Neben der Werkstatt gilt der Gebrauchtwagenhandel in der Kfz-Branche
als der Ertragsbringer schlechthin. Das Internet kann die
Geschäftschancen weiter verbessern: Vorausgesetzt, man versteht es
geschickt zu verwenden.
Über mangelnde Gebrauchtwagenverkäufe beklagen sich derzeit nur
wenige Händler. Die Vorjahreszahlen werden laut Einschätzung von
knapp 80 Prozent der Betriebe heuer wiederholt oder gar übertroffen.
Das gilt für Unternehmen jeder Größenordnung: So wird ein Viertel der
150 von uns befragten Firmen 2011 weniger als 50, gut ein Fünftel
dagegen über 200 Gebrauchte verkaufen
Schwierige Verfügbarkeit
Die tatsächlichen Absatzzahlen hängt weniger von der Nachfrage als
von der Verfügbarkeit ab: Für ein Drittel der Betriebe hat sich diese
gegenüber 2010 verschlechtert, weitere 61 Prozent berichten von einer
unveränderten Bezugssituation. Gibt es einen Ausweg? Nach wie vor ist
der Eintausch von Kundenfahrzeugen die mit Abstand wichtigste Quelle,
um den Gebrauchtwagenplatz zu füllen. Doch diesbezüglich ist Vorsicht
geboten: Immer mehr Autofahrer vermarkten ihr Fahrzeug lieber selbst,
zumal das Internet dafür ausgezeichnete Möglichkeiten bieten.
Eingetauscht wird oft nur mehr, was nicht zum gewünschten Preis an
Mann oder Frau gebracht wird: etwa deshalb, weil teure Reparaturen
nötig sind, die der Händler ebenso in seinen Verkaufspreis
einkalkulieren muss wie die zweijährige Gewährleistungspflicht.
Blicküber die Grenzen
Doch warum nicht das Internet zum eigenen Vorteil verwenden? Für 63
Prozent sind die virtuellen Marktplätze bereits "sehr wichtig",
darauf verzichten will überhaupt keiner der Befragten. Es gilt aber,
das weltweite Netz auch richtig einzusetzen- etwa durch eine breite
Streuung, durch das gezielte Nutzen unterschiedlicher
Segmentvorlieben und das Beachten nationaler Preisunterschiede. Dass
48 Prozent der Betriebe schon auf 4 oder mehr Onlinebörsen ein-und
immerhin 29 Prozent verkaufen, zeigt, dass sich viele Unternehmer
dieser Tatsachen bewusst sind. Doch eines ist im Internetzeitalter
mindestens ebenso wichtig wie in den Jahrzehnten davor: Das gesunde
Gespür für Chancen, Risiken, aktuelle Marktverhältnisse und den
"richtigen" Preis.
>> Im Gebrauchtwagengeschäft zeigt sich ein differenziertes Bild,
wenn es um die Zufriedenheit mit den Verkaufsabschlüssen geht.
Während sich Markenautohäuser durchaus zufrieden zeigen mit der
Entwicklung, herrscht bei den ungebundenen Kfz-Betrieben eher
gebremster Optimismus. Ausschlaggebend für eine erfolgreiche underfolgsversprechende Vermarktung bei Gebrauchtwagen ist die optimale
Bestückung des Portfolios. Ein aktives Portfoliomanagement ist
deshalb unerlässlich. Da die meisten Fahrzeuge traditionell über den
Eintausch ins Autohaus gelangen, bleibt hier wenig Spielraum für
Wunschfahrzeuge. Das Internethingegen, allen voran die einschlägigen
Fahrzeugbörsen wie AutoScout24, bietet dem Handel die Chance, gezielt
Fahrzeuge zuzukaufen, die den vorhandenen Bestand optimal ergänzen
und so zum Unternehmenserfolg beitragen. Kein Wunder, dass 90 Prozent
der Autohändler diese Quelle bereits als wichtigeEinkaufsquelle
ansehen!<<
Michael Freund, Country Manager Austria von AutoScout24
>> Online-Autobörsen und deren zentrale Bedeutung als
Vertriebsanbahnungskanal sind längst unstrittig. Dies gilt für die
Kunden, aber gemäß den vorliegenden Ergebnissen auch für die
Händlerseite. Lediglich 5 Prozent der Händler zählen zu den
"Unbelehrbaren", die mit keinem Anbieter kooperieren -ein Wert,mit
dem die österreichischen Händlern übrigens sogar ein Stück moderner
sind als ihre deutschen Kollegen. Doch das Einstellen der Fahrzeuge
reicht zum erfolgreichen Verkauf noch lange nicht. Neben einer
aussagekräftigen (wahren) Beschreibung und Bildern des Fahrzeugs
spielt vor allem das Reaktions-und Antwortverhalten beim Händler eine
große Rolle. Wer hier keine professionellen Prozesse in seinem
eigenen Betrieb implementiert hat, verschenkt mitunter großes
Potenzial. Man darf über den mangelnden Verkaufserfolg einer Börse
nicht jammern, wenn man es selbst nicht schafft, im eigenenBetrieb
jede Anfrage innerhalb von längstens 24 Stunden zu beantworten. Der
Kunde wartet im Zweifel eben nicht!<<
Niklas Haupt, Partner von puls Marktforschung
Zwischen Statistik und Marktwahrheit
Es ist ein ebenso alter wie bekannter Zusammenhang: Sinkt die
Nachfrage, steigen die Rabatte. Dies ist laut unserer jüngsten
Branchenumfrage im Oktober im Neuwagenbereich geschehen. 60 Prozent
"zufriedene" oder gar "sehr zufriedene" Händler bedeuten den
niedrigsten Wert seit über einem Jahr, die Nachlässe haben dagegen
das Rekordniveau vom Februar eingestellt. Wie passt das zu den Monat
für Monat in die Höheschnellenden Neuzulassungsstatistiken?
Freie Händler unter Druck
Verdient wird bekanntlich vor allem in den Werkstätten, in denen die
Auslastung auf eher niedrigem Niveau verharrt, sowie im
Gebrauchtwagenbereich. Dort sind die Rabatte weitgehend konstant, die
Bewertung des Geschäftsgangs fällt ähnlich aus wie im September. Doch
auffällig: Exakt die Hälfte der freien Händler ist "weniger
zufrieden", bei den Markenbetrieben sind es nur 27 Prozent. Von
diesen sind wiederum 46 Prozent "zufrieden", bei den "sehr
zufriedenen" Stimmen halten sich Markenhändler (18 Prozent) und
ungebundene Firmen (19 Prozent) die Waage.