Der Autohandel ist in die roten Zahlen gerutscht. Folgt das
Massensterben der Betriebe?
Im Alpinismus beginnt die Todeszone bei 7.000 Meter Seehöhe. Darüber
ist ein Überleben aufgrund des begrenzten Sauerstoffvorrats nur
wenige Stunden lang möglich. In der Kfz-Branche zieht Komm.-Rat Ing.
Josef Schirak, Interessenvertreter mit jahrzehntelanger
Branchenerfahrung, bei 3 Prozent Umsatzrendite die Grenze zwischen
Sein und Nichtsein: "Alles,was sich darunter abspielt, schlägt sich
unweigerlich auf die Substanz." Renditen unter 2 Prozent seien "ein
Alarmzeichen ersten Ranges".
Von diesen Werten ist die Branche jedoch weit entfernt. Besonders
schlimm trifft es den Kfz-Einzelhandel: Bis zum 30. Juni 2008, so die
neueste Bilanzuntersuchung durch die KMU Forschung Austria, ist hier
die durchschnittliche Umsatzrentabilität von 0,4 auf minus 0,1
Prozent gesunken. "Das war aber noch vor der Krise", warnt
Geschäftsführer Mag. Peter Voithofer vor einem weiteren Rückgang im
heurigen, von Ökoprämie und Downsizing geprägten Jahr.
Miserable Eigenkapitalquote
Der Negativtrend trifft gute und schlechte Betriebe. Das oberste
Quartil der Autohändler verschlechterte sich von 3,5 auf 2,8 Prozent,
das unterste von minus 4,6 auf minus 4,7 Prozent. Gleichzeitig
stagnierte die durchschnittliche Eigenkapitalquote bei 13,4 Prozent.
Das unterste Quartil lag bei lediglich 2,1 Prozent. "Vom
betriebswirtschaftlichen Mindestwert von 20 Prozent kannkeine Rede
sein", sagt Voithofer.
Unterdessen wird das Werkstattgeschäft seiner Rolle als
ausgleichender Faktor immer weniger gerecht: Hier sank die Rendite
besonders deutlich von 1,4 auf 0,4 Prozent. Die Eigenkapitalquote
ging um 0,6 Prozentpunkte auf 13,7 Prozent zurück.
Insolvenzen im Steigen
"Ein, zwei, vielleicht sogar drei Jahre kann ein Betrieb ein Minus
verkraften", meint Schirak. Danach ist der wirtschaftliche Exitus
unvermeidbar. Schon jetzt steigen die Kfz-Insolvenzen, wie aus den
Analysen von Creditreform hervorgeht. Wurden in den ersten drei
Quartalen des Vorjahres 49 Kfz-Insolvenzen eröffnet oder mangels
Masse abgewiesen, waren es 2009 schon 71. Damit wurde der 2008
verzeichnete Gesamtwert von 63 Pleiten übertroffen. In seiner
Hochrechnung geht Mag. Gerhard Weinhofer, Leiter der
Insolvenzabteilung, heuer von mindestens 91 Pleiten aus: "Eher wird
diese Zahl noch übertroffen."
Eigenverantwortung gefordert
Doch wie soll die Branche zuüberlebensnotwendigen Erträgen
zurückkehren? Ein Ende der Überproduktion, des globalen Grundübels
der Autobranche, ist nicht in Sicht. Zu viele Arbeitsplätze bei
Herstellern und Zulieferern stehen auf dem Spiel. Neue Vertriebs- und
Margenmodelle sind nötig, sind sich viele Beobachter einig.
Bis es so weit ist, muss der Autohandel aber selbst zu seiner Rettung
beitragen. Das ist allemal möglich, weiß Schirak. "In der
Vergangenheit hat mehr Spanne immer mehr Rabatte bedeutet", mahnt er
vor der ungebrochen wütenden Rabattschlacht. Als Händler zu erkennen,
dass 8 Prozent Nachlass bei 10 Prozent Spanne kaum die Fixkosten
decken, sollte keinen akademischen Titel in Betriebswirtschafterfordern. Als Importeur zu verstehen, dass Vertriebsaktionen nahe am
Händlereinstandspreis das eigene Netz ruinieren, ebenfalls nicht.