Auch in der Zulieferindustrie werden die Zeiten immer schnelllebiger.
Dennoch sieht sich Bosch gut aufgestellt: Davon profitieren nicht
zuletzt dieösterreichischen Standorte.
So schnell kann es gehen: 2009 rutschte Bosch vom Wachstumspfad
erstmals in der Nachkriegsgeschichte in die Verlustzone, im Vorjahr
war die Krise schon wieder aus den Bilanzen verschwunden. "Wir haben
den konjunkturellen Rückgang schneller überwunden als erwartet", sagt
Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung. Der Umsatz des
Zulieferriesen wuchs um 23 Prozent auf etwa 47,3 Milliarden Euro. Aus
dem negativen Vorsteuerergebnis von rund 1,2 Milliarden wurde ein
Plus von 3,5 Milliarden Euro. Im ersten Quartal 2011, berichtete
Fehrenbach bei der internationalen Bilanzpressekonferenz in
Stuttgart, konnte man eine weitere Umsatzsteigerung von rund 15
Prozent verzeichnen: "Wir bleiben zuversichtlich, im Gesamtjahr
erstmals die Marke von 50 Milliarden Euro zu übertreffen."
Wachstum in der Alpenrepublik
Auch inÖsterreich, wo Bosch mit 2.500 Mitarbeitern einen
ansehnlichen Wirtschaftsfaktor darstellt, wurden 2010 wieder Zuwächse
verzeichnet. Der innerhalb der Landesgrenzen erwirtschaftete Umsatz
konnte von 811 auf rund 883 Millionen Euro verbessert werden. Darüber
hinaus fungiert die Wiener Robert BoschAG nach wie vor als
"Brückenkopf" für 9 zentral-und osteuropäische Märkte. Eine
organisatorische Aufgabe, die laut dem für die Region
verantwortlichen Konzerngeschäftsführer Dr. Rudolf Colm allerdings
zunehmend in den Hintergrund tritt: "Eine Restfunktion verbleibt
vorerst in Österreich, aber tendenziell wird sich das ausdünnen."
Veränderungen in der Antriebstechnik
In anderer Hinsicht sind dieösterreichischen Standorte voll am Puls
der Zeit: Hier beschäftigt man sich beispielsweise intensiv mit
Einspritzsystemen und Dieselmotoren. Beides sind
Zukunftstechnologien, ist man bei Bosch überzeugt. Bis 2015 werde die
weltweite Pkw-und Transporterproduktion von zuletzt 71 auf rund 94
Millionen Exemplare steigen. Der Anteil der Benzindirekteinspritzer
werde sich im selben Zeitraum auf 18 Prozent verdreifachen, jener des
Dieselantriebs von 21 auf 23 Prozent zunehmen.
Weitere Prognosen der Bosch-Experten: Der Markt für Abgasturbolader
wird bis 2015 von 18 auf rund 30 Millionen Einheiten steigen, jener
für Erdgasautos dagegen mit 700.000 statt 400.000 Stück sehr
überschaubar bleiben. Darüber hinaus rechnet man in 4 Jahren bereits
mit 3,7 Millionen Verkäufen von Hybridfahrzeugen und weiteren 1,1
Millionen Stück, die auf "Plug-in-Hybrids" und reine Elektroautos
entfallen. Bis 2020 wird ein weiterer Anstieg auf 3 Millionen E-Autos
prognostiziert. Dennoch will sich Fehrenbach der oft zu hörenden
Forderung nach massiven staatlichen Kaufanreizen nicht anschließen:
"Tatsächlich gilt es erst einmal, dietechnologische Entwicklung zu
fördern. Wir sollten den zweiten Schritt nicht vor dem ersten
machen."
"Beschleunigter Wandel"
Die weltweite Autofertigung wird nach den Berechnungen von Bosch im
Jahr 2020 bei rund 104 Millionen Fahrzeugen liegen. Also beste
Perspektiven für ungebrochenes Wachstum? Zumindest die Katastrophe in
Japan werde den Aufschwung nicht nachhaltig dämpfen, sagt Fehrenbach.
Dennoch müsse man sich auf "beschleunigten Wandel" einstellen: Die
Zeiten der langfristigen Planungssicherheit, hat die Krise gelehrt,
sind nicht nur in der Autoindustrievorüber.