In Zeiten der Veränderung ist es Zeit, dass jeder von Zeit zu Zeit
seinen eigenen Zeithorizont überblickt: Was hat man bisher getan, was
macht man jetzt, was will man in Zukunft tun. <br /><br />Manche mögen die Notwendigkeit einer permanenten Änderung anzweifeln.
Ihre Weltanschauung verlangt feste Wurzeln. Mit stolzem Blick zurück
in die Vergangenheit. Verändern heißt jedoch, das Geschaffene infrage
zu stellen, sich weiter zu bewegen. Wer sich nicht bewegt, steht
still - bleibt statisch. Wennalle andern sich bewegen, bedeutet das
Rückschritt und Rückschritt ist der Anfang vom Ende. Daher müssen wir
uns ständig ändern. Damit der nächste Morgen stets der Beginn einer
neuen Zukunft ist und nicht der erste Tag eines nahenden Endes.
Natürlich muss sich jeder überlegen, wohin er sich bewegt. Sonst
besteht die Gefahr, dass man im Kreise geht. Doch die Ziele verändern
sich, müssen immer wieder neu definiert werden. Auch das Tempo der
Veränderung ändert sich. Die Halbwertszeit für das Erlernte und die
bisherige Erfahrung wird immer kürzer. Das gilt für jeden
Autohändler, für jeden Kfz-Techniker, aber gleichermaßen auch für
mich.
Mein Blick in die eigene Vergangenheit führt mich zurück zur
Bundeswirtschaftskammer. Gleich nach dem Jus-Studium habe ich mir in
der Presseabteilung meine beruflichen Sporen verdient, Abwechslung
war mir dort garantiert. Dann wurde ich Presse-Sprachrohr der Schrack
AG mit dem Schwerpunkt Telefonie und Elektronik. Spannend, und bis
heute ist mir davon meine Verbundenheit zur Technik verblieben.
Aber Abwechslung ist noch reizvoller. So gründete ich eine PR-Agentur
und wurde anschließend Pressesprecher der Erste Bank (damals noch als
Sparkasse firmierend), wanderte in dieser Funktion durch alle
Bereiche des Bank- und Börsewesens, lernte das Schicksal der Klein-
und Mittelbetriebe von ihrer Gründung bis hin zum Insolvenzmanagementkennen.
Dann verließ ich zum Entsetzen von Freunden und Verwandten neuerlich
einen sicheren Hafen, um mich dem unsicheren Verlagsgeschäft
zuzuwenden. Ich gründete vier Fachzeitschriften, die nun alle bereits
im zwanzigsten bis dreißigsten Lebensjahr stehen. Eine davon halten
Sie gerade in Händen, die A&W. Als diese "Kinder" flügge wurden,
entschied ich, mich hauptamtlich wieder dem erlernten Beruf zu
widmen, und mutierte vom Verleger und Redakteur zum Rechtsanwalt.
Die 25 Jahre in der Rechtsanwaltschaft verbanden mich immer enger mit
der Kfz-Branche und den Sorgen der dort werkenden Klein- und
Mittelbetriebe. Diesen möchte ich künftig publizistisch mehr Zeit
widmen, wie schon in meinen alten Kammerzeiten: Denn meine
ursprüngliche Vorstellung, für beide Berufe - Publizist und Advokat -
gleich viel Zeit zu haben, erwies sich als Illusion.
Die Berufsbezeichnung "Rechtsanwalt" war für mich von Haus aus
irritierend. Denn der Rechtsanwalt vertritt nicht das Recht - dafür
ist der Richter zuständig. Der Anwalt kämpft bloß für seine
Mandanten. Bei den einen sind es Kfz-Importeure und Versicherungen,
bei mir waren es immer die Autohändler, Autowerkstätten und vielfach
auch deren Kunden. Beide Seiten kämpfen für eine "Gerechtigkeit", die
es bei Gericht trotz dreier Instanzen nicht gibt. Für Gerechtigkeit
ist eine Instanz weiter oben zuständig. Auf Erden bekommen alle
Parteien und Anwälte bei Gericht ganz profan nur eines: ein Urteil.
Für mich gab es daher von Haus aus nur das Berufsbild des Advokaten.
Dieser in Vergessenheit geratende Begriff - der verstorbene
Kammerpräsident Schuppich hat ihn gerne benutzt - kommt vom
Lateinischen "advocare" für "hinzugerufen werden": Von einer Partei,
die meine Unterstützung braucht, derenInteresse ich mit all meiner
Zeit und all meinen Möglichkeiten zu vertreten habe. Da bleibt für
die Publizistik wenig Raum.
Das war nicht mein ursprünglicher Plan. Daher sind meine Ziele neu zu
überdenken. Das gehört zur Kontrolle der ständigen Veränderung und
Bewegung. Das Ergebnis: 25 Jahre Kanzleiarbeit sind genug. Meine
Arbeitszeit soll künftig wieder mehr der Publizistik gehören.
Daher ist es nunmehr Zeit, in meiner Kanzlei Jüngeren Platz zu
machen. Die Weichen dafür sind schon seit einiger Zeit gestellt. Ich
werde mich zum Jahreswechsel vom gerichtlichen Tagesgeschäft
verabschieden und verstärkt der Beratung der Kfz-Branche widmen.
Damit kann ich mehr zum Interessenausgleich beitragen, als mir dies
als Parteienvertreter möglich war.