Der Autoreparaturbranche geht es weitgehend gut; von der Krise ist
kaum mehr etwas zu merken. Besuche in Lackierbetrieben stimmen den
Autor dieser Zeilen zuversichtlich, weil immer wieder Unternehmer
anzutreffen sind, die ihr Geschäft aktiv betreiben und nachhaltige
Partnerschaften eingehen -sei es mit Autohäusern ohne eigene
Spenglerei und Lackiererei, sei es die Übernahme von Aufträgen aus
der Industrie.
Die Erfolge dieser Branchenteilnehmer unterstreichen, dass die
Notwendigkeit auf der Tagesordnung bleibt, das Geschäft aktiv zu
betreiben und nicht darauf zu warten, dass Kunden von sich aus ins
Haus kommen. Dabei geht es vor allem auch darum, die potenzielle
Klientel mit außergewöhnlichen Angeboten zu verblüffen und so an sich
zu binden.
Dazu eine kleine Geschichte: Wer früher mit einem "Peckerl"
(Tätowierung) herumlief, war leicht als Häfenbruder abgestempelt.
Mittlerweile ist diese Form der Body-Art zu einer Erscheinung
geworden, von der keine Gesellschaftsschicht ausgenommen erscheint.
Keine Frage, dass bei Jugendlichen die eine oder andere
Körperzeichnung ganz gut kommt. Aber wie werden Geweihe am Popo und
ähnliche Ornamente aussehen, wenn ihre Träger und Trägerinnen in die
Jahre gekommen sind und massive Veränderungen ihrer Gestalt hinnehmen
mussten?
Was bei Menschen im Nu funktioniert hat und zu einem blühenden
Geschäft für Tätowierer geworden ist, müsste bei Automobilen noch
besser funktionieren. Zumal in dem Bereich ohnehin ein starker Trend
zur Individualisierung bemerkbar ist und Fahrzeuge auch im hohen
Alter ihre Form nicht verlieren, sondern in letzter Zeit immer
begehrter werden. .
Wir leben in einer gesellschaftlichen Umgebung, in der es darum geht,
nicht nur vorhandene Bedürfnisse zu befriedigen, sondern vor allem
auch neue Bedürfnisse zu schaffen, damit die Wertschöpfungskette
nicht abreißen kann.
Umgelegt auf das Lackiergeschäft heißt das, dass darauf eingerichtete
Betriebe mit dem Angebot eines "Peckerl" fürs Auto ihrer Kunden in
die Offensive gehen könnten und sollten. Da es sich bei einschlägigen
Aufträgen um die Erfüllung von Sonderwünschen handelt, für deren
Erfüllung der Einsatz von Engagement, Fantasieund Kreativität
gefragt ist, stellt sich auch die Preisfrage neu. Da es sich dabei um
Fähigkeiten handelt, die schwer in Geldeswert auszudrücken sind, aber
keineswegs umsonst angeboten werden dürfen, ist der
Gestaltungsspielraum relativ groß.
Die technischen und materiellen Voraussetzungen für derartige
Angebote sind in der Lackbranche vorhanden und erfordern keine
zusätzlichen Investitionen. Jetzt geht es bloß um die entsprechende
Umsetzung. Es scheint nicht zu weit hergeholt, dass schon bald
"Auto-Peckerln" der letzte Schrei sind und die Kunden sich darum
reißen, ihre Fahrzeuge mit einer entsprechenden Lackarbeit aufwerten
zu lassen.
Der hier unterbreitete Vorschlag ist nicht als Witz gemeint, sondern
steht als kleines Beispiel dafür, welche Überlegungen man anstellen
kann, um aktiv auf Bedürfnisse der Kunden zuzugehen oder sie erst
durch entsprechende Beispiele zu wecken. Dabei liegt es auf der Hand,
dass vor allem kleinen Betrieben die Mittel für große Werbekampagnen
fehlen. Sie müssen -wie in so vielen anderen Fällen -auf
Mundpropaganda setzen.
Die Mundpropaganda ist das Elixier, von denen die berühmten und für
Österreich typischen KMUs (kleine und mittlere Betriebe) vor allem
leben: das Vertrauen von Kunden, die in der tagtäglichen
Werkstattpraxis erlebt haben, dass ihnen die Karosserietechniker-und
Lackierbetriebe dieser Größenordnung erstklassige Facharbeit zu
fairen Preisen bieten.Mit diesem Ethos und neuen Ideen wird diese
Branche weiter gut im Rennen liegen und ihre Existenz zukunftsfähig
machen.