"Größer -Schneller -Luxuriöser", so das inoffizielle Motto der 14.
Shanghai Autoshow, die seit 2009 -abwechselnd mit der Auto China in
Peking -für acht Tage die Stadt am Huangpu-Fluss zum "Neuen Detroit
Asiens" kürt. Das diesjährige, offizielle Leitthema "Innovation für
eine bessere Zukunft" spiegelt den ungebrochenen Wachstumsglauben der
chinesischen Autoindustrie wider.
China als der weltweit größte, aber auch am schnellsten wachsende,
Absatzmarkt -2010 mit einem Plus von 32 Prozent im Pkw-Segment,
insgesamt 13,3 Millionen verkaufte Autos und Minibusse -hat auch die
Shanghai Autoshow inzwischen zu einer internationalen Premieren-Messe
aufgewertet.
Doch die Zeiten der zweistelligen Zuwachsraten scheinen 2011 zu Ende
zu gehen: "Magere" 8 Prozent Absatzsteigerungen bei Limousinen in den
ersten drei Monaten (aber bei MPV ein Plus von 21 Prozent, im
SUV-Segment sogar satte 53 Prozent), Ausweitung der Beschränkungen
von Neuzulassungen in den großen Mega-Citys wie Peking und Shanghai,
lassen eine erste Sättigungsphase und Verschnaufpause in der
Massenmobilität insbesondere im mittleren Fahrzeugsegment erkennen.
Dennoch sind die deutschen Markenhersteller weiterhin optimistisch:
"China ist der Markt, wo wir am schnellsten wachsen", posaunt
Daimler-Chef Dieter Zetsche, dem VW-Primus Martin Winterkorn mit
harten Zahlen kontert und die magische Glücks-(wachstums)zahl 18
Prozent für alle Fahrzeugmodelle im 1. Quartal 2011 mit
stolzgeschwellter Brust auf der Messe verkündete. Offizielle
Statistiken sprechen eine etwas differenzierte Sprache: Im
Jahresvergleich ist der Absatz in der Oberklasse im Jänner und
Februar um 18 Prozent eingebrochen. Unter den Top-10-Modellen scheint
nur BMW mit seiner lokalen 3erund 5er-Produktion weiterhin in der
Gunst der immer zahlungskräftigeren Kunden ganz oben zu liegen.
Um den 60.000 "Superreichen" im kommunistischen China mit einem
Einzelvermögen von mehr als 10 Millionen Euro ringen inzwischen auch
die Supersportwagenmarken wie Maserati (2010: 400 verkaufte
Fahrzeuge), Bentley (Zuwachs 95 Prozent in 2010), Ferrari und Aston
Martin. Es gilt die Devise: noch schnell die Businesslimousine um
einen Wochenendsportler ergänzen, bevor man die nächste Etappe in
Angriff nimmt und einen Privatjet bestellt.
Superlativ das Messemotiv
Auf 220.000 m 2 Fläche (35 Prozent mehr als 2009) buhlten heuer 2.100
Aussteller (2009: 1.500) um die Gunst der Auto-und
Komponenteneinkäufer. Unter den insgesamt 1.100 ausgestellten
Fahrzeugen stieß der Besucher auf beinahe 200 neue Fahrzeugmodelle
(2009: 129), wobei die chinesischen Eigenmarken mit 80
Neuerscheinungen erstmals vor den europäischen (63), japanischen
(31), amerikanischen (16) und koreanischen (5) Modellvorstellungen in
Führung lagen. Das Reich der Mitte gibt kräftig Gas und die deutschen
Hersteller halten mit.
Etliche Weltpremieren: Allen voran die VW-Gruppe, die die Neuauflage
des Beetle spektakulär und Kontinente überspannend im Rahmen einer
MTV-Eventkooperation in New York und Berlin inszenierte.
Audi-Herrscher Rupert Stadler zog nach und enthüllte vor dem
Verkaufsstart im Juni den neuen Kompakt-SUV Q3 in Shanghai.
InÖsterreich sind chinesische Hersteller wie Geely, Chery, BYD und
Great Wall zumindest namentlich schon bekannt; manches Fahrzeug hat
sich in der Alpenrepublik bereits gezeigt.
Obzwar die technologische Aufholjagd (Reizwort: Euro V, Euro NCAP)
der Eigenmarken voranschreitet, ist bei den Gesprächen mit
chinesischen Herstellern die Begutachtung der Wille zum Export
unübersehbar.
Einsatzfähig und -willig
War es für chinesische OEM vor der Weltwirtschaftskrise noch
interessant, sich in der "automotiven Festung" Mitteleuropas rasch zu
etablieren, um (wirtschaftspolitisches) Ansehen und Prestige zu
erlangen, haben diese nach der Finanzkrise des Westens deutlich
weniger Interesse daran (und es auch nicht mehrnötig). Das Landwind-
und Brilliance-Debakel hat den übrigen Herstellern vor Augen geführt,
dass der (mittel)europäische Autokäufer andere Prioritäten beim
Fahrzeugkauf hat. Was vorrangig zählt, ist ein nach europäischen
Maßstäben entwickeltes, sicheres Auto mit tadelloser
Verarbeitungsqualität. Chinesische Markenhersteller haben inzwischen
erkannt, dass den Zusatzkosten und Investments (Technologie-Upgrade,
Imageaufbau, Händler-und Servicenetzwerk) für den europäischen
Markteintritt nur eine moderate Absatzsteigerung gegenübersteht. Es
ist für sie viel leichter, in "Emerging Markets" wie beispielsweise
nach Südamerika, in den Mittleren und Nahen Osten, nach Neuseeland,
Australien und Osteuropa zu exportieren und dort gut zu verdienen,
als reife und gesättigte Märkte wie Österreich und Deutschland in
Angriff zu nehmen. Man ist vorsichtig geworden mit der offiziellen
Ankündigung eines Marktstarts in Österreich, aber eines ist klar: Sie
kommen bestimmt. Und wenn sie bei den heimischen Importeuren
eintreffen, dann werden sie die Kinderkrankheiten wie seinerzeit die
erste Welle japanischer und in Folge koreanischer Autos nicht mehr
aufweisen.
Die Denzel Auto Gruppe sondiert seit 2007 den chinesischen
Herstellermarkt und führt mit mehreren Marken Gespräche. "Wir werden
erst dann chinesische Autos unseren Kunden offerieren, wenn diese
allen europäischen Sicherheits-bzw. anerkannten Fahrzeugstandards
entsprechen und das Preis-Leistungs-Verhältnis attraktiv ist", bleibt
Ing. Alfred Stadler, für seine asiatischen Gesprächspartner Präsident
und CEO der Denzel Auto Group, seiner Vorsicht weiter treu.