Experten sind sich sicher: Die Automobilindustrie befindet sich im
Wandel. Ein Trend ist der Einsatz innovativer Informations-und
Kommunikationstechnologien.
Im Fokus steht dieÜbermittlung von Daten aus Fahrzeugen, die auf den
Straßen unterwegs sind. Sie werden unter dem Begriff "Floating Car
Data" (FCD) zusammengefasst. "Die Weiterentwicklung der
Fahrzeugelektronik und der immer stärkere Einsatz von Sensoren
ermöglichen, dass in Zukunft wesentlich mehr Informationenerfasst
und übermittelt werden können", sagt Univ.-Prof. Dr. Sebastian
Kummer, Vorstand des Instituts für Transportwirtschaft und Logistik
an der Wirtschaftsuniversität Wien. Im Rahmen eines
Experten-Symposiums an der WU wurde kürzlich intensiv über die
zukünftige Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten dieser Technologie
diskutiert.
Die sogenannten XFCD (Extended Floating Car Data), die von Fahrzeugenüber entsprechende Transponder via GSM abgegeben werden, enthalten
eine Fülle von Merkmalen, von denen viele derzeit noch ungenutzt
sind. " Fahrzeugkommunikation in Verbindung mit Mobilitätsdiensten
könnte sich als enormer Zukunftsmarkt eröffnen, im Bereich der
Fahrzeugkommunikation ergibt sichdie einmalige Chance, Österreich
als Leitmarkt für XFCD zu positionieren, da es für diese Technologie
noch keinen Leitmarkt gibt", sagt Kummer. Die Marktchancen könnten
sowohl für die österreichischen Kommunikations-und
Automobilzulieferungsunternehmen sowie die österreichische Wirtschaft
insgesamt genutzt werden und bedeutende neue Geschäftsfelder
eröffnen.
Vielzahl von Anwendungen
Viele Anwendungen sind möglich: Sie reichen von der Verbesserung der
Effizienz und Effektivität der Straßenerhaltung und Instandsetzung
und Pflege, der Verbesserung der Verkehrssicherheit (Gefahrenwarnung,
Unfallvermeidung durch Abstandmessung etc. und Euronotruf eCall) über
Roadpricing (E-Vignette, Citymaut), Parkraumbewirtschaftung
(E-Pickerl, E-Scheine, Parkleitsysteme) bis hin zur Verbesserung der
Verkehrsinformationen und -steuerung.
Österreichische Unternehmen arbeiten engagiert an Wegen, wie bereits
existierende Bausteine der Fahrzeugkommunikation intelligent zu einem
neuen System verknüpft werden können, das sämtliche Anwendungen
vereint. "Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2030 95 Prozent
aller Fahrzeuge mit entsprechenden Systemen ausgestattet sein
werden", sagt Thomas Stottan, Geschäftsführer des Unternehmens Audio
Mobil. Die Oberösterreicher arbeiten mit Hochdruck an Lösungen, um
die Datenflut in Zukunft optimal zu nutzen: "Das Wichtigste für uns
sind das Generieren und Verarbeiten von Echtzeitdaten." Die Fahrzeuge
der Zukunft werden sowohl untereinander (Car2Car) als auch mit
Infrastruktureinrichtungen kommunizieren können. Die Vorteile lägen
auf der Hand, so Stottan: "Bei stetig wachsender Anzahl von
Fahrzeugen ist es immens wichtig, intelligente
Verkehrsmanagementsysteme einzusetzen. Diese verknüpfen Echtzeitdaten
verschiedener Quellen und schaffen somit die Grundlage für eine
optimierte Steuerung des Verkehrs. Durch diese Daten steuert das
Verkehrsmanagementsystem Lichtsignalanlagen und Verkehrstafeln je
nach Verkehrsaufkommen. Für den Fahrzeuglenker heißt das schnelleres
Vorankommen, Treibstoffeinsparungen und weniger Emissionen."
Rascher Handlungsbedarf
Experten sehen einen raschen Handlungsbedarf: "Es stellt sich nicht
mehr die Frage, ob grundsätzlich eine solche Technologie möglich ist,
sondern es muss geklärt werden, welcher Aufwand nötig ist, um ein
bestimmtes Leistungsspektrum zu realisieren, weshalb es wichtig ist,
so schnell wie möglich eine oder mehrere Modellregionen auszuwählen,
um mit der Forschung in der Praxis starten zukönnen", sagt Kummer.
"Allerdings drängt die Zeit, will Österreich als führender Anbieter
dieser Technologie vorn mitmischen."