostensätzen kommt man auf einen Budgetposten von
gut 250 Mio. €. Dieser ist auf dem Papier natürlich zweckgebunden für
Administration und Straßenbau. Rechnet man noch die direkt über die
Gemeinden laufenden Messungen hinzu und stellt einen Vergleich mit
der Zahl der zugelassenen Pkws an, so trifft es fast jeden von uns
fast jedes Jahr. Ein Volk von Kriminellen also! Dabei könnte sich die
fleißige Ministerin beim Kollegen von der Finanz noch weit beliebter
machen, wenn endlich Gelder von Ausländern, die auf manchen
Autobahnabschnitten mehr als die Hälfte der
Geschwindigkeitsüberschreitungen verursachen, hereinkämen. Über
dieses Thema wird schon seit mindestens 20 Jahren diskutiert und
verhandelt, aber wie es scheint, so lange wir Österreicher brav
zahlen, kann man ruhig noch einige Jährchen verhandeln.
Ein etwas anderes Thema, das aber für die Kommerzialisierung des
Verkehrssystems symptomatisch ist. Plötzlich will das von den
Versicherungen finanzierte Kfv von den vielen folgenschweren
Alleinunfällen der Radfahrer wissen. Schelm, wer dahinter eine
Werbeaktion für FreizeitunfallVersicherungen vermutet. Ähnlich geht
es einem bei der Darstellung von Seniorenunfällen, die meist relativ
und nicht hinsichtlich ihrer absoluten Anteile am gesamten Geschehen
beurteilt werden.
Ein sehr ernstes Thema, das Fachleuten schon lange klar war, ist der
dramatische Schweregrad von Unfällen mit Lkw-Beteiligung. Bei einem
derartigen Ereignis ist die Chance für eine tödliche Verletzung mehr
als viermal so hoch wie bei Beteiligung anderer Fahrzeugarten. Die
Masse lässt sich nicht verniedlichen, die einzige Lösung scheint
Trennung der Verkehrsarten, die nicht miteinander kompatibel sind.
Für Lkws bedeutet das auf Autobahnen dreistreifiger Ausbau oder
Lkw-Überholverbot, beides ist nur in Ansätzen realisiert. Auch die
mautbedingten Ausweichvorgänge ins untergeordnete Straßennetz hat man
nicht wirklich im Griff. Im Augenblick ist wirtschaftlich bedingt
etwas Beruhigung eingetreten, die stetig steigenden
Lkw-Verkehrsanteile werden aber wieder kommen. Im Pkw-Verkehr ist
eine weitgehende Sättigung des Verkehrsaufkommens eingetreten. Nicht
zuletzt wäre es auch ein Thema der Fahrzeugkonstruktion, da sich am
Lkw sehr viele verletzungsträchtige Strukturen finden. BeimPkw wird
neben Crashversuchen schon sehr viel Partnerschutz, z. B. für
Fußgänger betrieben, beim Lkw ist Partnerschutz ein Fremdwort.
Partnerschutz würde auch die Straßeninfrastruktur betreffen. Bei
diesem Punkt werde ich nicht lockerlassen, solange ich noch im
Verkehrswesen tätig bin. Hier bietet die Unfallstatistik so gut wie
gar keinen Anhaltspunkt, entsprechende Daten wurden seitens der
Straßenerhalter stets unterdrückt. Nach dem Motto,dass nicht ist,
was nicht sein darf, ist alles, was sich neben oder auf der Fahrbahn
befindet, zur Sicherheit der Verkehrsteilnehmer da. Die Exekutive ist
von sich aus nicht in der Lage, etwa die Gefährlichkeit einer falsch
situierten Betonabsicherung zu beurteilen, und der Datensatz bietet
auch gar keine Veranlassung dazu.
Die laufenden Verbesserungen der Technik von Kfz-Bau und der
Notfallmedizin drücken sich in ständig sinkenden Verletzungs-und
Todeszahlen vor allem beim Pkw aus. Von den Zielvorgaben des
österreichischen Verkehrssicherheitsprogramms ist man allerdings
deutlich entfernt. Erfolge bedürfen intensiver Anstrengungen.
Verkehrssicherheit ist halt leider keine Materie, die nur über eine
programmatische Kundmachung zu verordnen ist.