In den russischen Magna-Werken wurde gefeiert: Im September gab es eine offizielle Eröffnung in St. Petersburg, wo Magna drei Werke betreibt, Ende Oktober wurde das Werk in Kaluga feierlich eröffnet. Für den Mitte November ausscheidenden Co-CEO Siegfried Wolf zählte Russland zu den größten Prioritäten.

Aktuell beschäftigt Magna in Russland etliche hundert Mitarbeiter in drei Regionen. Die Größe Russlands mit mehreren Zentren der Autoindustrie und gleichzeitig die noch verhältnismäßig niedrigeren Stückzahlen der meisten im Land gebauten ausländischen Modelle stellen selbst Zulieferer wie Magna vor große Herausforderungen.

Von GAZüber VW bis Hyundai

Die Austrokanadier haben vor einigen Jahren den lokalen Zulieferer Technoplast in Nizhnij Nowgorodübernommen. Die dem Bereich "Exteriors and Interiors" zugehörige Magna Technoplast, die sich auf Teile wie Stoßfänger, Türverkleidungen, Cockpit-oder Frontendmodule spezialisiert, ist nun auch in Kaluga und St. Petersburg tätig. Beliefert wird vor allem der einheimische Hersteller GAZ, das neue Werk in Kaluga produziert für VW. In einer kleinen Fabrik in St. Petersburg wird für Ford und Nissan gearbeitet.

Im Bereich der Karosserie-, Fahrgestell-und Fahrzeugsicherheitsteile arbeitet die Magna-Tochter Cosma mit dem südkoreanischen Zulieferer Shin Young zusammen. Die beiden Fabriken in St. Petersburg firmieren unter dem Namen Cosym. Das am Standort Schuschary angesiedelte Press-und Montagewerk von Cosym beschäftigt 170 Mitarbeiter und fertigt Teile für Hyundai, General Motors, Nissan und VW. Die Montage-und Sequencing-Fabrik in Kamenka arbeitet mit 50 Mitarbeitern ausschließlich für Hyundai. Bei voller Kapazität sollen die beiden Cosym-Werke insgesamt 650 Personen beschäftigen.

Wieder im Kommen

Der russische Automarkt ist 2009 in eine schwere Krise geschlittert, doch Dr. Gerald Sitte, Executive Director Corporate Development Russia bei Magna International Europe, ortet eine Erholung am Automarkt sowie in der gesamten russischen Wirtschaft. Russland wird in Zukunft der größte Automarkt Europas. Ausländische Autohersteller sind an der Ansiedlung westlicher Zulieferer interessiert, um den mit der Regierung vereinbarten Lokalanteil zu erreichen. Doch auch die traditionellen russischen Hersteller stellen laut Sitte ihre Supply-Chain verstärkt auf westliche Zulieferer um.

Glücklose Ambitionen

Doch die großen Projekte, bei welchen sich Magna über die Zulieferrolle hinaus engagieren wollte, sind bisher gescheitert. So gab es Pläne, mit Lada-Hersteller AvtoVAZ eine neue Baureihe im C-Segment zu produzieren und bei der Produktion der Fahrzeuge zusammenzuarbeiten, doch der Einstieg von Renault bei AvtoVAZ hat dies gestoppt.

Auch die Absicht, Opel-Autos bei GAZ zu bauen, ist gescheitert. Dabei haben Magna und GAZ bereits lang vor der Opel-Causa mit GMüber die Produktion eines Stufenheckmodells auf der Basis einer Opel-Plattform verhandelt.

Seitenwechsel

In seiner neuen Position als Chef von Russkije Maschiny kann Siegfried Wolf weiter an seiner Russland-Vision arbeiten. Russkije Maschiny, ein Teil der Holding Basowyj Element des Oligarchen Oleg Deripaska, kontrolliert unter anderem die GAZ-Gruppe, mit der Magna seit einigen Jahren intensiv zusammenarbeitet.

GAZ möchte sich in Zukunft auf Nutzfahrzeuge konzentrieren. Auf dem Pkw-Gebiet will man sich nur mehr als Auftragshersteller betätigen. Der gemeinsam Plan, den alten Chrysler Sebring mit Unterstützung von Magna als Wolga Siber auferstehen zu lassen, ist dagegen so gut wie gescheitert: Die 2008 aufgenommene Produktion dürfte bald auslaufen.