Es gehört zu den erprobten Methoden der Industrieproduktion, für künstlichen Verschleiß zu sorgen, um den Bedarf nicht durch langlebige oder dauerhaft haltbare Produkte zu beeinträchtigen. Im Alltag begegnet man dem Phänomen laufend: Die Glühbirne brennt durch, der Laserdrucker gibt den Geist auf oder das Getriebe eines Autos geht bereits fünf Jahre nach der Erstanmeldung kaputt.

Kartell für kürzere Haltedauer

In Kalifornien hängt in einer Feuerwache die älteste Glühbirne der Welt. Sie brennt seit dem Jahr 1901, hat zwei Webcams überlebt und stammt aus der Zeit, als das einschlägige Kartell noch nicht dafür gesorgt hat, dass keine Lampe mehr als 1.000 Betriebsstunden hält.

Mittlerweile sorgt auch die Erscheinung des "moralischen Verschleißes" dafür, dass die Wegwerfgesellschaft ihren Namen verdient. Die fortlaufende modische Neuinszenierung nicht nur von Kleidung, sondern Produkten aller Art bewirkt, dass der Konsum angekurbelt wird, obwohl ständig von Nachhaltigkeit die Rede ist und Rohstoffkrisen an die Wand gemalt werden.

Teiletausch statt Reparatur

Ein kritischer Blick auf die Automobilwirtschaftüberzeugt davon, dass Obsoleszenz auch in dieser Branche massiv gelandet ist. Am deutlichsten wird das am zunehmenden Einsatz von Elektrik und Elektronik der in den Fahrzeugen verbauten Systeme. Mechanische Teile werden durch elektronische Komponenten ersetzt. Die früheren Reparaturbetriebe, die die Hauptarbeitszeit für Instandsetzungsarbeiten aufgewendet haben, haben sich zu Teiletauschstationen gewandelt, in denen am meisten Zeit für die Diagnose verbraucht wird, um anschließend Alt- durch Neuteile zu ersetzen.

Das entspricht demüblichen Bild der Marktwirtschaft, das vorsieht, dass die Wirtschaft ständig wächst und jedes Autohaus jedes Jahr mehr Fahrzeuge verkauft. Angeblich verkauft am meisten Autos der Hersteller, der aus Sicht der Kunden den höchsten Kundennutzen (z. B. optimales Preis-Leistungs-Verhältnis) bietet.Angesichts der krisenhaften Entwicklung - insbesondere in Europa bei massiv rückläufigen Masseneinkommen - fragt man sich langsam, aber sicher, worin dieses Optimum beim Kundennutzen besteht. In der Praxis zeigt sich, dass es zu einer immer stärkeren Fragmentierung des Marktes kommt. Während einerseits die steigende Zahl von Reichen und Superreichen dem Markt für Luxus-und Oberklassemodellen zugute kommt, gibt es andererseits immer mehr Menschen, die statt Neuwagen zu kaufen, ihre Gebrauchten so lange wie möglich über die Runden zu bringen

Statistisch erwiesen ist, dass die Behaltedauer von Pkws stark zunimmt. Immer mehr Menschen bringen sich aus Vernunftgründen für Nachhaltigkeit und gemeinsame Verantwortung für die Gesellschaft ein und werfen den Wachstumszwang über Bord. Kurbelt die Automobilwirtschaft den Markt weiter mit geplanter Obsoleszenz an, wird sie am Ende gegen die Wand fahren. Castrol setzt längst nicht mehr auf Menge, sondern die Zukunftsfähigkeit der Partner. Auf lokaler Ebene sind Gegenmodelle im Entstehen: etwa die gekonnte Reparatur von Elektronikteilen, die bisher - zu hohen Preisen - nur getauscht werden. Um die Kundschaft in den Kfz-Werkstätten zu halten, die über ältere Gebrauchtwagen mit elaborierter Elektronik verfügen, werden Netzwerke erforderlich, die derartige Teile zu reparieren in der Lage sind: ein Geschäftsmodell mit Zukunft! (LHO)

Obsoleszenz: Die geplante Obsoleszenz ist Teil einer Produktstrategie. Im Herstellprozess werden bewusst Schwachstellen eingebaut, Lösungen mit absehbarer Haltbarkeit oder Rohstoffe von schlechter Qualität eingesetzt. Das Produkt wird schnell schad- oder fehlerhaft, kann nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden.

Nächste Veranstaltung am 9. Mai um 18 Uhr in Villach