Auf der Fachmesse "Euroblech" in Hannover wurde deutlich, wie kräftig
der Aufwind für die Autoindustrie und ihre Zulieferer ist. Die 1.455
Aussteller aus 43 Ländern verzeichneten eine bemerkenswerte
Aufbruchstimmung.
Die Hälfte der 61.300 Fachbesucher kam mit klaren Kaufabsichten auf
die Messe. Davon profitierte zum Beispiel Dr. Mathias Kemmüller,
Geschäftsführer der Trumpf-Gruppe, der Aufträge für fast 200
Werkzeugmaschinen und Lasersysteme einfuhr. "Damit haben wir an das
Rekordniveau von 2006 vor der Krise angeschlossen", präsentierte er
stolz eine komplette BMW-Kühlerhaube, die auf der Technologie dieses
Familienunternehmens basiert.
Über den eigenen Erwartungen
Die Stahlkocher und Maschinenbauer profitieren von dem rasanten
Aufschwung, der viele Autobauer 2010überrascht hat. Daimler verdient
mehr Geld, als der Konzern selbst erwartet hat. Insgesamt rechnet man
2010 mit 7 Mrd. Euro vor Steuern -ursprünglich ist Finanzchef Bodo
Uebber nur von 2,3 Mrd. Euro ausgegangen. Klar, dass unter diesen
Umständen wieder kräftig investiert wird.
Auch Volkswagen und Ford hatten in den letzten Wochen einen
deutlichen Gewinnsprung geschafft. VW konnte das Ergebnis in den
ersten neun Monaten auf knappüber 4 Mrd. Euro versechsfachen. Ford
kam in diesem Zeitraum sogar auf 6,3 Mrd. Dollar. Selbst Renault hat
zuletzt die Prognosen nach oben korrigiert.
Leichter oder billiger?
Die VW-Erfolge sorgen für eine gute Auftragslage bei
Salzgitter-Mannesmann. In Hannover präsentierte der Konzern
"innovative Automobillösungen", so etwa die je nach Anforderung
unterschiedlichen Stahlqualitäten in der Audi-Q5-Karosserie oder etwa
einen Kotflügel des VW Golf V, der in Leichtbauweise 20 Prozent
Gewichtsersparnis schafft.
Wie kann man Werkstoffe optimal anordnen und allenfalls auch mit
weniger Bauteilen auskommen: Das zeigte die Europäische
Forschungsgesellschaft für Blechverarbeitung am Beispiel einer
Golf-Prototyp-Karosserie. Das "SuperLIGHT-Car" brachte es im
Verhältnis zum Serien-Golf auf eine Gewichtseinsparung von 100 kg.
"Pro Kilo muss man mit Mehrkosten von etwa 5 Euro rechnen", so
Geschäftsführer Dr. Norbert Wellmann. Bei dem auch bereits im
Crash-Verhalten getesteten Prototyp lagen die Mehrkosten noch bei 8
Euro pro Kilo, in der Serie sollten sie weiter nach unten sinken.
"Ich glaube, dass man auch um 3.000 Euro ein brauchbares Auto bauen
kann", sieht Wellmann weitere Einsparungspotenziale. Allerdings ist
es nach seinen Erfahrungen nicht die Zielsetzung der europäischen
Industrie, derartige Billigautos zu propagieren. Was aber nicht
heißt, dass sich diese außerhalb Europas nicht mit derartigen
Konzepten beschäftigt.
Höhere Qualität, niedrigere Kosten
Die Einkäufer der Kfz-Industrie hatten in Hannover vor allem eines im
Sinn: Das Senken der Stückkosten durch höchstmögliche Automatisierung
bei gleichzeitiger Erhöhung der Teilequalität.. Die vollen
Auftragsbücher der Aussteller in Hannover haben gezeigt, dass nach
der Krise dafür auch wieder genügend Geld zur Verfügung steht. Die
heimischen Kfz-Betriebe können nur hoffen, irgendwann auch an diesem
Aufschwung mitnaschen zu können.