Jetzt auch erstmals seit 25 Jahren bei Volkswagen in Deutschland: Das Gespenst Kurzarbeit geht um in Europa. Noch betonen die Experten der EU-Kommission, dass die Methode, Mitarbeiter unterhalb der Normalarbeitszeit in Beschäftigung zu halten, dementsprechend geringer zu entlohnen und den Lohnverlust per Ausgleichszahlungen der öffentlichen Hand teilweise auszugleichen, ein sinnvoller Weg aus der Krise sei. In Österreich betrifft das Modell Kurzarbeit derzeit rund 25.000 Beschäftigte in 124 Betrieben, vornehmlich im automotiven Bereich. Dafür sind bis jetzt rund 55 Millionen Euro an Unterstützungskosten angelaufen. Tendenz steigend: Bis Jahresende wird mit mindestens 40.000 Kurzarbeitern gerechnet.

Chance für einzelne Betriebe

Für den einzelnen Betrieb kann die Kurzarbeitsmöglichkeit und die dazu gewährte Unterstützung der öffentlichen Hand eine konkrete Überlebensmöglichkeit bedeuten und ist in vielen Fällen aus betriebswirtschaftlicher Sicht gesehen sinnvoll. Aus volkswirtschaftlicher Perspektive sieht die Sacheanders aus: In Summe wird die Kaufkraft jedes einzelnen Kurzarbeiters wesentlich geschwächt und das Heer der Kurzarbeiter wird nicht geeignet sein, die Konjunktur per kräftigen Konsum wieder anzuwerfen. Andererseits sagt Chantal Hughes, Sprecherin von EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla: "Die Zeiten sind schwierig und Kurzarbeit ist -obwohl weit weg von einer idealen Lösung und mit Kosten für alle Beteiligten verbunden -eine mögliche Antwort auf die Wirtschaftskrise. Es ist besser, einen Job zu haben als gar keinen."

Steirischer Autocluster betroffen

Für Unternehmer, die Kurzarbeit ins Auge fassen, ist der Umstand wesentlich, dass der Betrieb sich bisher verpflichten musste, die Beschäftigten während der Kurzarbeit und darüber hinaus mindestens für die gleich lange Zeit, für die Kurzarbeitsunterstützung gewährt wurde, zu behalten. Nach einer Einigung der Sozialpartner wurde die Behaltefrist eingeschränkt: Bei zwei Monaten Kurzarbeit auf einen Monat, bei vier Monaten auf zwei Monate, bei 12 Monaten auf drei Monate und bei mehr als einem Jahr auf vier Monate. Der ÖGB ist der Wirtschaftskammer entgegen gekommen. In Österreich kommtfast die Hälfte aller Kurzarbeiter aus der Steiermark und da ist vor allem der Auto-Cluster betroffen. Cluster-Flaggschiff Magna in Graz hat derzeit 2.600 Mitarbeiter unter Kurzarbeit, an eine Ausweitung der Betroffenengruppe ist gedacht. Magna-Boss Siegfried Wolf sieht jenen Teil der Lohnverlust-Ausgleichszahlung, der per AMS an die Beschäftigten bezahlt wird, nicht als staatliche Unterstützung. Wolf argumentiert, Unternehmen und Mitarbeiter hätten vorher an das AMS Beiträge einbezahlt, jetzt sei der Versicherungsfall schlagend geworden. Dass die Institution AMS insgesamt notwendigerweise weit über die Beitragsmittel hinaus mit Geldern der öffentlichen Hand arbeiten muss, sagt Wolf nicht dazu.