Weil man sich im BMVIT selber nicht ganz sicher ob der Sinnhaftigkeit der neuen Idee ist, sagt man gleich dazu, dass Papierzulassungsscheine weiterhin volle Gültigkeit haben. Prinzipiell könnte eine elektronische Datenerfassung mittels Chip manche Probleme lösen helfen, aber wie immer dürfte die praktische Realisierung nicht ausreichend durchdacht und mit anderen Verantwortungsbereichen abgestimmt sein. Zulassungsscheine sehen zwar harmlos aus, habenaber einige wichtige Funktionen zu erfüllen. Als die Fahrzeugunterlagen noch sämtlich in Papier vorhanden waren, war die Sache etwas einfacher, denn nötigenfalls konnten mit Typenscheinen und anderen Fahrzeugpapieren fehlende Daten erbracht werden. Die wichtigsten Funktionen sind der Nachweis einer ordnungsgemäßen Verkehrszulassung, der Besitznachweis (der früher mit dem Typen-/Einzelgenehmigungsschein nachgewiesen wurde) und auch eine Darstellung der wichtigsten technischen Daten eines Kfz. Wünschenswert wäre auch eine vollständige Erfassung kontrollrelevanter Daten wie etwa sämtliche verfügbaren Reifen und Felgendimensionen sowie auch technischer Änderungen am Fahrzeug oder auch von Teilen wie Anhängerkupplungen.

Seitens der Anforderungen an Zulassungsscheine steht eine leichte Lesbarkeit für alle Kontrollorgane im Vordergrund. Diskussionen mit Exekutivbeamten sind mühsam und zeitraubend. Wie das bisherige Verhältnis der beiden Ministerien BMVIT und BMI einzuschätzen ist (von den beiden an der Spitze stehenden Damen ganz zu schweigen), hat hier eine Abstimmung kaum stattgefunden.Der für alle Kontrollzwecke ausgerüstete Polizist könnte zukünftig ein Einkaufswagerl mit Laserpistolen, Lesegeräte für Chips und Fahrerkarten, Computer für Kurzparkzeiten und Maut, Abstandsmessgeräte und Bankomat mitführen. Wenn wir schon bei der Kontrolle sind, sollten auch Daten der §-57a-Überprüfung in den Datensatz eingebaut werden. Damit könnte das Mitführen des Prüfberichtes entfallen und außerdem würde sich der Tourismus von einer Werkstatt zur anderen, bis man bei einer durchkommt, erübrigen.

Eine weitere wünschenswerte Funktion wäre eine Erfassung umweltrelevanter Daten in detaillierter Form. Am Beispiel der deutschen Städte kommen immer mehr Kommunen auf die Idee, besondere Einfahrtsbeschränkungen zu erfinden, die mit zeit- und kostenaufwändigen Nachweisen verbunden sind. Man wird sehen, was den Umweltpolitikern noch alles einfällt, aber so gesehen wäre die Erfassung von wichtigen OBD-Systemdaten auch zu überlegen. Mit der EU-Verordnung zu den Kontrollgeräten wurden im Lkw-Bereich vier unterschiedliche Karten eingeführt, die mit entsprechend aufwändiger Infrastruktur verbunden sind.Das System dient hauptsächlich zur Kontrolle der Sozialvorschriften zur Einhaltung von Lenk-und Ruhezeiten von Lkw-Fahrern. Eine Verbindung mit fahrzeugtechnischen und zulassungsbezogenen Daten scheint kaum möglich. Also wird man noch ein paar weitere Kärtchen dazubekommen.

Nicht zu vernachlässigen ist die Fehlerquote der eingetragenen Daten. Bei schwarz auf weiß vorhandenen Daten, ist die Möglichkeit der Fehlererkennung auch durch den Zulassungsbesitzer eher gegeben. Wenn die Daten oft bereits vom Fahrzeughersteller kommen, sind doch überall Menschen am Werk. In meinem privaten Anwendungsbereich habe ich bereits eine zweistellige Anzahl an Fehlern ausbessern lassen müssen. So wurde ein Geländemotorrad mit fast 50 PS als Kleinmotorrad (50 ccm!) bezeichnet, auch die falsche Pickerlfarbe ist ganz normal. Kartensysteme sollten dazu da sein, um Vereinfachungen zu erreichen undDaten zusammenzuführen. Die Erstellung eines wohldurchdachten Anforderungskataloges wäre wichtiger als groß angelegte Pressekonferenzen. Die gegenwärtige Praxis für jedes einzelne Papierchen eine eigene Scheckkarte mit eigenen Systemanforderungen einzuführen, dürfte außer einer weiteren Verteuerung der Bürokratie keine weiteren Vorteile bringen.