Eine leicht positive Stimmung herrschte heuer auf dem Moskauer Autosalon. Es gibt Zeichen einer aufkeimenden Besserung, dieüber die Effekte des in Russland seit Frühjahr laufenden Verschrottungsprämienprogramms hinausgehen.

Frankorussische Ambitionen

Renault, mit 25 Prozent am Lada-Hersteller Avto-VAZ beteiligt und mit einem eigenen Werk in Moskau und einer Fabrik des Allianz-Partners Nissan in St. Petersburg vertreten, hat mit dem Renault Latitude für die wichtigste globale Premiere des Salons gesorgt. Ein weiteres Zeichen der Renault-Präsenz war der Lada Projekt R90, ein Dacia Logan MCV mit leicht geänderter Front. Der Kombi, dessen Anlauf für das erste Quartal 2012 vorgesehen ist, wird das erste bei AvtoVAZ auf einer Renault-Plattform gebaute Fahrzeug sein. Insgesamt wird AvtoVAZ fünf Autos -je zwei Lada und Renault und einen Nissan -auf der Logan-Plattform produzieren. "Die Produktionslinie für die Autos auf B0-Plattform ermöglicht den Bau von 300.000 Autos pro Jahr", erklärt Präsident Igor Komarow.

"Der Stolz Russlands"

Für eine viel beachtete Premiere sorgte Hyundai mit dem kompakten Stufenheckauto Hyundai RB. Die auf dem Kennzeichen des ausgestellten Fahrzeugs unter den Buchstaben RB stehende Aufschrift "Gordostj Rossii", auf Deutsch "der Stolz Russlands", zeigt die Ambitionen der Koreaner.

Während der Hyundai RB, die russische Version des neuen Accent, in Moskau noch als Konzept bezeichnet wurde, wird die leicht geänderte Serienversion unter dem in einem Onlinewettbewerb ausgewählten Modellnamen Solaris im neuen Hyundai-Werk in St. Petersburg entstehen. Der Standort wurde im September in Anwesenheit von Premierminister Wladimir Putin und Hyundai-Chef Chung Mong-Koo offiziell eröffnet, die Serienproduktion startet im Jänner. Die neue Hyundai-Fabrik ist interessanterweise das erste russische Autowerk eines ausländischen Herstellers mit einem eigenen Presswerk. Nach dem Solaris-Stufenheck wird Mitte 2011 eine Hatchback-Version dazukommen, noch 2011 wird auch ein Kia-Modell die Montagestraße von St. Petersburg verlassen. Für 2011 ist die Produktion von mehr als 100.000 Autos geplant, 2012 sollen es an die 150.000 Fahrzeuge sein. Mit dem neuen Werk wollen die Koreaner ihre Marktposition weiter ausbauen. In den ersten acht Monaten war Kia die Nummer 3, Hyundai die Nummer 5 des russischen Marktes.

Lobbying bei Putin

Weder VW noch Skoda haben es bisher in die Top Ten geschafft. Für Abhilfe soll das im russischen Kaluga gebaute Polo-Stufenheckmodell, das in Moskau seine Premiere feierte, sorgen. In Kaluga entstehen auch die Modelle VW Tiguan sowie Skoda Fabia und Octavia im CKD-Verfahren. Die SKD-Montage wurde wegen des auslaufenden Investitionsabkommens reduziert. Jetzt werden nur Multivan und Touareg aus SKD-Sätzen montiert, allerdings zu normalen Zollgebühren.

Bei einem Treffen mit Putin hat VW-Chef Martin Winterkorn die Absicht angekündigt, das auf 150.000 Autos pro Jahr ausgelegte Werk weiter auszubauen. Der Konzern, der heuer bis Ende August rund 80.000 Autos in Russland verkaufen konnte, will bis 2017/2018 den jährlichen Absatz von 360.000 Fahrzeugen erreichen. Dazu hofft man offensichtlich auf Segen von oben: Laut russischen Medien wollte Winterkorn bei Putin für erneute Incentives sowie gegen Pläne, die Bedingungen für die Unterstützung ausländischer Investitionen zu verschärfen, Lobbying betreiben.