Kürzlich wurden die vollautomatischen Verkehrsbeeinflussungsanlagen
durch eine weitere Anlage auf der Südautobahn ergänzt. Der Bau
solcher Telematikanlagen geht zügig voran, im Wiener Raum sind S1 und
A4 bereits ausgerüstet, die A23 (Südosttangente) folgt in der
nächsten Ausbaustufe.
Die ASFI-NAG möchte auf diese Art der
Verkehrslawine Herr werden.
Trotz aller Bemühungen wird es voraussichtlich ein Tropfen auf dem
heißen Stein bleiben. Megastaus, wie wir sie aus leidvoller Erfahrung
kennen, werden uns auch in Zukunft nicht erspart bleiben. Die
Verkehrsbeeinflussungen mit Überkopfanzeigen können zwar Unfälle
reduzieren und vor Stau warnen, Alternativrouten können sie
allerdings nur im äußerst beschränkten Rahmen anbieten.
Staus können in Extremfällen einige Stunden Zeitverlust bedeuten.
Fast muten diese Erscheinungen wie nicht zu verhindernde
Naturereignisse an, die alle Jahre wieder (zum Beispiel beim Fallen
der ersten Schneeflocke oder bei Nebel) mit der gleichen
Regelmäßigkeit stattfinden. Von offiziellen Stellen istzu hören, wie
gut koordiniert denn die Einsatzkräfte wären und was man nicht alles
unternommen hätte. Doch die Praxis sieht anders aus.
Das Hauptproblem dürfte wohl darin liegen, dass Verkehr
gebiets-,länder-und behördenübergreifend ist. Lokale
Abstimmungsmaßnahmen sind wegen unterschiedlicher Eigeninteressen
meist unerwünscht. Es genügt einfach nicht, Engstellen auf einzelnen
Straßenzügen zu koordinieren, ohne entsprechende Umleitungskonzepte
anzubieten.
Hier setzt die Kompetenzzersplitterung ein. Autobahnen unterstehen
der Verwaltung der ASFI-NAG, sonstige Straßen den Ländern, Städten
und Gemeinden. Keiner will Verkehr vom anderen übernehmen.
Abgestimmte Umleitungsrouten oder entsprechende Katastrophenpläne
sind Fremdworte. Der Effekt dieser kurzsichtigen Betrachtungsweise
ist, dass dann mangels an Exekutive und sonstigen
Organisationsmaßnahmen dergesamte Verkehr zusammenbricht und Staus
viel schwerer zu entflechten sind. So wie bei einer Kette und ihrem
schwächsten Glied kann eine einzige Engstelle Rückwirkungen auf den
Verkehrsablauf einer weit reichenden Region haben -sogar über
Staatsgrenzen hinaus.
Statt stundenlange Staus in Kauf zu nehmen könnte bei richtiger und
rechtzeitiger Information über Alternativrouten manches Problem
entschärft werden. Das würde allerdings der Abstimmung
unterschiedlicher Verwaltungsapparate bedürfen. Das
Verkehrsministerium als Hochburg der Bürokratie fühlt sich für
derartige Kleinigkeiten nicht mehrverantwortlich, hat man doch die
operativen Tätigkeiten an Länder und ASFINAG ausgelagert und kann
sich nun höheren Aufgaben widmen. So obliegt es lokalen Behörden,
tätig zu werden oder auch nicht.
Traurig, aber wahr, müssen sich Verkehrsteilnehmer ihre Informationen
über mögliche Wartezeiten bei unterschiedlichsten Quellen
zusammensuchen. Die aktuellsten und brauchbarsten Meldungen kommen
dabei von ASFINAG, ARBÖ und ÖAMTC und auch die Radiosender tun, was
sie können. Da die Meldungen aus unterschiedlichstenQuellen stammen,
sind sie nicht immer aktuell. Im Internet gibt es beispielsweise nur
halbwegs ausreichende Information über landeseigene Straßen in Wien,
Salzburg, Oberösterreich und Vorarlberg. Detaillierte Informationen
fehlen nicht nur hinsichtlich der aktuellen Verkehrslage, sondern
ganz allgemein.
Noch trauriger wird der Fall, wenn man sich etwa ein Zusammenwirken
verschiedener Verkehrsträger zur Lösung des Problems erhoffen würde.
Im Güterverkehr schreiben die ÖBB immer mehr rote Zahlen, im
Berufspendelverkehr wird der Umstieg auf Öffis alles andere als
erleichtert.
Wie weit uns (oder besser gesagt unseren Enkeln) internationale
Großprojekte auf Basis von Satellitenortung weiterhelfen können,
bleibt abzuwarten. Daten über aktuelle Verkehrswerte sind entweder
nicht vorhanden oder werden nicht herausgegeben. Wir leben angeblich
in einer Informationsgesellschaft, aber können mit den meisten dieser
Informationen nicht immer das Richtige anfangen.