Ernst Prost, geschäftsführender Gesellschafter des Firmenverbunds
Liqui Moly und Meguin, hat ein klares Ziel vor Augen: Er will die
Nummer 1 bei Motoröl auch in Österreich werden.
In Deutschland hat Liqui Moly, wie Prost im Gespräch mit AUTO&Wirtschaft unterstreicht, die Marktführerschaft bei Motoröl bereits
erreicht. In Österreich hat er vor Kurzem das Außendienstteam
verstärkt, das mit dem Teilefachhandel zusammenarbeitet. Mit Erfolg,
wie die Absatzzahlen im Jänner gezeigt haben. Musste in Deutschland
und im Export krisenbedingt erstmals seit Jahrzehnten ein
Umsatzrückgang verzeichnet werden, wurde in der Alpenrepublik -nach
einer Umsatzsteigerung von 31,8 Prozent von 2007 auf 2008 -ein
weiteres Plus von 30 Prozent registriert.
Gesündeste mit Rotznase
Prost ist ein Mann offener Worte, was darauf zurückzuführen ist, dass
er keinen Shareholdern rechenschaftspflichtig ist, sondern nur sich
selbst verantwortlich. Zu seiner Vision der Unabhängigkeit hat es
schon immer gehört, bei Banken kaum in der Kreide zu stehen. Was die
aktuelle Krisenlage angeht, sagt er: "Zuletzt bekommt auch der
Gesündeste eine Rotznase." Die aktuelle Strategie in dem
Firmenverbund, der im Vorjahr (bei einer mittelfristigen Zielgröße
von 1 Milliarde Euro) einen Umsatz von 250 Millionen Euro (plus rund
12 Prozent) erreicht hat, besteht in einem Wechselschritt: "Mit einem
Fuß bremsen und mit dem anderen Gas geben." Auf der einen Seite gelte
es, Kosten zu sparen und die Liquidität zu schonen, um in keine
Schuldenfalle zu tappen. Ferner seien Lagerbestände zu reduzieren,
Außenstände einzuholen und tote Kapitalien flott zu machen. Auf der
anderen Seite will Prost den Außendienst weiter verstärken, um denUmsatz zu halten oder weiter zu steigern. Dazu sollen zusätzliche
Verkaufsaktivitäten beitragen: neue Produkte und Investitionen in die
Verkaufsförderung wie Werbung usw. Das Ziel heißt laut Prost: "Die
Verkaufsleistung erhöhen -und zwar weltweit."
Der Schnelle frisst den Langsamen
Der Firmenverbund mit 450 Mitarbeitern (davon wurden 2008 50 neu
aufgenommen) stützt sich auf die Standorte Ulm und Saarlouis sowie
auf einen starken Außendienst, der allein in Deutschland 100
Beschäftigte (firmenintern Mitunternehmer) umfasst. Hauptumsatzträger
sind Motoröl und Schmiermittel, die aus der Blendinganlage im
Saarland kommen, während in Baden-Württemberg Additive gemischt und
abgefüllt werden. In beiden Firmen steht die Qualitätskontrolle in
den hauseigenen Labors, die gleichzeitig als Forschungsund
Entwicklungszentren geführt werden, im Mittelpunkt. Hauptaktivitäten
der Mitarbeiter in der chemielastigen Produktion sind das Mischen und
Abfüllen sowie die Auslieferung der Produkte. Dazu kommt
selbstverständlich die gesamte Verwaltung, die für die
Geschäftsabwicklung erforderlich ist. Qualität -durch
Motorölfreigaben sämtlicher Hersteller dokumentiert -ist für Prost
die Basis für den Erfolg seines mittleren Unternehmens, das durch
Flexibilität, Schnelligkeit und Kundenorientierung besticht. Er nennt
die Firma "einen kleinen, feinen Laden mit großen Ambitionen", der
gegen "schwerfällige und selbstverliebte Giganten mit riesiger
Bürokratie" in den Ring steigt.
Ausbauprogramm in Saarlouis
Im Gespräch mit Prost gewinnt man den Eindruck, dass dem Workaholic
(Jahrgang 1957) diese mit viel Arbeit verbundene Auseinandersetzung
ausgesprochenen Spaß macht und ihn antreibt. Er hat zwar ein Schloss
erworben, weil ihm jedoch die Arbeit die liebste Betätigung ist, hält
er sich dort kaum auf. Den derzeitigen Umsatzrückgang, eine absolut
neue Erfahrung in seinem bisherigen Berufsleben, nützt er, um vor
allem den Standort in Saarlouis kräftig auszubauen: Ein
Logistikzentrum mit sechs Ladestationen für Lkws wird gerade
fertiggestellt. Noch heuer soll eine Kommissionierungsfläche von
1.200 Quadratmetern überdacht und das Verwaltungsgebäude um zwei
Etagen aufgestockt werden. Investiert wird ferner in den
Kapazitätsausbau der Blendinganlage durch die Errichtung zusätzlicher
Abfüllanlagen, Grundöl-und Additivtanks sowie in die Labors zur
Optimierung der Qualitätssicherung. Der Liqui-Moly/Meguin-Chef
spricht seine Zielsetzung offen aus: Er will das Beste aus der
gegenwärtigen Situation (Stichwort: ruhige Geschäftslage) machen, um
"mit Hurra aus den Löchern hervorzubrechen", wenn es wieder aufwärts
geht.