Es war wie die Begegnung mit einer anderen Welt und doch schrieben
wir das Jahr 2011: Der schon leicht in die Jahre gekommene Chef eines
Wiener Autohauses schaute auf die Karteikarten mit den
Gebrauchtwagen, um den Bestand festzustellen. Anschließend blätterte
er in einem roten Ordner, notierte die auf abgewetzten Papieren
angeführten Zahlen, machte einen Strich unter die Kolonne und zählte
sie nach alter Kaufmannsmanier zusammen.
Dann endlich wusste er, wie
viele Gebrauchtwagen sein Betrieb noch im Hof stehen hatte und wie
viele Neuwagen seit Jahresbeginn verkauft worden waren.
Auch wenn manch Computerverkäufer und Softwarehersteller nun gerne
den Namen dieses Mannes hören würde, um mit ihm "ins Geschäft zu
kommen" -wir verraten ihn nicht. Dieser Autoverkäufer lebt
gewissermaßen in seiner eigenen Welt: einer Welt, die so
anachronistisch ist, dass man fast schon schmunzeln muss, wenn man
ihr einen kurzen Besuch abstattet.
Denn ohne Computer geht heutzutage gar nichts mehr: Das wissen wir
aus eigener Erfahrung, wenn einmal die Internetleitung für ein paar
Minuten zusammenbricht oder das Verschicken eines Mails länger dauert
als üblich. Jeder Autoverkäufer hat seinen Laptop, auf dem er die
verfügbaren Modelle auf Knopfdruck sieht, Rabatte berechnet,
Finanzierungsmöglichkeiten kalkuliert und in Zeiten des Leerlaufs in
den Weltnachrichten surft oder rasch eine Meldung auf Facebook
hinterlässt.
Das allzeit verfügbare Internet hat aber auch die oft unangenehme
Eigenschaft, dass manche Neuwagenkunden dank umfangreicher Recherchen
oft besser über den Preis der gewünschten Extras ihres Fahrzeugs
informiert sind als die Verkäufer, die ja stets mehrere Modelle im
Kopf haben müssen.
Ohne Präsenz in den Internetauftritten der diversen
Gebrauchtwagenportale kommt heutzutage kein Autohaus (und sei es noch
so klein) mehr an die richtigen Kunden heran: Der Auftritt in
mehreren Portalen erhöht die Verkaufschancen umso mehr. Nur noch
wenige Kunden kommen einfach so auf den Gebrauchtwagenplatz, um sich
nach Autos zu erkundigen: Die "Basisrecherche" erfolgt meist über das
Internet zu Hause oder das Smartphone.
Software-Anbieter rennen den Geschäftsführern der Autohäuser mit
ihren neuesten Programmen die Tür ein. Viele Firmen lagern Teile
ihres IT-Bereichs aus, weil es immer komplizierter wird, den
Überblick über die neuesten Entwicklungen zu behalten. Wenn Fachleute
den IT-Bereich übernehmen, hat man als Autohaus-oder
Werkstattbesitzer auch mehr Zeit, sich um die eigentliche Arbeit -das
Verkaufen und das Reparieren von Autos, also das Geld verdienen -zu
kümmern.
Nicht zu vergessen der Bereich Social Media: Facebook und Co bieten
Chancen, an neue, junge Kunden heranzukommen. Eine Branche ist im
Umbruch. Wer den Anschluss verpasst, hat schon verloren.