Im VGP Park im tschechischen Mlada Boleslav, rund zwei Kilometer vom Skoda-Werk entfernt, wird sich demnächst ein neuer Zulieferer ansiedeln. Daran wäre nichts Besonderes, würde der Zulieferer nicht YAPP heißen und aus China kommen.

Der Volkswagen-Konzern hat YAPP beauftragt, ab 2012 Treibstofftanks für ein neues Skoda-Modell zu fertigen. Während die europäischen Autound Teilehersteller dabei sind, ihr Engagement in China und Indien zu steigern, holt VW also einen rein chinesischen Hersteller wichtiger Teile ins Herz Europas. "Es gibt Teile, vor allem Elektronikteile oder Gläser, die man inAsien sehr konkurrenzfähig beschaffen kann. Unser Einkauf wird eine größere Internationalisierung erfahren", sagt dazu Winfried Vahland, seit September neuer Vorstandsvorsitzender von Skoda und zuvor Chef der China-Aktivitäten von VW.

Start mit dem VW Santana

YAPP, ein Joint Venture von State Development&Investment Corporation (SDIC) und Shanghai Automotive Industry Co. (SAIC), wurde 1988 zur Produktion von Tanks für den VW Santana gegründet. Heute wird nicht nur für die chinesischen VW-Gemeinschaftsunternehmen, sondern auch für GM, Ford und andere Autohersteller produziert.

Die in Yangzhou angesiedelte Firma betreibt eine Joint-Venture-Fabrik in Indien und hat 2010 einen australischen Kunststofftankherstellerübernommen. Ebenfalls im Vorjahr hat YAPP mit der Produktion im russischen Kaluga begonnen, wo das dortige VW-Werk beliefert wird. Das Unternehmen hat sich für die kommenden Jahre das Ziel gesetzt, zu einem der fünf größten Kunststofftankhersteller der Welt zu werden.

Auf Einkaufstour im Westen

Noch zählt YAPP zu den seltenen Beispielen einer direkten Expansion nach Europa. Doch in anderen Fällen kaufen die Chinesen renommierte westliche Zulieferer auf. Das gilt etwa für Teile der früheren GM-Tochter Delphi. So hat Pacific Century Motors, ein Joint Venture des chinesischen Zulieferers TempoGroup und der Investitionsfirma der Pekinger Stadtregierung E-Town, die 2009 durch die Rückübernahme einiger Delphi-Teile entstandene Lenksystem- und Antriebsstrangsparte Nexteer von GM übernommen. BeijingWest Industries wiederum hat Teile der Federungs-und Bremsensparte von Delphi erworben.

Spar mit dem Inder

Es sind nicht nur die Chinesen, die nach Europa expandieren. Mehrere europäische Zulieferer haben inzwischen indische Eigentümer bekommen. So hat der indische Lieferant PMP Auto Components 2007 einen Scheibenwischerhersteller im ungarischen Veszprém erworben und später ein tschechisches Werk mit demselben Programm Magna abgekauft. Während die Inder die ungarische Firma PMP Bakony schließen wollen, bauen sie die Produktion bei PMP PAL International in Prag aus.

Die indische Samvardhana Motherson Group wiederum hat 2009 den Rückspiegelhersteller Visiocorp, früher als Schefenacker bekannt, übernommen. Zu den wichtigen Werken, die nun unter SMR Automotive Mirror Technology firmieren, zählt auch eine Fabrik im ungarischen Mosonszolnok nahe der österreichischen Grenze. Die Inder haben sich für eine Verdoppelung der Produktionskapazität in Ungarn entschieden und errichten gerade ein zweites Werk im ebenfalls grenznahen Mosonmagyaróvár. Die für bis zu 250 Mitarbeiter bestimmte Fabrik soll im April fertiggestellt werden. Das in Győr angesiedelte Forschungs- und Entwicklungszentrum wird ebenfalls nach Mosonmagyaróvár übersiedeln.