Gehen die angeschlagenen Autobauer in selbstverliebtem Luxus unter?
Oder kehrt neue Bescheidenheit am Genfer Salon ein?
Wer sich retten tut, der hat zum Untergang kan Mut", sang Popstar
Falco in seiner Hymne auf die Titanic. Freilich hatte der damals
seine besten Jahre schon hinter sich. Gleiches scheint für die
Automessen zu gelten. Detroit war heuer von der Flucht in die
Rettungsboote der Sparsamkeit geprägt, in Genf wäre jedes andere
Signal obszön. Denn die Krise ist dramatisch: Das zeigt das Beispiel
des Riesen General Motors, der mittlerweile um jedes Monat ringt.
Lostage für Saab und Opel
An den Rändern seines Imperiums scheint GM, im Vorjahr mit 8,36
Millionen Einheiten nur mehr zweitgrößter Autobauer hinter Toyota mit
8,97 Millionen Stück, bereits die Kontrolle zu verlieren. Saab musste
sich unter Gläubigerschutz flüchten, die angestrebte
Selbstständigkeit sehen die Händler mit gemischten Gefühlen: "GM
wollte kurzfristig Erfolge sehen und hat damit nur Geld verbrannt",
sagt der Vorarlberger Konzernhändler Christoph Gerster. Allein, geben
Kollegen zu bedenken, habe die Marke aber kaum Chancen. Das gilt
sogar für die viel größere Schwester Opel: "Zwei Millionen Stück
werden nicht ausreichen, um überlebensfähig zu sein", sagt
Händlersprecher Helmut Günther. Bei Saab treibt die Krise unterdessen
skurrile Blüten: Ein Händler aus Dresden hat die Homepage
www.rescue-saab.com ins Leben gerufen, auf der man für 50 bis 500
Euro Kleinaktionär an einer allfälligen Neugründung des Autobauers
werden kann. In den ersten 72 Stunden ließen sich immerhin rund 7.000
Fans registrieren. Auch das Tagesgeschäft zeugt von beachtlicher
Treue der -wenigen -Kunden: "Bislang spüren wir im Verkauf fast keine
Auswirkungen der Diskussionen", sagt Alois Weber, mit Saab Wien 2008
für ein Drittel der 297 österreichischen Neuzulassungen
verantwortlich.
Messen unter Druck
Für GM, wo derzeit auch die künftige Eigentümerlandschaft von Opel
und die Importstrukturen einschließlich des deutschsprachigen
Clusters zur Diskussion stehen, sind die Herausforderungen am
größten. Doch Chrysler hat kaum kleinere Probleme, andere Hersteller
ebenfalls: Im Jänner sind laut Herstellervereinigung ACEA die
europaweiten Verkäufe um 27 Prozent eingebrochen. Wo sparen? Zum
Beispiel bei den Messeauftritten. "Die Standprojekte der Hersteller
muten ebenso großartig an wie in den vergangenen Jahren", teilte der
Genfer Salon im Vorfeld mit, doch aus der bloßen Notwendigkeit, daszu kommunizieren, klingt schon die wahre Lage durch. Messen wie die
AMI in Leipzig spüren eine Absageflut, auch die nächste Vienna
Autoshow ist keineswegs sicher. Vor diesem Hintergrund wird die
Genfer Messe zum letzten großen Schaulaufen, bevor - nicht nur bei
Saab -schmerzhafte Entscheidungenfallen müssen. Doch der Glanz ist
verblichen, Brancheninsider und Öffentlichkeit erwarten klare
wirtschaftliche Aussagen. Um noch einmal Falco zu zitieren: Die
"schöne Wäsch" vergangener Jahre reicht nicht aus, wenn von
"Millionen Cash" keine Rede mehr sein kann.