Die russischen Autoverkäufe weisen eine steigende Tendenz auf. Die Regierung will nun, dass die im Land gebauten Autos ausländischer Marken "russischer" werden. Firmen, die heute Zollerleichterungen für Komponentenimporte genießen, müssen im Rahmen der neuen Autoindustriestrategie wesentlich strengere Bedingungen erfüllen, um auch in Zukunft von Incentives zu profitieren.

Die Hersteller müssen innerhalb von wenigen Jahren eine Produktion von bis zu 350.000 Autos pro Jahr sowie 60 Prozent Lokalanteil erreichen. Mindestens 30 Prozent der Autos sollen lokal gebaute Motoren erhalten, die Ausländer sollen in Russland auch forschen. Mit Ford, General Motors, Renault/Nissan und Volkswagen haben vier Konzerne die neuen Bedingungen akzeptiert, für Fiat gibt es eine Sonderregelung.

Hilfe von AvtoVAZ

Am leichtesten tut sich dabei die Renault-Nissan-Allianz: Mit dem Lada-Hersteller AvtoVAZ, an dem Renault mit 25 Prozent beteiligt ist, und den Werken von Renault in Moskau und Nissan in St. Petersburg kann man die Stückzahlen leicht erfüllen. Als erstes gemeinsames Projekt wird Avto-VAZ in Togliatti Lada-, Renault-und Nissan-Modelle auf der Basis der Logan-Plattform bauen. Die russische Version des Dacia Logan MCV soll 2012 als Lada Largus in Produktion gehen. Vom Billigmodell Lada Granta, der auf der Kalina-Plattform basiert und im Herbst in Serie geht, wird es ebenfalls Renault-und Nissan-Derivate geben. "Es wird sich um ein Auto handeln, das billiger als die heute von Renault angebotenen Modelle sein wird", erklärt Bruno Ancelin, als Senior Vice President von Renault für die Russland-Aktivitäten zuständig.

Auch General Motors will von der Partnerschaft mit AvtoVAZ profitieren. Laut Jim Bovenzi, President und Generaldirektor von GM in Russland, wird neben der Erweiterung des Werks in St. Petersburg von 60.000 auf 230.000 Autos pro Jahr auch die Produktion des Joint Ventures GM-AvtoVAZ auf 120.000 Autos erhöht. Die Fabrik wird neben dem Nachfolger des aktuellen Chevrolet Niva den neuen Lada Taiga produzieren. Außerdem wird GAZ den Chevrolet Aveo montieren.

Skoda und VW aus Nizhnij Nowgorod

Hauptpartner für die Auftragsproduktion der GAZ-Gruppe wurde Volkswagen. Die Deutschen werden zusätzlich zum eigenen Werk in Kaluga jährlich bis zu 110.000 Škoda Yeti und Octavia sowie VW Jetta bei GAZ in Nizhnij Nowgorod bauen lassen. Die SKD-Montage des Yeti beginnt noch heuer, die CKD-Produktion startet gegen Ende 2012.

Ford wiederum hat sich für die Zusammenarbeit mit der Firma Sollers entschieden. In das 50:50-Joint-Venture Ford Sollers, das in den kommenden Wochen finalisiert wird, bringen Ford das Focus-und Mondeo-Werk in Wsewolozhsk nahe St. Petersburg und Sollers zwei Autofabriken in Tatarstan, in welchen aktuell Fiat-Modelle entstehen, ein.

Russische Motoren

Einer Revolution gleich kommt die Verpflichtung zum Einbau lokal gefertigter Triebwerke. Die Produktion von Autos auf der Logan-Plattform in Moskau und Togliatti bringt eine ausreichende Stückzahl, um 1,4-und 1,6-Liter-Renault-Motoren bei AvtoVAZ zu produzieren. "Wenn man diese Stückzahlen addiert, kann man eine Art Optimum für Motoren und Getriebe erreichen", erklärt Ancelin.

GM will seiner Verpflichtung laut Bovenzi mit dem Bau von Motoren und Getrieben für die bei GM-AvtoVAZ zu produzierenden SUVs beim russischen Partner nachkommen. Ford Sollers wird ein neues Motorenwerk in Elabuga errichten, VW will die Standortentscheidung 2012 treffen.