Vor wenigen Jahren noch war der Begriff "Länderrisiko" im Allgemeinen
für Schwellenländer reserviert, doch mit der Finanz- und
Wirtschaftskrise ist diese einseitige Zuordnung obsolet geworden. So
liegen Brasilien, Indien und China inzwischen vor Griechenland,
Irland oder Portugal, die Türkei wird nur geringfügig schlechter
bewertet alsGroßbritannien und Polen hat Island überholt.
Dem jüngsten Handbuch "Länderrisiken 2011", das auf 156
Länderprofilen samt Zahlungserfahrungen mit Coface-Daten beruht,
entnehmen wir, dass selbst nach Bewältigung der Krise der Jahre 2008
und 2009 die Gefahren weiterhin hoch einzustufen sind. In der Analyse
des Dienstleisters im Forderungsmanagement zum jährlichen
Länderrisikokongress aufgelegt, stehen alle Risikofragen beantwortet,
die in der Zukunft der EU gefährlich werden können. Die beim
F.A.Z-Institut (E-Mail >laender@faz-institut.de<) um 98 Euro all in
erhältliche Publikation schützt einen rasch vor Eitel-,Wonne-und
Sonnenschein-Politik.
Hinter der Nachfrage in wichtigen Absatzmärkten steht die Spaltung
der Weltwirtschaft in gut finanzierte Überschussländer und klamme
Defizitstaaten. Das zunehmende Selbstbewusstsein der großen
Schwellenländer erhöht die Gefahr von Währungsturbulenzen,
Protektionismus und Staatsbankrotten. Die Konkurrenz um Rohstoffe,
damit verbundenknappe Verfügbarkeit der Grundstoffe samt
Preisrallyes, stellen die Belastbarkeit industrieller
Schlüsseltechnologien infrage.
Jenseits aller Finanzierungsbelange gewinnt derzeit die Frage nach
dem politischen System wieder an Brisanz. Politische Beschönigung
geht vor Wahrheitsfindung, dabei durchlebt Europa derzeit umfassende
Veränderungen. Der Zusammenhalt der Euroländer mit ihren äußerst
unterschiedlichen Volkswirtschaften wird auf eine immer härtere Probe
gestellt.
Die Reaktion darauf kann defensiv als Risikobegrenzung oder offensiv
als Chancensuche begriffen werden, zwinge ich mich zu einem halbwegs
positiven Denkansatz, Ihr
Gerhard Lustig