Parkscheinpflicht in weiteren Bezirken, höhere Gebühren und mehr
Strafen: Mit dem brutalen Griff ins Börsel der Autolenker will die
Wiener Stadtregierung vorgeblich den Feinstaub bekämpfen. Oder geht
es doch um ideologische Ziele?
Um rund 65 Prozent werden ab 1. März 2012 die Wiener Parktarife
steigen, von derzeit 60 Cent für eine halbe Stunde auf 1 Euro. Wer
sein Fahrzeug die maximal erlaubten zwei Stunden in einer Blauen Zone
in Wien parkt, muss statt 2,40 Euro dann satte 4 Euro berappen. Die
Grüne Verkehrsstadträtin Mag. Maria Vassilakou sieht sich mit der
Gebührenerhöhung "auf dem konsequenten Weg für Klimaschutz und gegen
die Feinstaubbekämpfung."
Kein gutes Haar an den Plänen der Wiener Stadtregierung lassen
dagegen Opposition, Vertreter der Wirtschaft und die Autofahrerclubs:
Die Wiener FPÖ ortet eine "Verhöhnung der Autolenker", die ÖVP
bezeichnet Vassilakou als "Raubritterin", der ÖAMTC kritisiert die
"Wucherpreise" und die Wiener Wirtschaftkammer fürchtetmassive
"Einbußen und Nachteile" für Unternehmer.
Mahnende Worte von der Wissenschaft
Tatsächlich stellt sich die Frage, ob exorbitante Preiserhöhungen und
die in Folge erwartete Verminderung des Verkehrs Wunder in Sachen
Wiener Luftgüte wirken sollen. Denn Dr. Hans Puxbaum, Professor an
der TU Wien, der mit seinem Forscherteam seit Jahren die Ursachen des
Feinstaubs in der Bundeshauptstadt untersucht, weiß, "dass sich der
Feinstaub in Wien maximal zu einem Drittel aus direkten oder
indirekten Emissionen des Kraftfahrzeugverkehrs zusammensetzt". Für
dicke Luft sorgen vor allem Hausbrand, Industrie und "importierter"
Schmutz: "Somit kann man sagen, dass in Wien der Fremdanteilam
Feinstaub deutlich überwiegt."
Belastung für untere Schichten
Zwar haben sich die Wiener Grünen in ihrem Koalitionsabkommen mit der
Wiener SPÖ den Klimaschutz auf ihre Fahnen geheftet, konkrete
Maßnahmen dagegen lassen aber auf sich warten. Da macht es sich gut,
bequem und billig, einmal mehr im Auto die Quelle allen Übels
erkennen zu wollen und abermals die Lenker zur Kasse zu bitten. Ist
die Gebührenerhöhung eine reine Alibi-Aktion, hinter der in Wahrheit
Geldbeschaffung für die marode Wiener Stadtkasse steckt?
Diese Frage wird sich die rot-grüne Stadtregierung gefallen lassen
müssen, solange Gesamtkonzepte zur effizienten Bekämpfung des Drecks
in der Luft fehlen. Wie Rote und Grüne ihrer weniger begüterten
Klientel, derer sie sich laut Koalitionsabkommen besonders annehmen
wollen, die permanenten Preiserhöhungen rund ums Auto erklären
werden, bleibt fraglich. Die angekündigte läppische Reduktion um 15
Euro im Jahr für den Kauf eines Parkpickerls fressen die neuen
Kurzparkgebühren allemal auf.