In Deutschland hat Liqui Moly, wie Prost im Gespräch mit AUTO&Wirtschaft unterstreicht, die Marktführerschaft bei Motoröl bereits erreicht. In Österreich hat er vor Kurzem das Außendienstteam verstärkt, das mit dem Teilefachhandel zusammenarbeitet. Mit Erfolg, wie die Absatzzahlen im Jänner gezeigt haben. Musste in Deutschland und im Export krisenbedingt erstmals seit Jahrzehnten ein Umsatzrückgang verzeichnet werden, wurde in der Alpenrepublik -nach einer Umsatzsteigerung von 31,8 Prozent von 2007 auf 2008 -ein weiteres Plus von 30 Prozent registriert.

Gesündeste mit Rotznase

Prost ist ein Mann offener Worte, was darauf zurückzuführen ist, dass er keinen Shareholdern rechenschaftspflichtig ist, sondern nur sich selbst verantwortlich. Zu seiner Vision der Unabhängigkeit hat es schon immer gehört, bei Banken kaum in der Kreide zu stehen. Was die aktuelle Krisenlage angeht, sagt er: "Zuletzt bekommt auch der Gesündeste eine Rotznase." Die aktuelle Strategie in dem Firmenverbund, der im Vorjahr (bei einer mittelfristigen Zielgröße von 1 Milliarde Euro) einen Umsatz von 250 Millionen Euro (plus rund 12 Prozent) erreicht hat, besteht in einem Wechselschritt: "Mit einem Fuß bremsen und mit dem anderen Gas geben." Auf der einen Seite gelte es, Kosten zu sparen und die Liquidität zu schonen, um in keine Schuldenfalle zu tappen. Ferner seien Lagerbestände zu reduzieren, Außenstände einzuholen und tote Kapitalien flott zu machen. Auf der anderen Seite will Prost den Außendienst weiter verstärken, um denUmsatz zu halten oder weiter zu steigern. Dazu sollen zusätzliche Verkaufsaktivitäten beitragen: neue Produkte und Investitionen in die Verkaufsförderung wie Werbung usw. Das Ziel heißt laut Prost: "Die Verkaufsleistung erhöhen -und zwar weltweit."

Der Schnelle frisst den Langsamen

Der Firmenverbund mit 450 Mitarbeitern (davon wurden 2008 50 neu aufgenommen) stützt sich auf die Standorte Ulm und Saarlouis sowie auf einen starken Außendienst, der allein in Deutschland 100 Beschäftigte (firmenintern Mitunternehmer) umfasst. Hauptumsatzträger sind Motoröl und Schmiermittel, die aus der Blendinganlage im Saarland kommen, während in Baden-Württemberg Additive gemischt und abgefüllt werden. In beiden Firmen steht die Qualitätskontrolle in den hauseigenen Labors, die gleichzeitig als Forschungsund Entwicklungszentren geführt werden, im Mittelpunkt. Hauptaktivitäten der Mitarbeiter in der chemielastigen Produktion sind das Mischen und Abfüllen sowie die Auslieferung der Produkte. Dazu kommt selbstverständlich die gesamte Verwaltung, die für die Geschäftsabwicklung erforderlich ist. Qualität -durch Motorölfreigaben sämtlicher Hersteller dokumentiert -ist für Prost die Basis für den Erfolg seines mittleren Unternehmens, das durch Flexibilität, Schnelligkeit und Kundenorientierung besticht. Er nennt die Firma "einen kleinen, feinen Laden mit großen Ambitionen", der gegen "schwerfällige und selbstverliebte Giganten mit riesiger Bürokratie" in den Ring steigt.

Ausbauprogramm in Saarlouis

Im Gespräch mit Prost gewinnt man den Eindruck, dass dem Workaholic (Jahrgang 1957) diese mit viel Arbeit verbundene Auseinandersetzung ausgesprochenen Spaß macht und ihn antreibt. Er hat zwar ein Schloss erworben, weil ihm jedoch die Arbeit die liebste Betätigung ist, hält er sich dort kaum auf. Den derzeitigen Umsatzrückgang, eine absolut neue Erfahrung in seinem bisherigen Berufsleben, nützt er, um vor allem den Standort in Saarlouis kräftig auszubauen: Ein Logistikzentrum mit sechs Ladestationen für Lkws wird gerade fertiggestellt. Noch heuer soll eine Kommissionierungsfläche von 1.200 Quadratmetern überdacht und das Verwaltungsgebäude um zwei Etagen aufgestockt werden. Investiert wird ferner in den Kapazitätsausbau der Blendinganlage durch die Errichtung zusätzlicher Abfüllanlagen, Grundöl-und Additivtanks sowie in die Labors zur Optimierung der Qualitätssicherung. Der Liqui-Moly/Meguin-Chef spricht seine Zielsetzung offen aus: Er will das Beste aus der gegenwärtigen Situation (Stichwort: ruhige Geschäftslage) machen, um "mit Hurra aus den Löchern hervorzubrechen", wenn es wieder aufwärts geht.