Die ASFI-NAG möchte auf diese Art der Verkehrslawine Herr werden.

Trotz aller Bemühungen wird es voraussichtlich ein Tropfen auf dem heißen Stein bleiben. Megastaus, wie wir sie aus leidvoller Erfahrung kennen, werden uns auch in Zukunft nicht erspart bleiben. Die Verkehrsbeeinflussungen mit Überkopfanzeigen können zwar Unfälle reduzieren und vor Stau warnen, Alternativrouten können sie allerdings nur im äußerst beschränkten Rahmen anbieten.

Staus können in Extremfällen einige Stunden Zeitverlust bedeuten. Fast muten diese Erscheinungen wie nicht zu verhindernde Naturereignisse an, die alle Jahre wieder (zum Beispiel beim Fallen der ersten Schneeflocke oder bei Nebel) mit der gleichen Regelmäßigkeit stattfinden. Von offiziellen Stellen istzu hören, wie gut koordiniert denn die Einsatzkräfte wären und was man nicht alles unternommen hätte. Doch die Praxis sieht anders aus.

Das Hauptproblem dürfte wohl darin liegen, dass Verkehr gebiets-,länder-und behördenübergreifend ist. Lokale Abstimmungsmaßnahmen sind wegen unterschiedlicher Eigeninteressen meist unerwünscht. Es genügt einfach nicht, Engstellen auf einzelnen Straßenzügen zu koordinieren, ohne entsprechende Umleitungskonzepte anzubieten.

Hier setzt die Kompetenzzersplitterung ein. Autobahnen unterstehen der Verwaltung der ASFI-NAG, sonstige Straßen den Ländern, Städten und Gemeinden. Keiner will Verkehr vom anderen übernehmen. Abgestimmte Umleitungsrouten oder entsprechende Katastrophenpläne sind Fremdworte. Der Effekt dieser kurzsichtigen Betrachtungsweise ist, dass dann mangels an Exekutive und sonstigen Organisationsmaßnahmen dergesamte Verkehr zusammenbricht und Staus viel schwerer zu entflechten sind. So wie bei einer Kette und ihrem schwächsten Glied kann eine einzige Engstelle Rückwirkungen auf den Verkehrsablauf einer weit reichenden Region haben -sogar über Staatsgrenzen hinaus.

Statt stundenlange Staus in Kauf zu nehmen könnte bei richtiger und rechtzeitiger Information über Alternativrouten manches Problem entschärft werden. Das würde allerdings der Abstimmung unterschiedlicher Verwaltungsapparate bedürfen. Das Verkehrsministerium als Hochburg der Bürokratie fühlt sich für derartige Kleinigkeiten nicht mehrverantwortlich, hat man doch die operativen Tätigkeiten an Länder und ASFINAG ausgelagert und kann sich nun höheren Aufgaben widmen. So obliegt es lokalen Behörden, tätig zu werden oder auch nicht.

Traurig, aber wahr, müssen sich Verkehrsteilnehmer ihre Informationen über mögliche Wartezeiten bei unterschiedlichsten Quellen zusammensuchen. Die aktuellsten und brauchbarsten Meldungen kommen dabei von ASFINAG, ARBÖ und ÖAMTC und auch die Radiosender tun, was sie können. Da die Meldungen aus unterschiedlichstenQuellen stammen, sind sie nicht immer aktuell. Im Internet gibt es beispielsweise nur halbwegs ausreichende Information über landeseigene Straßen in Wien, Salzburg, Oberösterreich und Vorarlberg. Detaillierte Informationen fehlen nicht nur hinsichtlich der aktuellen Verkehrslage, sondern ganz allgemein.

Noch trauriger wird der Fall, wenn man sich etwa ein Zusammenwirken verschiedener Verkehrsträger zur Lösung des Problems erhoffen würde. Im Güterverkehr schreiben die ÖBB immer mehr rote Zahlen, im Berufspendelverkehr wird der Umstieg auf Öffis alles andere als erleichtert.

Wie weit uns (oder besser gesagt unseren Enkeln) internationale Großprojekte auf Basis von Satellitenortung weiterhelfen können, bleibt abzuwarten. Daten über aktuelle Verkehrswerte sind entweder nicht vorhanden oder werden nicht herausgegeben. Wir leben angeblich in einer Informationsgesellschaft, aber können mit den meisten dieser Informationen nicht immer das Richtige anfangen.