Changan avanciert zur Nummer 3 unter Chinas Autobauern. Gleichzeitig
wird der chinesische Automarkt, passend zum sechzigjährigen Jubiläum
der Volksrepublik, zur weltweit stärksten Automobilwirtschaft.
Die Stimmung in der Großen Halle des Volkes in Peking war feierlich.
Zwei staatliche chinesische Rüstungsfirmen haben das im
klassizistischen Stil gehaltene Bauwerk an der Westseite des
Tiananmen-Platzes gewählt, um die neue Nummer 3 der Branche zu
kreieren. Die China Ordnance Equipment Group Corporation (COEGC),
bisher der Alleineigentümer der in Chongqing angesiedelten Changan
Automobile Group, und der Flugzeug- und Hubschrauberhersteller
Aviation Industry Corporation of China (AVIC) besiegelten die
Übernahme der AVIC-Autoaktivitäten durch Changan. Dafür erhält AVIC
23 Prozent von Changan, die restlichen 77 Prozent bleiben bei COEGC.
Damit wird Changan der drittgrößte Autohersteller des Landes - hinter
SAIC und FAW, aber noch vor Dongfeng. Mit der größten Übernahme der
letzten Jahre in der chinesischen Autoindustrie wurde ein Hersteller
mit der jährlichen Kapazität von 2,2 Millionen Fahrzeugen kreiert. Xu
Liuping, Chairman von Changan, strebt den Verkauf von mehr als 2,6
Millionen Autos im Jahre 2012 und 5 Mio. Einheiten in 2020 an.
Viele Marken,österreichische Spuren
Changan baut Autos unter eigener Marke, darunter ein Hybrid-Modell,
sowie im Rahmen von Joint Ventures Modelle der Marken Ford, Mazda,
Suzuki und Volvo. Von AVICübernimmt Changan unter anderem das
Hafei-Autowerk in Harbin, dessen Autos zum Teil von Pininfarina
entworfen wurden, sowie die Changhe-Fabrik in Jingdezhen und das am
selben Standort angesiedelte Joint Venture Changhe Suzuki.
In der Folge könnte auch der internationale Appetit von Changan
wachsen. So wird die Übernahme der renommierten italienischen
Designfirma I.DE.A geprüft. Man kennt sich bereits, denn I.DE.A hat
für Changan den Kleinwagen Benben, im Export als Benni bekannt,
entworfen. Auch eine österreichische Spur führt nach Chongqing: Im
März hat Magna-Steyr-Präsident Günther Apfalter Changan besucht und
ein Rahmenabkommen über strategische Zusammenarbeit unterzeichnet.
Konsolidierung und Rekordwachstum
Der Changan-Deal ist ein weiterer Schritt zur Konsolidierung der
chinesischen Autoindustrie. Er entspricht dem Wunsch der Pekinger
Staatsführung nach weniger, aber dafür stärkeren Autoherstellern.
Während große Teile der Welt unter der Wirtschaftskrise leiden,
meldet der chinesische Automarkt Rekordzuwächse. Zurückzuführen ist
das nicht zuletzt auf die Halbierung der Steuer auf Autos mit weniger
als 1,6 Liter Hubraum und Zuschüsse für Autokäufer in den ländlichen
Regionen.
In den ersten zehn Monaten wurden 8,08 Millionen Pkws verkauft, um
52,4 Prozent mehr als zwischen Jänner und Oktober 2008. Die
Hersteller sind begeistert. So rechnet etwa der VW-Konzern mit seinen
Partnern SAIC und FAW für das Gesamtjahr 2009 mit einer
Absatzsteigerung um 35 Prozent auf rund 1,4 Millionen Autos. Die
Hyundai-Kia-Gruppe dürfte gar um 83 Prozent auf rund 800.000
Einheiten zulegen.
Der größte Spieler bleibt General Motors mit den Joint Ventures
Shanghai GM und SAIC-GM-Wuling. Bis Ende Oktober wurde eine
Steigerung um 59,8 Prozent auf rund 1,46 Millionen Autos verzeichnet.
"Das war ein Jahr der Rekorde für GM in China", zeigt sich Kevin
Wale, President und Generaldirektor der GM China Group, zufrieden.
Der auf der Plattform des neuen Opel Astra basierende Buick Excelle
XT, der im November auf dem Autosalon von Guangzhou erstmals
präsentiert wurde, soll den Verkauf weiter ankurbeln.