Woher bekommen die "Pfuscher", die Kfz-Werkstätten um dringend
benötigte Umsätze bringen, die benötigten Ersatzteile? Zweifellos vom
Teilehandel. Das haben auch die Fahnder der Finanz erkannt, die
diesen Bereich nun näher unter die Lupe nehmen.
Ohne Ersatzteilbelieferung wären die meisten Pfuscher brotlos. Spät,
aber doch haben es die Finanzbehörden für Wert befunden, dieser
offenkundigen Tatsache nachzugehen. Die ersten Betriebsprüfungen sind
bereits im Laufen. In nächster Zeit müssen aber nicht nur
Teilehändler und Pfuscher zittern: Auch der eine oder andere
Kfz-Betrieb muss als Kunde des Großhandels mit einem unangemeldeten
Besuch der Finanzer rechnen.
Mühsamer Kampf
Die Bundesinnung hat bereits seit Jahren versucht, der schwarz
arbeitenden Konkurrenz das Handwerk zu legen. Mit der Argumentation
des unlauteren Wettbewerbs wurde zivilrechtlich versucht, verdächtige
Hinterhofbetriebe aus dem Verkehr zu ziehen. Die Erfolge hielten sich
in bescheidenen Grenzen. Sie lohnten den Aufwand nicht. Die nüchterne
Bilanz der Pfuscher-Jäger: Außer Spesen nix gewesen. Auch die
Gewerbebehörden bissen sich an den "Profipfuschern", die sowohl aus
dem Inland als auch aus dem grenznahen Ausland agieren, die Zähne
aus.
"Staatsanwalt spart Rechtsanwalt"
Vor allem in Wien und Niederösterreich erlebten die "privaten"
Kfz-Werkstätten in den vergangenen Jahren eine ungeahnte Blüte. Die
damit verbundene Wettbewerbsverzerrung ließ die Kammerfunktionäre
über Alternativen nachdenken. Schließlich ist die gewerbliche
Schwarzarbeit kein Kavaliersdelikt: Das Finanzstrafrecht hat dafür
Strafen bis zu zwei Jahren Gefängnis parat. Jene, die den Pfuschern
zur Hand gehen und sie mit den erforderlichen Ersatzteilen beliefern,
sind dabei als "Gehilfen" zu qualifizieren. Nach dem Motto
"Staatsanwalt spart Rechtsanwalt" wurden entsprechend dieser neuen
Strategie den Behörden die ersten Hinweise geliefert.
Ins Visier gerieten in erster Linie Großhändler mit starken
Filialnetzen. Besondere Pikanterie: Manche dieser Firmen pflegen
"Vorzugsbeziehungen" mit angeschlossenen Werkstattnetzen, lasten ihre
Filialen aber dennoch mit dem florierenden Abholergeschäf" aus.
Organisierte "Heimwerker"
BesonderenÄrger erregten jene Lieferanten, die dem Graumarkt bessere
Konditionen als dem regulären Handwerk eingeräumt hatten. Für einen
Außenstehenden mag dies verständlich sein, wenn man bedenkt, dass die
"schwarzen" Kunden durchaus höhere Umsätze einbringen können als die
als "Partner" tituliertenKfz-Betriebe. Diese schäumen freilich: So
ortete der Langenzersdorfer Kfz-Meister Friedrich Kellinger in seiner
Nähe Betriebe, in denen rund um die Uhr gearbeitet wurde. "Garagen zu
mieten" soll dabei den Anschein erwecken, dass dort harmlose
Autofahrer nach dem Motto "do it yourself" ihr Fahrzeug in Schuss
halten. "Ich kenne in meinem Gebiet fünf andere, die das auch so
machen", sieht der altgediente Kammerfunktionär in seinem
Einzugsgebiet immer mehr Kunden in den Graumarkt abwandern.
"Vorzugskonditionen für Hinz und Kunz"
"Bei mir gibt es keinen Millimeter schwarz",ärgert sich
Ausschussmitglied Georg Schmuttermeier über die Doppelzüngigkeit
mancher Teile-Lieferanten. Er musste für seine Mitgliedschaft bei
einem (der Redaktion bekannten) Werkstattsystem einen Aufnahmebeitrag
zahlen und eine Mindestabnahme garantieren. Im Gegenzug bekam er, bei
insgesamt vier Rabattstufen, den höchsten Nachlass versprochen.
"Heute werden Hinz und Kunz mit den selben Konditionen wie die
Konzeptpartner beliefert", sieht er darin einen klaren
Wettbewerbsnachteil zu den von derartigen Auflagen unbelasteten
Pfuschern. "Wir leiden, weil unsere Kalkulationen unseriös
erscheinen", sagt Schmuttermeier: Die Kunden würden angesichts der in
den Filialen des (Salzburger) Teilehändlers gewähren Rabatte über die
von der Werkstätte angebotenen Konditionen nur noch lachen.
"Rabattstufen sind einzuhalten", hat Schmuttermeier keinerlei
Verständnis, wenn Privatpersonen bessere Konditionen bekommen als
sein Betrieb: 50 Prozent auf diverse Filter, wie seine "Mystery
Shopper" bei zahlreichen Testeinkäufen ermitteln konnten. Diese
Urkunden stehen nun auch der Finanz zur Verfügung.
Geschäfte mit "Kurti"
Die Razzien der Behörden haben die Vermutungen des Kfz-Gewerbes
bestätigt. Lieferungen an Pfuscher wurden unter Fantasienamen wie
"Kurti" oder "Franzi" verbucht, der Firmenname wurde lediglich als
"xxxxx" in der Rechnung angeführt. Eine Praxis, die bei den
Finanzstrafsenaten kaum Anklang finden wird.
"Diese Geschäftsgebarung des Teilehandels ist unvertretbar",
kritisiert Kellinger die gängige Praxis. "Dem Pfuscher bleibt die
volle Spanne, die ich versteuern muss", kämpft auch Schmuttermeier
daher seit rund drei Jahren gegen diese Diskriminierung des regulären
Kfz-Gewerbes. Er freut sich darüber, dass die Aktivitäten der Innung
offensichtlich erste Erfolge zeigen.
Betriebsprüfung wie bei Metro
Die Finanz im Nacken sah sich Stahlgruber in den letzten Tagen
veranlasst, auf sämtlichen Lieferscheinen nachvollziehbare
Kundenadressen anzuführen. Damit ähnelt die Situation an die
Betriebsprüfung des Großhändlers Metro in der Gastronomie: Dabei
wurden alle Kunden über die Fakturierung der eingekauften Waren
peinlich befragt wurden. Gab es für den Weiterverkauf des Einkaufs
keine plausible Erklärung, erfolgt eine Schätzung des Finanzamtes und
ein Finanzstrafverfahren, das auch den Lieferanten einige Probleme
bereitete.
Budget gegen Schwarzarbeit
Auch im Kfz-Gewerbe gibt es schwarze Schafe. Die Aktionen der Finanz
bringen daher möglicherweise auch die "eigenen Reihen" der
Kfz-Innungen in Gefahr. Ein Risiko, das zur Beseitigung von
Wettbewerbsverzerrungen bewusst eingegangen wurde. Der
niederösterreichische Landesinnungsausschuss hat auf Initiative von
Innungsmeister Komm.-Rat Friedrich Nagl sogar einstimmig ein Budget
zurPfuschbekämpfung beschlossen. Ein Beispiel, dem möglicherweise
andere Bundesländer folgen werden, was auch manch kritisierten
Teilehändler zur Reorganisation seiner Vertriebskanäle veranlassen
könnte.