Neue Führung, alte Ziele: Mit guter Lieferfähigkeit, Investitionen,
die Kundenbetreuung und einem stark wachsenden Reifengeschäft strebt
Derendinger die zweite Position am Kfz-Teilemarkt an.
Eines stellt Jean-Pierre Studer, seit Anfang April Geschäftsführer
von Derendinger, gleich vorweg klar: Der Wechsel nach Österreich ist
auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin erfolgt. "Mich hat diese Aufgabe
ganz einfach gereizt", sagt der erfahrene Manager, der schon einen
international tätigen Zulieferer und einen Schweizer Energieversorger
geführthat. Österreich kennt er, seit er Anfang der Neunzigerjahre
die Wiener Niederlassung des französischen Konzerns Schneider
Electric aufgebaut hat.
Zuletzt stand Studer an der Spitze des Schweizer Teilehändlers
Technomag, der im Zuge des Zusammenschlusses mit Derendinger Teil der
Swiss Automotive Group (SAG) wurde. Zwischen der Eidgenossenschaft
und Österreich sieht er durchaus Ähnlichkeiten: "Die beiden Länder
haben vieles gemeinsam, etwa den Trend zur Internationalisierung. Die
Fusion von KSMund Trost war da nur der Anfang."
Österreich im Fokus
Für Sandro Piffaretti und Olivier Métraux, Eigentümer der SAG, ist
Österreich, neben Remco in Belgien, als einziges verbliebenes
Auslandsengagement von großer Bedeutung. Das mittelfristige Ziel ist
die zweitstärkste Marktposition, verbunden mit einer Umsatzgröße von
80 bis 100 Millionen Euro.
Obwohl sich der Konkurrenzkampf auf die Ertragslage schlägt, sieht
Studer ausreichendes Wachstumspotenzial: Zum einen gebe es im 24
Standorte umfassenden Filialnetz noch einige "weiße Flecken", zum
anderen seien die Markenwerkstätten für alle freien Teilehändler ein
lohnender Zukunftsmarkt. "Wenn wir unsere Arbeit gut machen, können
wir uns dort etwas holen, das noch keiner von uns hat", sagt Studer.
"Die logistischen Leistungen, die wir erbringen, können von den
OE-Organisationen ganz einfach nicht erreicht werden."
Zukunftsträchtiges Sortiment
Die gute Lieferfähigkeit ist auch im Reifenhandel, mit dem sich
Derendinger als einziger Teilehändler beschäftigt, von großer
Bedeutung. "Was wir liefern können, das verkaufen wir auch", ist
Studer zufrieden. 2009 trugen die über den deutschen Großhändler Ihle
bezogenen Pneus rund ein Fünftel zum Gesamtumsatz von knapp 56
Millionen Euro bei. In den kommenden Jahren sollen die Reifenverkäufe
um mehr als die Hälfte steigen.
Darüber hinaus forciert Studer die Werkstattausrüstung, indem er die
Kundenbetreuung weiter ausbaut. In Kürze sollen zwei zusätzliche
Servicemitarbeiter zum Team stoßen. Als besonders zukunftsträchtig
gelten weiters die Bereiche Elektrik und Elektronik. "Hier ist es
unsere vordringlichste Aufgabe, den Werkstätten dabei zu helfen,
ihren Qualitätsstandard auch in Zukunft halten zu können", betont
Studer.
Kein Teufel an der Wand
Diese Partnerschaft mit dem Reparaturgewerbe ist der Leitgedanke des
Werkstattkonzepts plus-Service, an dem sich mittlerweile 35 Betriebe
beteiligen. Langfristig könnte es bis zu 150 Mitglieder geben.
Sympathischerweise verzichtet Studer darauf, zur Mitgliedergewinnung
den Teufel des Werkstattsterbens an die Wand zu malen. Ob eine
Systemteilnahme Sinn mache, müsse jeder Betrieb für sich selbst
entscheiden, meint der zurückhaltende Schweizer: "Kleine Werkstätten,
die gute Arbeit leisten und damit treue Kunden gewinnen, werden auch
in Zukunft absolut ihre Berechtigung haben."