Nissan wird die Marke Datsun wiederbeleben. In zwei Jahren beginnt
der Verkauf in ausgewählten Schwellenmärkten.
Bei einem Besuch in Indonesien hat CEO Carlos Ghosn die Gerüchte über
die Wiederbelebung von Datsun erstmals bestätigt. Einen Tag später
gab es bei einer Pressekonferenz in Yokohama Details zum Comeback der
seit den 80er-Jahren nicht mehr genutzten Marke: Nissan wird unter
der Traditionsmarke leistbare Autos in Schwellenländern bauen. 2014
sind Russland, Indien und Indonesien an der Reihe, weitere Märkte
sollen folgen.
Chance im neuen Segment
Datsun soll laut Ghosn vor allem Menschen ansprechen, die heute
Motorräder oder gebrauchte Autos fahren. Nach den Worten des
Nissan-Chefs geht es in Russland, Indien oder Indonesien um mehr als
40 Prozent des Gesamtmarktes, in dem Nissan heute kein Angebot hat.
"Vor allem für Menschen in den Schwellenländern, die Motorrad fahren,
ist das Angebot an Autos sehr klein", sagt auch Andy Palmer,
Executive Vice President von Nissan. "Das auf der Hand liegende
Angebot ist etwas wie der Tata Nano, doch dazwischen gibt es weitere
Stufen."
Palmer spricht von "Autos mit guter Qualität mit einem guten
Preis-Leistungs-Verhältnis" und vermeidet dabei bewusst das Wort
billig: "Die Zahl der Menschen, die sich heute kein Auto kaufen
können, es aber bei einem entsprechenden Preis tun könnten, ist
riesengroß."
Datsun "made in Russia"
Der Datsun wird kein Weltauto, denn dabei müsste man Kompromisse
eingehen. Stattdessen sind je nach Land verschiedene Plattformen und
Motorisierungen vorgesehen. Das vorerst einzige europäische
Datsun-Land wird Russland sein. "Im März 2014 werden die ersten
Datsun-Autos auf den Straßen Russlands erscheinen", sagt François
Goupil de Bouille, Direktor der Niederlassung Nissan Wostok in
Moskau. "Wir werden mit der Produktion von zwei Modellen der neuen
Marke beginnen und im Verlauf von drei Jahren das Modellangebot
erweitern." Für 2016 rechnen die Japaner mit dem Verkauf von rund
100.000 Datsun-Autos in Russland. Nach inoffiziellenInformationen
soll der russische Datsun auf der Plattform des Lada Granta basieren.
Mögliche Produktionsstandorte sind Lada-Hersteller AvtoVAZ in
Togliatti oder das ebenfalls zu AvtoVAZ gehörende Autowerk IzhAvto in
Izhewsk.
Chinas Datsun heißt Qichen
Unklar ist, ob Datsun auch nach China kommt. Denn Nissan und sein
chinesischer Partner Dongfeng sind gerade dabei, eine neue Marke mit
dem chinesischen Namen "Qichen"(zu Deutsch "Morgenstern") und der
lateinischen Schreibweise "Venucia" im Reich der Mitte einzuführen.
Nach der Präsentation einer Qichen-Studie auf dem Salon von Schanghai
im Frühjahr 2011 wurde im November auf der Ausstellung von Kanton mit
dem auf dem alten Nissan Tiida basierenden Qichen D50 das erste
Produktionsmodell gezeigt. Die Produktion des D50 ist im
Dongfeng-Nissan-Werk in Zhengzhou im März angelaufen.
Nur für Schwellenmärkte?
"Selbstverständlich wird die Marke Datsun global werden, besonders in
Ländern mit hohem Wachstum", sagt Ghosn. Dagegen sei für entwickelte
Märkte wie Westeuropa -und damit auch Österreich - gegenwärtig keine
Einführung geplant. Doch ganz ausschließen will man diese Möglichkeit
offensichtlich nicht. "Wir sind Geschäftsleute. Wenn wir Nachfrage
sehen, warum nicht?", beantwortete Ghosn die Frage über den möglichen
Verkauf in Japan.