Das vomÖAMTC aufgezogene 8. Symposion "Reifen und Fahrwerk" befasste
sich mit dem Thema Rollgeräuscherzeugung und Lärmemissionsminderung
im Straßenverkehr. Ein wichtiges Problem, das von der Normsetzung der
EU aktualisiert wird.
Schreibt die EU seit 2009 vor, dass die Fahrzeuggeräusche neuer
Modelle ein bestimmtes Maß nicht überschreiten dürfen, gilt dies ab
2012 gesondert auch für die Abrollgeräusche der Reifen. Ziel dieser
Maßnahmen ist eine nachhaltige Verringerung des Straßenverkehrslärms.
Neue Geißel der Menschheit
Lärm gilt derzeit als größte Geißel der Menschheit in puncto
Krankheitsverursachung. Bereits der Bakteriologe Robert Koch ging im
19. Jahrhundert davon aus, dass der Lärm einst als Seuche wie Pest
und Cholera bekämpft werden müsse. Nach einer heimischen Befragung
ist Lärm laut Lebensministerium der größte Störfaktor für die
Bevölkerung. 38,9 Prozent geben an, darunter zu leiden. Von dieser
Personengruppe fühlen 64,2 Prozent sich durch Verkehrslärm und davon
wiederum 83,9 Prozent von Straßenverkehrslärm gestört.
Trotz einer messtechnisch schwierigen Beweislage steht fest, dass ein
wesentlicher Teil des verkehrsabhängigen "Umgebungslärms" von den
Reifenabrollgeräuschen stammt, nachdem die Autoindustrie in Bereichen
wie Chassis und Antrieb ihre diesbezüglichen Hausaufgaben weitgehend
erfüllt hat. Nach den Richtlinien der EU werden auf nationaler Ebene
Lärmkarten erstellt und davon abgeleitete Aktionspläne
föderalismuskonform auf die ASFINAG und die Bundesländer
heruntergebrochen.
Um die einschlägigen Ziele zu erreichen, wird die Reifenindustrie in
Europa durch entsprechende Vorschriften in die Pflicht genommen. Nach
Berechnungen der Experten, die auf dem Symposion das Wort ergriffen,
beläuft das Lärmeinsparpotenzial im Straßenverkehr sich derzeit
jedoch nur auf rund drei Dezibel. Zumangepeilten Gesamtergebnis
können Reifen ein Drittel und Straßenbeläge zwei Drittel beitragen.
Wertvolles Knowhow
Sprecher von Bridgestone, Continental, Daimler, Magna und Michelin
erläuterten, dass die Produktion lärmärmerer Reifen zwar möglich ist,
aber einen erheblichen zusätzlichen Forschungsaufwand erfordert.
Darüber hinaus machen es schon allein die Anforderungen an die
Sicherheit und die Umweltkonformität in Punkten wie
Langlebigkeit oder CO 2-Emission erforderlich, Kompromisse
einzugehen. Der Effekt eines Einsparpotenzials von drei Dezibel
erscheint nicht gerade berauschend. Für die Straßenplaner der ASFINAG
ist es jedoch Geld wert, rechtzeitig zu wissen, was in zehn bis
zwanzig Jahren Sache sein wird.