Rabenschwarze Wolken hingen vor eineinhalb Jahrenüber dem Wirtschaftshimmel: Ausgelöst von der geplatzten Immobilienblase in den USA stürzten die Aktienkurse ab, fiel eine Bank nach der anderen -und die Menschen hatten plötzlich kein Geld (oder bekamen keinen Kredit) für den Kauf eines Autos. Die Bänder in den Werken standen immer öfter still; doch in Österreich gab es nicht Massenentlassungen wie anderswo, sondern man behalf sich mit einem bewährten Mittel: der Kurzarbeit.

Zum Höhepunkt der Krise waren in Österreich 50.000 bis 60.000 Menschen in Kurzarbeit, da ja auch die Stahlbranche betroffen war. Und jetzt? "Mir ist kein Unternehmen bekannt, in dem es noch Kurzarbeit gibt", sagte Mag. Karl Pansy, Geschäftsführer des ACstyria mit 180 Mitgliedsbetrieben, schon im Frühsommer 2010.

"Mit der Kurzarbeit dahingehantelt"

Was die Kurzarbeit gebracht hat? Pansy: "Für die Beschäftigten hat es sich auf jeden Fall ausgezahlt, da nur ganz wenige gekündigt wurden." Für die Unternehmen sei es hingegen "keine billige Variante" gewesen. So seien für 50 Prozent Arbeitsleistung drei Viertel des Gehalts bezahlt worden. "Doch die Branche hat sich mit der Kurzarbeitdahingehantelt", meint Pansy, "es hat ja niemand gewusst, ob die Schwierigkeiten drei, sechs oder zwölf Monate dauern."

Laut Magna-Sprecher Daniel Witzani ist bei Magna das letzte Werk mit Kurzarbeit die Gesamtfahrzeugfertigung in Graz gewesen; hier ist diese Phase mit Ende des 1. Quartals 2010 ausgelaufen, in denübrigen 16 österreichischen Werken des Konzerns schon einige Monate früher. "Die Kurzarbeit ist ideal, um temporäre Schwierigkeiten abzufedern", sagt Witzani, "auf lange Sicht kann es sich kein Werk leisten."

Bei General Motors in Wien-Aspern ist diese Phase viel länger vorbei: "Vom 19. Jänner bis 8. Mai 2009 waren 1.540 Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet", sagt Unternehmenssprecherin Elisabeth Schuller: Doch dank der Verschrottungsprämien in verschiedenen Ländern sei das Arbeitsvolumen rasch wieder angestiegen, sodass letztlich nur 390 Kollegen in derFünfganggetriebe-Produktion so lange kurzarbeiten mussten. Bilanz laut Schuller: "Wir wollten unser Stammpersonal halten: Die Mitarbeiter haben ein enormes Fachund Spezialwissen -diese Leute wollten wir nicht verlieren."

Vier Fünftel der Belegschaft betroffen

Nicht ganz so gut ist die Situation in der Nutzfahrzeugbranche, etwa im MAN-Werk in Steyr: Hier waren vier Fünftel der Belegschaft betroffen, einige bis zum Frühsommer 2010. "Bei der derzeitigen Marktentwicklung gehen wir davon aus, dass wir Kurzarbeit nicht mehr in Anspruch nehmen müssen", sagt Dipl.-Ing. Gerhard Klein, Vorstand MAN Nutzfahrzeuge Österreich AG. Sein Resümee: "Im Krisenfall würden wir wieder auf das Instrument Kurzarbeit zurückgreifen."

In Vollbeschäftigung ist man mittlerweile auch im KTM-Werk in Mattighofen, wo 833 Mitarbeiter vom 1. Mai bis 14. September 2009 in Kurzarbeit waren. Die Auslastung sei deutlich besser als im Vorjahr, durch die Kurzarbeit habe man die Lagerbestände effizient gekürzt.