Wie wird sich das rückläufige Neuwagengeschäft auf den
Werkstättensektor auswirken? Positiv, lautete der Tenor der auf
innerbetriebliche Kompensation hoffenden Messebesucher.
Rund 280.000 Neuzulassungen lautet die derzeitige Neuwagenprognose
von Porsche Austria. Auf dieser Basis werden auch die Zielvorgaben
geplant. "Vielleicht müssen wir das im Lauf des Jahres auch noch
etwas nach unten revidieren", ist für Sprecher Hermann Becker eine
flexible Anpassung auf 270.000 Stück denkbar. Dies entspricht der
Einschätzung anderer Marken. So wurde auf der Mazda-Händlertagung
anlässlich der AutoZum die dreiprozentige Jahresbonifikation 2009 vom
Erreichen des Volumens 2008 minus 8 Prozent abhängig gemacht. Manche
Händler betrachten das ohne wirksame Stützungsaktionen als zu
optimistisch. Sie halten auch ein Minus von 20 Prozent für denkbar
-vor allem, wenn die Kurzzulassungen aus diesen Verkaufszahlen
rausgerechnet werden. Erfahrungsgemäß halten die Neuwagenkunden die
ersten vier Jahre ihrem Autohaus die Treue und wechseln dann zu
freien Werkstätten. Damit wären diese die Gewinner der Absatzflaute.
"Ich kann mich über die Krise nur freuen", ist Gerhard Zeiner,
Sprecher der freien Werkstätten, daher optimistisch. Für seriöse
Stammkunden, die sich in einer wirtschaftlichen Klemme befinden, hat
der Toyota-Partner Karl Scheibelhofer aus Ziersdorf ein besonderes
Zuckerl parat. Bei ihm gibt es gelegentlich eine Reparatur auf
Kredit. "Das kann man natürlich nicht an die große Glocke hängen,
sonst hat man gleich den ganzen Ruß im Geschäft", meint dazu Zeiner.
Dies wird möglicherweise nötig sein, um die Konkurrenz durch
Fastfitter und Pfuscher in Grenzen zu halten. Für Letztere hat sich
Josef Wiener, Landesinnungsmeister im Burgenland, ein spezielles
Programm ausgedacht: die Zusammenarbeit mitFinanzfahndern, denen
besonders rege Nachbarschaftshelfer ans Messer geliefert werden. Die
Fahnder holen sich "schwarze" Kostenvoranschläge, um sich handfeste
Beweise zu verschaffen.
Marketing wie beim Optiker
Die für Fastfitter wie Pfuscher interessanten Kunden fahren jene
betagten Fahrzeuge, die Gremialchef Dr. Gustav Oberwallner mit der
Verschrottungsprämie aus dem Verkehr ziehen will. Sein
Funktionärskollege Wiener steht dem reserviert gegenüber. Er hat
stattdessen eine Marketingmasche aus dem Brillenverkauf adaptiert:
Für jedes Zulassungsjahr gibt es 1 Prozent Rabatt auf die zur
Reparatur nötigen Ersatzteile, die Arbeitszeit wird voll verrechnet.
Bei einem 10 Jahre alten Auto kann ein Wiener-Kunde somit 10 Prozent
Teilerabatt lukrieren. Weg vom Apothekerimage -das scheint derzeit
das Hauptanliegen der Markenwerkstätten zu sein. Glänzende Fassaden
signalisieren den Kunden hohe Preise. "Das ist in erster Linie ein
Kommunikationsproblem", sagt Chrysler-Mann Herbert Gruber. "Wir
müssen die niedrigen Richtwerte der Hersteller einhalten, die Freien
nicht", würden diese bei ihren Kunden beimühsamen Reparaturen an
verschlissenen Altfahrzeugen den tatsächlich angefallenen Zeitaufwand
verrechnen. Unter dem Strich komme dann meist dasselbe heraus. Vor
den Pfuschern hat er als Sprecher der Importeure im Lackund
Karosseriebeirat keine Angst: "Die hat es schon früher gegeben und
wird esweiterhin geben."
Teufelskreis der Kündigungen
So unbegründet ist eine derartige Angst allerdings nicht. Sollte es
in der Branche zu einem gröberen Personalabbau kommen, werden die
Gekündigten den Lohnausfall in der Schattenwirtschaft kompensieren.
Dadurch wird es bei regulären Betrieben zu Auftragsausfällen kommen,
die wiederum Kündigungen nach sich ziehen: ein nicht zu
unterschätzender Teufelskreis. Edwin Wetzel, Chef eines grenznahen
Acht-Mann-Betriebes in Vorarlberg, ist mit seiner Betriebsauslastung
noch zufrieden. Bei steigender Arbeitslosigkeit werde der Pfusch aber
zweifellos zunehmen. Hinzu komme die Unsicherheit über
Stützungsaktionen im Neuwagenverkauf, die Gebrauchte unter Druck
brächten. "Dieses Problem spürt man schon jetzt in Deutschland",
braucht Wetzel nur einige Kilometer zum Nachbarn hinüberschauen. Vor
allem Leasingrückläufer in der gehobenen Preisklasse seien dort nur
mit massiven Verlusten zu verkaufen, dafür sei der Markt unter 10.000
Euro leergefegt. Als Geschäftsführer von DAT Austria steht Stefan
Klaus mit vielen Kfz-Betrieben in engem Kontakt. Seine Kunden
versichern ihm, dass der Jänner in der Werkstatt so gut gelaufen sei
wie noch nie. Vielleicht, meint Klaus, werde also schon demnächst
"das Ganze wieder in geordnete Bahnen kommen".