Der Hineinverkauf in den Handel läuft heuer exzellent. Jetzt kommt es
darauf an, dass die Autofahrer entsprechend zuschlagen. Mit Problemen
in der Nachlieferung muss allerdings gerechnet werden.
Goodyear Dunlop Tires Austria (GDTA) sah laut Mag. Christian
Ramsenthaler-Jurado, PR&Marketingmanager, einen sehr guten Verlauf
des Sommergeschäfts im Consumer Bereich. Im Bereich Truck ist das
Vorkrisenniveau trotz Erholung noch nicht erreicht. Bereits die
Wintersaison des Vorjahres hat gezeigt, dass gute Verfügbarkeit das
Kriterium ist. Auch dieses Jahr zeichnet sich dieses Szenario in der
Sellin-Phase ab. Die Händler haben wesentlichfrüher eingelagert. Zum
Thema Krise sagte Ramsenthaler-Jurado: "Im Consumer-Bereich rechnen
wir dieses Jahr mit einem Marktwachstum, das sich eigentlich schon
-unbeeindruckt von der Krise- in den letzten Jahren abgezeichnet hat.
Die Lieferengpässe sind auf die Finanzkrise zurückzuführen, weil die
Industrie ihre Kapazitäten der Nachfrage anpassen musste.
Bei jetzt höher als erwarteter Nachfrage muss mit Engpässen auch
seitens der Rohmateriallieferanten gerechnet werden." Was die eigenen
Stärken anlangt, sagt der GDTA-Sprecher: "Wir sind gerade von unserer
österreichischen Roadshow zur Präsentation des neuen Fulda Kristall
Control HP zurückgekommen. Die überaus positive Resonanz unserer
Händlerpartner sowie die sehr guten Testergebnisse lassen uns für
Fulda für diesen Winter einiges erwarten." Als weitere Zugpferde wird
bei Goodyear auf den Ultragrip, bei Dunlop auf den 3D und bei Sava
auf den Eskimo S3+ gesetzt. An die Partner im Handel wird appelliert,
die Qualitätsprodukte aus dem Haus GDTA im Markt preislich höher zu
positionieren. Aus Studien gehe hervor, dass Endkunden bereit wären,
mehr für Premiumprodukte zu zahlen.
Stabiler Markt
Christian Mielacher, frischgebackener Geschäftsführer von Pirelli in
Österreich, verweist darauf, dass heuer wie gewohnt zwei Drittel der
Erträge im Wintergeschäft gemacht werden. Den Winterreifenmarkt 2010
schätzt er stabil ein -mit keinen Steigerungen im Sellout, aber einer
überaus hohen Sellin-Quote gegenüber den vergangenen Jahren. Aufgrund
der Maßnahmen gegen die Finanzkrise, die weitere drei bis fünf Jahre
fühlbar sein werde, und der breiter werdenden Dimensionspalette seien
wieder Engpässe zu erwarten. Mielacher sieht die Globalisierung in
der Reifenbranche voranschreiten. Der Standort Österreich von Pirelli
sei nicht gefährdet. Die Marke wird nach seinen Angaben mit der
Weiterentwicklung der Green Performance Produktlinie und den Profilen
Cinturato P7 und Scorpion Verde punkten und den Fokus auf die
Verbesserung der Höchstleistungen in allen Sicherheitsbereichen mit
gleichzeitiger Minimierung von Verschleißund Kraftstoffverbrauch
richten.
Die Anforderung an den Reifenhandel wird in der Zukunft im
Detailforecast auf Segment-und Dimensionsplanung liegen, um die
Verfügbarkeitsengpässe in den komprimierten Saisonspitzen zu
verbessern. Eine weitere Botschaft an den Handel: Mehr miteinander
als gegeneinander bringt, langfristig gesehen, höhere Margen in allen
Bereichen.
Zukunft ungewiss?
Thomas Körpert, Geschäftsführer von Vredestein in Österreich, zeigt
sich von einem deutlichen Plus im Sommerreifengeschäft angetan. Trotz
der sensationellen frühen und hohen Einlagerung (im August +40
Prozent) ist der weitere Geschäftsverlauf ungewiss, denn die
entscheidende Frage ist, ob es zu einementsprechenden Abfluss im
Handel kommt.
Das Pkw-Reifenersatzgeschäft sieht Körpert von der Krise nicht
beeinträchtig. In den letzten drei Jahren sei eher ein Trend zu mehr
Qualität erkennbar gewesen. Was die Globalisierung angeht, betrachtet
er sein Haus durch die Apollo-Übernahme erstmals weltweit präsent. Im
Wintergeschäft will Vredestein im höheren Segment mit den Profilen
Wintrac X-treme und Snowtrac 3 Punkten. Dem Handel empfiehlt Körpert,
das Geschäft ab Oktober ruhig anzugehen. Trotz Tartarenmeldungen über
mangelnde Verfügbarkeit ist er überzeugt, dass Reifen weiter
lieferbar sind.
Zum Geschäftsverlauf sagte Sonja Eckhart, Kumho Marketing Managerin:
"Wir konnten im Sommer kein der Marktentwicklung angemessenes
Wachstum verzeichnen, weil es Anfang des Jahres Lieferverzögerungen
aus Korea gab. Für uns kommt es nun darauf an, die Waren für die
Wintersaison rechtzeitig verfügbar zu haben." Die Winterreifenpflicht
lasse den Kunden kaum Spielraum für Wartezeiten. Was die Finanzkrise
angeht, betont Eckhart: "Aus meiner Sicht ist die Finanzkrise noch
nicht gänzlich überwunden. Die Wahrheit wird erst nach der
Wintersaison feststehen." Produktmäßig setzt Kumho auf den KW23, der
laut Eckhart nicht nur für Schnee und Eis, sondern auch für kalte,
trockene oder regennasse Straßen konzipiert ist. Der Reifen erzielte
im Winterreifentest des ÖAMTC 2008 und 2009 das Prädikat
"empfehlenswert". Mit dem KC15, der für Fahrzeuge wie den VW Touareg,
die Mercedes-Benz M-Klasse oderden BMW X5 entwickelt wurde, verfügt
Kumho "über einen sowohl optisch als auch qualitativ sehr
anspruchsvollen Reifen für moderne SUVs," sagt die Marketing
Managerin.
Erholt aus der Krise
Bridgestone Austria Geschäftsführer Andy Davies bringt die Marktlage
folgendermaßen präzise auf den Begriff: "Sommer gut, Winter sehr
gut!" Die leeren Lager und die Ankündigung von Lieferengpässen haben
den Handel zu massiver Einlagerung veranlasst. Vorläufig sei offen,
ob die hohen Steigerungsraten gerechtfertigt seien. Von der
Finanzkrise zeige Europa sich gut erholt. Osteuropa sei hingegen noch
nicht so weit. Die Internationalisierung des Geschäfts zeige sich
auch in der Regionalisierung von Bridgestone, die zur Integration der
Österreichniederlassung unter die D-A-CH-Organisation führe, die von
Bad Homburg aus gesteuert werde. In Österreich wird die
Osteuropa-Zentrale angesiedelt, die insgesamt 17 Länder betreuen
wird. Im Wintergeschäft sieht das Unternehmen sich gut aufgestellt
-mit dem neuen Winterhawk 2 Evo von Firestone sowie dem zusätzlichen
Profil Blizzak LM 32 (als Ergänzung zu LM 30 und LM 35). Im
Allradbereich punktet Bridgestone mit den Blizzak-Profilen DMV 1 und
LM 25. Dem Handel empfiehlt Marketing Manager Dr. Knut Scharf
einerseits sorgfältig zu kalkulieren, um die gute Marktsituation zu
nutzen, und andererseits professionelles Service mit eingehender
Fachberatung anzubieten.
Frederic Chouquet-Stringer, Geschäftsführer Michelin Österreich,
sagt, dass das Sommerhalbjahr sowohl für den Handel als auch für
Michelin gut gelaufen sei. Wörtlich fügte er hinzu: "Die Nachfrage
nach Winterreifen ist 2010 besonders stark, wofür wir als Hauptgrund
den langen Winter 2009/10 (dadurch geringer Bestand am Markt) sehen.
Der Handel hat auf die schlechte Verfügbarkeit der Industrie 2009
reagiert und stark eingelagert. Was die Krisenlage angeht, haben die
Ergebnisse von Michelin sich im ersten Halbjahr deutlich verbessert,
Wachstum und Nachfrage sind nach einem schwachen Jahr 2009 wieder
stärker -in allenZonen und allen Produktlinien." Allerdings sei zu
befürchten, dass die Rohstoffkosten weiter steigen. Die Michelin
Gruppe investiert international und baut drei neue Werke: in Indien
(Lkw und EM), China (Pkw und Lkw) und Brasilien (Pkw).
Zur Produktpalette sagt Chouquet-Stringer: "Im Winter 2010 lancieren
wir aktuell unseren neuen Winterreifen Alpin A4 und komplettieren die
Palette der X-Ice-North Reifen (Spikes) für Pkw und Llkw. Auch dieses
Jahr werden wir vom 1. Oktober bis 15. November eine Sellout-Aktion
in Verbindung mit OnWay für Endverbraucher anbieten." Ferner weist
der Michelin-Sprecher darauf hin, dass Warenknappheit die Möglichkeit
bietet, Marge zu generieren.
Wahrsagerin auf Urlaub
Roland Welzbacher, Geschäftsführer von Continental in Österreich,
bringt das Sommerund Winterreifengeschäft auf den Punkt: "Alle haben
zu wenig Ware und diese konnte nicht durchgängig ausgewogen verteilt
werden." Was die weitere Wirtschaftsentwicklung betrifft, habe auch
"seine Wahrsagerin ein Recht auf Urlaub", so Welzbacher mit einem
Augenzwinkern, und bei "reinen Opportunitätsaussagen" sei er "gern
zurückhaltend".
Der zunehmenden Internationalisierung des Geschäfts begegnet
Continental in Österreich mit der Forcierung ihres regionalen
Trumpfes Semperit. Zu diesem Zweck soll die Traditionsmarke im
kommenden Jahr neben der Kernmarke Continental massiv gestärkt
werden. Darüber hinaus verfügt Continental in Österreich über eine
umfassende Palette von Winterreifen für jedes Marktsegment. Im Handel
übernimmt der Außendienst zunehmend Coaching-Aufgaben, um den Handel
in seiner Geschäftsentwicklung auch regional individuell zu
unterstützen.