Neulich in Vorarlberg saß ich mit gestandenen Markenautohändlern
beisammen, um unter dem Begriff Obsoleszenz über die Folgen der
Überflusswirtschaft zu diskutieren. Rasch waren wir uns einig, dass
viele unserer Märkte, insbesondere unserer Branche, um gut 20 Prozent
besser dargestellt werden, als sie tatsächlich sind.
Rechnen wir auch
noch die reale Marktsättigung und den dadurch bedingten Marktrückgang
dazu, reden wir von nahezu einem Drittel nicht mehr vorhandener
Märkte.
Alles wird dem statistischen Wachstum unterworfen. Die bei uns zu
vermarktende Ware wird immeröfter in Billiglohnländern produziert,
obwohl bei uns die Löhne stagnieren bzw. deutlich die Kaufkraft
schwindet. Dennoch kennen wir nur Umsatzsieger. Keiner denkt an das
Morgen, alles ist dem Heute geschuldet. Meine Vorarlberger
Markenhändler wissen genau, wohin der Hase läuft, dürfen/wollenaber
nicht dagegen öffentlich auftreten. Niemand will sich zu den
Verlierern zählen und jeder bedient sich der statistischen
Trickkiste.
Dieses Bild zeichnet sich quer durch alle Branchen. In der
Autowirtschaft ist das besonders deutlich zu spüren. Wer nur das
Produkt allein vermarktet, ist austauschbar, ohne
Dienstleistungskonzept dahinter geht heute nichts mehr. Weniger
Verbrauch -die Leute müssen sparen -zehrt ebenso an den Umsätzen wie
grenzenlose Überangebote.
Also hilft in dieserüberlogenen Umsatzwelt nur die lokale
Verankerung, um über die Zeit zu kommen, bis wieder normalere
Marktverhältnisse eintreten und die globalen Auswüchse in sich
ersticken. Keine Kaufkraft, keine Umsatzkraft! Das alles wird erst
wieder in Richtung Wachstum funktionieren, wenn lokale
Kaufmannsinteressen das Sagen haben werden.
Vom Wachstum müssen wir uns längere Zeit verabschieden! Zumindest die
nächsten 3 bis 5 Jahre wird die reale Marktwirtschaft brauchen, um
sich von der jahrelangen Expansionslüge zu erfangen. Die Hoffnung
dennoch nie aufgebend, grüßt Sie Ihr
Gerhard Lustig