Während sich Regierung und Autohandel mit 1.500 Euro Ökoprämie für
schrottreife Fahrzeuge zur Ankurbelung des lahmen Neuwagenabsatzes
gegenseitig auf ihre "grüne" Schulter klopfen, müssen sich die
Verkäufer unter einem sich weiter eintrübenden Konjunkturhimmel
behaupten. Ohne das Auto begleitende Kostensenkungsmaßnahmen wird es
schwer, den Autofahrer bei der Stange zu halten.
Von den immer stärkeren Auswirkungen der globalen Finanzkrise, die
auch Österreich voll erwischt haben, ist besonders die Autobranche
betroffen. Als Antwort darauf erblicken inzwischen acht europäische
Regierungen in der Gewährung einer Verschrottungsprämie einen Anreiz
zum Kauf eines Neuwagens. Die österreichische Bundesregierung hat
sich unter diesem Druck entschlossen, auch eine Umweltprämie
einzuführen. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die 2.500 Euro Ökogeld
voll vom Staat getragen werden, zahlen die heimischen Importeure 500
Euro und der Fahrzeughandel 250 Euro zur paritätischen Vereinbarung
derFaymann-Regierung dazu. In Summe sind das neppig anmutende 22,5
Millionen Euro, die der Bund zum Austausch von 30.000 Altwagen auf
Fahrzeuge mit mindestens Euro-4-Standard beisteuert.
So läuft die Aktion
1.500 Euro werden einer "natürlichen Person" (Privatkäufer) gewährt,
die zuletzt das Altfahrzeug, mindestens 13 Jahre alt und
fahrtauglich, über die Dauer von mindestens einem Jahr auf ihren
Namen in Österreich zugelassen hatte. In diese Kategorie fallen lt.
Statistik Austria 390.000 Einheiten der Schadstoffklasse Euro 0und
734.000 Altautos Euro 1. Die Laufzeit der Prämienaktion wurde vom 1.
April bis 31. Dezember 2009 bemessen. Der Autohandel wird jedoch
sofort mit der Werbung einsetzen. Unter Beifügung eines Originals des
Verschrottungsnachweises durch eine heimische Shredderanlage und
eines Nachweises der Zulassung des Alt-und des Neufahrzeugs von der
Zulassungsstelle zahlt das zuständige Ministerium innerhalb von vier
Tagen dem Fahrzeughalter das Geld aus. Das Autohaus wird ohne
Kostenersatz für die Umsetzung im Sinne des Käufers Sorge tragen
(Abwicklungsverfahren siehe rechts im Kasten). Wirtschaftsminister
Dr. Reinhold Mitterlehner lässt wegen der kritischen öffentlichen
Meinung keinen Zweifel über die Teilung der Kosten aufkommen: "Das
ist der Maßstab für die begrenzte Einführung der Abwrackprämie." Auf
die Kritik vieler Medien über eine einseitige Bevorzugung der
Automobilbranche wirft der vormalige Wirtschaftskämmerer ein, dass es
sich bei dieser Maßnahme immerhin um eine Schlüsselbranche mit
300.000 Arbeitsstellen bei den österreichischen Autozulieferern und
75.000 im Kfz-Handel und -Service handelt. Mangels permanent leerer
Staatskassen dürfe man sich keine Verlängerung der Aktion oder
weiterreichende Stützungsmaßnahmen erwarten, fügt der Minister flink
hinzu: "Jetzt soll einmal die Aktion beginnen." In Deutschland führte
der 2.500-Euro-Abwrackbonus gleich nach der Einführung zu einem Run
auf die Autohäuser.
Kompromiss besser als nichts
"Natürlich ist die monetäre Ausbeute unbefriedigend", klagt
Autohandelssprecher Dr. Gustav Oberwallner. "Ein Kompromiss ist aber
immer noch besser als nichts." Denzel-Vorstandssprecher Ing. Alfred
Stadler bläst angesichts der kritischen Neuwagen-Marktsituation ins
selbe Horn und ringt nach Verkaufsargumenten: "Der Wegfall der
Altfahrzeuge und Ersatz durch Fahrzeuge neuester Technik schützt
zusätzlich die Umwelt, erhöht dadurch die Verkehrssicherheit und
schont aufgrund geringerer Kraftstoffverbrauchswerte die Geldbörse
der Autofahrer." Für Importeurssprecher Mag. Ingo Natmessnig setzt
dieRegierung ein Zeichen, dass sie hinter der klein-und
mittelständischen Struktur des Fahrzeughandels steht. Sein im Detail
befasster Geschäftsführer im Arbeitskreis der Importeure Dr.
Christian Pesau konnte in der ambivalenten Themenstellung auch einen
Konsens zu den KfzTechnikern herstellen, diedurch eine Verringerung
des Altfahrzeugbestandes den Verlust von Reparatur-und Servicevolumen
befürchten.
Erhaltungskosten zu hoch
Gestandene Autoverkäufer begrüßen jede verkaufsbelebende Aktion, wie
sie auch die Ökoprämie darzustellen vermag, vermissen aber, wie von
vielen auf dem Eurotax-Branchenempfang ventiliert wurde, nach
Auslaufen der Regierungshilfe einen Plan B. Immer zahlreicher
werdende Kurzarbeitszeitmodelle dynamisieren die Arbeitslosigkeit,
was den Konsum weiter stark einschränkt. Daher müssen die Kosten
weiter runter, mehren sich die Stimmen. Dabei geht es nicht um NoVA
und Umsatzsteuererleichterungen allein: Kfz-Steuern, Mauten und
Parkgebühren lassen neben den wohl bald wieder steigenden
Spritpreisen die Kosten explodieren. Werden diese Posten nicht auch
angepasst, kann das Autohaus bald das Auto "verschenken" und der
Käufer will es nicht, weil er sich die Erhaltungskosten schlicht
nicht mehr leisten kann. Ein Plan B muss her.
Abwicklungsverfahren
für eine möglichst unbürokratische und nicht betrugsanfällige
Abwicklung zur Gewährung einer Ökoprämie:
Der Händler kalkuliert den Preis für den Neuwagen ohne
Berücksichtigung der Verschrottungsprämie und übernimmt das
Altfahrzeug zur Verschrottung, die durch einen Verschrottungsnachweis
zu belegen ist.
Die Zulassungsstelle erteilt im Zuge der Ab-bzw. Anmeldung des
Fahrzeugs und unter Einsichtnahme in die Genehmigungsdatenbank eine
Bestätigung über die für die Inanspruchnahme der Ökoprämie relevanten
Fristen (Datum jeweils der Erstzulassung und der Anmeldung auf den
Begünstigten).
Im Zuge der Abholung des Neufahrzeugs beim Händler beantragt dieser
über "Finanz-Online" unter Bekanntgabe der Kontonummer des Käufers
und der UID-Nummer des Händlers die Ökoprämie.
DieÜberweisung der Ökoprämie erfolgt in voller Höhe durch das
Bundesministerium für Finanzen direkt an den Käufer. Zeitgleich
ergeht ein Informationsschreiben des
Wirtschaftsministeriums/Finanzministeriums/Autobranche an den Käufer.
Die Rückverrechnung mit dem Importeur bzw. Händler erfolgt über das
Bundesministerium für Finanzen monatlich.