Was es bei Waschmaschinen und Kühlschränken schon lange gibt, wird bei Reifen am 1. November 2012 Realität: Ab diesem Datum müssen neue Pneus für Pkw, Transporter und Lkw gemäß Rollwiderstand, Nasshaftung und Geräuschentwicklung in Kategorien von "A" bis "G" eingeteilt werden. Ein Durchbruch für den Konsumentenschutz? Oder eine künstliche Marktverzerrung durch Brüsseler Lobbyisten?

Für den ÖVP-Europaabgeordneten Dr. Paul Rübig ist die Antwort klar: Er erwartet sich Umweltvorteile durch die "bewusste und systematische Auswahl von kraftstoffsparenden Reifen". In der Branche warnt man jedoch, dass durch die unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Kriterien gewisse Herstellerbevorzugt werden könnten.

"Wesentliche Aspekte unberücksichtigt"

DerÖAMTC, mit seinen Reifentests bisher die einzige allgemein anerkannte Qualitätsinstanz, lobt prinzipiell das Bemühen um mehr Verbraucherinformation. Dennoch kann er die Kritik nachvollziehen. Parameter wie Trocken-,Schnee-und Eisgriff oder Aquaplaningverhalten würden von der EU gar nicht berücksichtigt, bedauert Reifenexperte Friedrich Eppel: "Dem Konsumenten wird umfassende Information vorgegaukelt, doch wesentliche Sicherheitsaspekte bleiben unberücksichtigt."

Der Reifenhandel wünscht sich vor allem umfassende Information durch die Industrie, erklärt Richard Vogel, Generalsekretär des Branchenverbands VRÖ. Im schwierigen Tagesgeschäft durch zusätzliche Bürokratie belastet zu werden, wäre für jeden Händler ein Albtraum.