A&W: Bei anhaltend hohem Reparaturaufkommen sparen neue Lacktechnologien nicht nur Energie, sondern auch Material. Was bedeutet dieser Umstand für Ihre Absatzzahlen und Ihre generelle Geschäftstätigkeit? 

Daniel Kapeller, AkzoNobel: Mit unseren neuen Lacktechnologien erhöhen wir die Effizienz in den Werkstätten und verbessern gleichzeitig die Nachhaltigkeit. Besonders wichtig ist unser PPA (Paint PerformAir), mit dem wir nicht nur bis zu 70 Prozent Energiekosten einsparen, sondern es den Betrieben auch ermöglichen, bei gleicher Manpower zwei Rechnungen pro Tag mehr zu schreiben. Das führt zu höheren Durchsätzen und Erträgen und sichert zudem Arbeitsplätze sowie den Fortbestand der Betriebe. Diese Vorteile steigern die Nachfrage nach unseren Produkten. Gleichzeitig festigen wir unsere Position als Partner, der nicht nur innovative, sondern auch wirtschaftlich sinnvolle Lösungen bietet.

Marco Windbüchler, Axalta: Nicht nur durch modernste Lacktechnologien wird Material eingespart, sondern auch durch die Umstellung unserer Gebinde von Dosen auf Flaschen. Es bleibt nahezu keine Restmenge in den neu entwickelten Flaschen, die zu 50 Prozent aus recyceltem Material bestehen. Sie geben das Material bis zum letzten Tropfen ab. Durch den Einsatz unserer vollautomatischen Mischanlage Axalta Irus Mix werden Fehlmischungen nahezu ausgeschlossen. Höchste Farbtongenauigkeit und präzise Dosierung sorgen auch hier für eine messbare Materialersparnis.

Daniel Kohler, BASF: In einem zunehmend umweltbewussten Markt sind innovative Produkte, die zu Material- und Energieeinsparungen beitragen, nicht nur ein Wettbewerbsvorteil, sondern auch eine Reaktion auf gesetzliche Vorgaben wie die Corpo-rate Sus-tainability Reporting Directive (CSRD). Durch weniger Materialverbrauch können Werkstätten ihre Kosten erheblich senken, was auch die Entsorgungskosten minimiert. Gleichzeitig führt dies zu einer Reduzierung des Abfalls, was die Umweltbelastung verringert. 
Mit einem neuen Nachhaltigkeits-Tool können Werkstätten berechnen, wie viel CO2 sie durch den Einsatz umweltfreundlicher Produkte einsparen, was ihre Umweltbilanz verbessert und das Vertrauen der Kunden stärkt.
Unsere MassBalance-Produkte der AraClass und PioneerSeries, die erneuerbare Rohstoffe nutzen, zeigen das Engagement für Nachhaltigkeit und bieten den Kunden ein Zertifikat für ihre Einsparungen. Mit dem kürzlich erfolgten Launch unseres innovativen Low-Bake-Klarlacks wird es möglich, den Energieverbrauch im Applikationsprozess erheblich zu senken. Dieser Klarlack stellt eine ideale Ergänzung zu unserer Lackserie Reihe 100 dar, die durch eine Materialeinsparung von bis zu 30 Prozent sowie den niedrigsten VOC-Wert auf dem Markt überzeugt.
Damit kommen wir der steigenden Nachfrage nach umweltfreundlichen Lösungen in der Industrie gezielt nach. Insgesamt positionieren sich Unternehmen, die auf nachhaltige Lacktechnologien setzen, als verantwortungsbewusste Akteure und stärken ihre Marktposition zugleich.

Rudolf Weismann, Lack & Technik: Dank der fortschrittlichen Technologien wie Cromax Pro, EZ+ und Challenger, kann Lack & Technik den Kunden nicht nur in puncto Effizienz und Nachhaltigkeit, sondern auch bei den Kosten erhebliche Einsparungen zusichern. Dadurch erreichen wir trotz reduzierten Materialverbrauchs jährlich stabile Umsatzzahlen. Die Entscheidung vieler neuer Lackierbetriebe, auf wirtschaftliche Produkte von Lack & Technik zu setzen, stärkt zusätzlich unsere Marktposition und ermöglicht es uns, langfristig zu wachsen.

Werner Lanzerstorfer, PPG: Die berührt unsere Geschäftstätigkeit kaum. Natürlich sind moderne Materialien ergiebiger und erfordern weniger Energieeinsatz. Dies ist umso wichtiger, da in den letzten Jahren die Rohstoffpreise extrem gestiegen sind und durch die Verwendung von hocheffizienten PPG-Materialien die notwendigen Preiserhöhungen kompensiert werden können. Die überzeugt auch Kunden, die wir durch unsere Produktperformance dazugewinnen konnten. Damit sehen wir in diesem Bereich sogar ein Wachstum für dieses Jahr.

Digitale Lösungen werden im Karosserie- und Lackierumfeld immer relevanter, vor allem im Bereich der Farbtonmessung, -findung und -ausmischung. Mit welchem Angebot unterstützen Sie hier die Werkstätten?

Kapeller, AkzoNobel: Wir setzen auf verschiedene digitale Lösungen, um die Farbtonmessung und -findung in den Werkstätten zu verbessern. Besonders hervorzuheben ist unser Farbtonmessgerät AutomatchicTM Vision, das zur Farbtonabstimmung mit der MIXITTM-Software arbeitet. Es stellt den Betrieben und Lackierern unendlich viele Messkurven zur Verfügung und ermöglicht eine schnelle und präzise Farbanpassung. Zusätzlich bieten wir mit der ColorMatchic ein vollautomatisches Mischsystem an, das den Mischvorgang vereinfacht und optimiert. Diese Lösungen sparen Zeit und Material und machen die Lackierarbeit deutlich effizienter. Hier haben wir uns auch bemüht, ein attraktives Leasingmodell anzubieten, welches es den Unternehmen in finanzieller Hinsicht erleichtert, bei den aktuellen technischen Lösungen mit an Bord zu sein.

Windbüchler, Axalta: Dafür haben wir Axalta Irus entwickelt. Den fortschrittlichsten, vollständig automatisierten und digital integrierten Farbtonmanagementprozess weltweit. Scannen. Finden. Mischen. Alles komplett digital. Aber der Reihe nach: Das brandneue Farbtonmessgerät Irus Scan mit patentiertem inversem Winkel bietet präzise Messergebnisse im Hinblick auf Farbton, Glanz und Effekte. Mit Irus Mix bieten wir die schnellste vollautomatische Mischanlage an. Die Nachfrage ist enorm. Wir sind bis über Mitte 2025 ausverkauft! Mit Axalta Nimbus vernetzen wir beide Tools in einer einzigen, cloudbasierten Plattform, die viel mehr bietet als eine effiziente Farbtonfindung.

Kohler, BASF: Hier lautet unsere Lösung: „Refinity“. Diese cloudbasierte Plattform bietet eine umfassende Unterstützung für Lack- und Karosseriewerkstätten, indem sie Funktionen zur Farbtonfindung, Ausmischung, Weiterbildung und Bestandsführung integriert. Ein besonderes Highlight ist unser neues Spectrophotometer, das innovative Technologien zur Verbesserung des Misch- und Übertragungsprozesses beinhaltet. Es verfügt über eine Kamera, die Fahrgestellnummern, Kennzeichen und Auftragsnummern erfassen kann, welche direkt in unsere Cloud-Plattform übertragen werden. 
Diese Lösung wurde von BASF patentiert und stellt sicher, dass Werkstätten effizienter arbeiten und gleichzeitig die Qualität ihrer Arbeit steigern können. 

Weismann, Lack & Technik: Lack & Technik bietet mit dem innovativen Farbtonmessgerät Cromax Mini eine Lösung, die sogar Metallicpartikel erkennt und in Kombination mit dem ChromaWeb-Mischprogramm die Farbtöne automatisch anpasst. Die Forschung bei Cromax entwickelt sich stetig weiter, und wir freuen uns, 2025 eine neue technologische Errungenschaft auf der AutoZum vorzustellen. Alle unsere Kunden erhalten kostenfreien Zugang zur Messe, und wir freuen uns bereits darauf, sie persönlich zu begrüßen.

Lanzerstorfer, PPG: Wir haben für unsere Digitalisierungsoffensive zwei „Golden Awards“ bekommen – 2019 für die MoonWalk als erste automatische Farbtonmischanlage und zuletzt auf der Automechanika für unsere voll digitalisierte Farbtonfindung. Ich denke, das spricht für sich. Beide Innovationen werden von unseren Kunden extrem gut angenommen und helfen dem Betrieb, mit zukunftsweisenden Systemen zu arbeiten. Damit werden die Betriebe nicht nur effizienter, sie können sich auch als moderner Arbeitgeber präsentieren und so besser Nachwuchs und Mitarbeiter anwerben.

Rund um den Schadensprozess halten zunehmend auch Lösungen mit künstlicher Intelligenz (KI) Einzug in die Betriebe. Werden diese von Ihren Kunden bereits eingesetzt und wie KI-affin ist Ihre Ausrichtung als Lackhersteller bzw. -lieferant?

Kapeller, AkzoNobel: KI ist ein spannendes Thema, das auch in unserer Branche an Bedeutung gewinnt. Einige unserer Kunden setzen bereits auf KI-Lösungen, insbesondere bei der Schadensbewertung. Wir verfolgen diese Entwicklungen genau und bauen unsere digitalen Systeme weiter aus, um auch in Zukunft darauf vorbereitet zu sein. Wir sehen großes Potenzial in der Integration von KI, um Prozesse zu optimieren und unsere Kunden noch besser zu unterstützen.

Windbüchler, Axalta: Im Bereich Karosserie & Lack ist die KI im Arbeitsprozess nicht sehr stark eingebunden. Da ist noch echtes Handwerk gefragt. Allerdings wird die KI unsere Zukunft stark beeinflussen und zunehmend auch den Weg in die Werkstatt finden. Ein fortlaufender Entwicklungsprozess der KI wird deren Einsatzmöglichkeiten stark erweitern. Mit Axalta Nimbus ermöglichen wir unseren Kunden schon heute, ihr Geschäft intelligenter zu gestalten. Auf einer einzigen digitalen und cloudbasierten Plattform vernetzen wir den kompletten Lackierbetrieb. Sie vereint alle Arbeits- und Geschäftsprozesse und hilft den Betrieben, fundierte Entscheidungen zu treffen, um Leistung und Rentabilität zu steigern. Mit Axalta Nimbus können Kunden den Lackierprozess auf einer einzigen Plattform steuern: Farbtonmanagement, Produktkatalog, Webshop, Lagerverwaltung, Schulung und Kennzahlenmanagement.

Kohler, BASF: Künstliche Intelligenz (KI) wird in der Zukunft eine bedeutende Rolle im Schadensprozess spielen und könnte unseren Kunden erhebliche Vorteile bieten. Aktuell erkennen wir bereits Trends, die darauf hindeuten, dass KI-Anwendungen in den kommenden Jahren präsenter werden, insbesondere auch im Bereich der Robotik-Lackierapplikationen. Diese Technologien nutzen KI, um die Lackierergebnisse stetig zu verbessern und reagieren damit auch auf den zunehmenden Fachkräftemangel in der Branche. Als Lackhersteller sind wir selbst aktiv in der Entwicklung von KI-unterstützten Anwendungen. Ein Beispiel dafür sind unsere Aktivitäten in Richtung einer digitalen Schadenaufnahme, bei der KI-generierte Reparaturempfehlungen zur Verfügung gestellt werden. Diese Empfehlungen sollen nicht nur bei der Reparatur helfen, sondern auch bei der Entscheidung über die optimale Lackmenge unterstützen. Durch eine Rückmeldung der Mitarbeiter an das System wird die KI fortlaufend geschult, um noch präzisere Empfehlungen zu geben. Die so gewonnenen Vorteile sollen nicht nur zur Reduzierung der Reparaturkosten beitragen, sondern auch die Rest- und somit Abfallmaterialien minimieren, indem stets angestrebt wird, nur die optimale Lackmenge auszumischen. Als BASF Coatings setzen wir darauf, KI in unsere Lösungen zu integrieren, um innovative und nachhaltige Ansätze für unsere Kunden zu schaffen.

Weismann, Lack & Technik: Künstliche Intelligenz eröffnet uns neue Möglichkeiten, stellt aber auch Herausforderungen dar, denen wir uns aktiv stellen. Lack & Technik beschäftigt sich intensiv mit den Potenzialen der KI: Mit Manuel Weismann, einem erfahrenen Programmierer, und Andreas Weismann, der umfangreiche Erfahrung in der Lackierbranche mitbringt, sind wir bestens aufgestellt, um KI-Lösungen wie den vollautomatischen Mischroboter Irus und das Cromax ChromaWeb-Programm erfolgreich einzusetzen und optimal an die Bedürfnisse unserer Branche anzupassen.

Lanzerstorfer, PPG: KI wird bereits in unserer digitalen Farbtonfindung verwendet. Meines Erachtens ist KI hilfreich, um interne Prozesse in der Produktion und Administration zu vereinfachen z. B. bei CRM-Programmen. In der klassischen Reparaturlackierung sehe ich den Einfluss noch nicht.

Abseits der klassischen Produktpalette nimmt das Zubehörsegment immer mehr Fahrt auf. Welchen Stellenwert hat dieses Segment gegenwärtig für Ihr Unternehmen?

Kapeller, AkzoNobel: Das Zubehörsegment spielt für uns eine immer größere Rolle, aber der Nutzen für den Kunden steht bei uns im Vordergrund. Deshalb haben wir bewusst nie ein eigenes Zubehörprogramm entwickelt, sondern arbeiten mit großen Lieferanten zusammen, um die besten und effizientesten Lösungen anzubieten. Unser Produktsortiment ist überdurchschnittlich groß und umfasst auch Nischenprodukte wie Lackierständer und spezielle Werkzeuge, die wir unseren Kunden kostengünstig und unkompliziert zur Verfügung stellen.

Windbüchler, Axalta: Einen immer höheren! Mit Audurra haben wir vor 5 Jahren mit großem Erfolg eine Eigenmarke auf den Markt gebracht. Audurra bietet hohe Qualität zum kleinen Preis und dazu noch nachhaltig. Viele Artikel werden in der EU und anderen europäischen Ländern entwickelt und hergestellt. Das bedeutet Steigerung der regionalen Wertschöpfung und kurze Transportwege. Für die klassische Werkstattausrüstung können wir selbstverständlich alle namhaften Zubehörmarken und Artikel anbieten. Hinsichtlich Beratung und Betreuung unserer Kunden haben wir ein Team von Zubehör-Spezialisten. Gemeinsam mit unserem Außendienst und Technikern sorgen sie für die richtige Produktauswahl, wirtschaftliche Arbeitsprozesse und machen auch Schulungen vor Ort beim Kunden.

Kohler, BASF: Das Zubehörsegment hat für unser Unternehmen einen hohen Stellenwert und ist entscheidend für unsere Gesamtstrategie. Es ergänzt unsere klassische Produktpalette und stärkt unsere Marktposition. Dank enger Beziehungen zu unseren Lieferanten können wir qualitativ hochwertige Produkte anbieten. Mit unserer eigenen Zubehörmarke RODIM sind wir aktiv im Markt und präsentieren jährlich ein breites Portfolio in unserem Zubehörkatalog. Aktuelle Aktionen, wie unsere Herbstaktion, sowie eine eigene Hausmesse fördern das Interesse an unserem Angebot. Zudem legen wir auch hier großen Wert auf nachhaltige Lösungen, was unseren Kunden sowohl ökologisch als auch ökonomisch zugutekommt.

Weismann, Lack & Technik: Das Zubehörsegment hat bei Lack & Technik traditionell einen hohen Stellenwert, und wir sind stolz darauf, als Vorreiter am Markt zu agieren. Neben renommierten Markenprodukten weltweit bieten wir auch unsere Eigenmarke WestColor an, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Werkstätten zugeschnitten ist. Zudem stellen wir für jeden Bereich spezialisierte Techniker und dazugehörige Schulungen bereit, um unseren Kunden bestmögliche Unterstützung zu bieten.

Lanzerstorfer, PPG: PPG Österreich war der erste Lackanbieter in diesem Land, der 2002 ein Vollsortiment von Zubehör mithilfe von Katalogen und einen Web Shop auf dem Markt etabliert hat. Weiters haben wir eine Service-Werkstätte zur Reparatur von Geräten eingerichtet und ein umfassendes Ersatzteillager für alle gängigen Maschinen und Lackierpistolen. Dieser Service wird sehr geschätzt und sogar von Kunden des Mitbewerbs in Anspruch genommen. Mittlerweile macht dieser Bereich einen erheblichen Anteil des Geschäftes und ist in stetigem Wachstum.