A&W: Warum bieten Sie den Kfz-Werkstätten überhaupt ein Werkzeug zur Miete an??
Walter Birner: Weil es alle Werkstätten brauchen. Ein Beispiel: Eine Valeo-Doppel-Trocken-Kupplung für Kia- und Hyundai-Modelle lässt sich nur mit entsprechendem Spezialwerkzeug tauschen. Die Reparaturarbeit ist mit einer Zeitvorgabe von 5,5 Stunden und einem Produktwert von über 2.000 Euro sehr lukrativ. Warum soll diese Arbeit nicht von einer freien Werkstätte durchgeführt werden? Die Mietkosten des Werkzeugs betragen 89 Euro (inklusive Zustellung und Abholung).
Ist es nicht unüblich, ein Werkzeug auszuborgen?
Birner: Viele sagen: „Ein Werkzeug borgt man nicht her.“ Allerdings haben wir uns viele Gedanken gemacht, wie sich Werkstätten unterstützen lassen. Das Werkzeug wird in einem stabilen, wasserfesten Koffer gelagert. Enthalten ist eine Bestückungsliste mit jedem Einzelteil, nach jedem Mietvorgang wird das Werkzeug gereinigt und kontrolliert.
Wie kommt ein Betrieb zum Mietwerkzeug?
Birner: Direkt über die beiden Online-Plattformen mobility-market.eu bzw. kfzwerkzeug-mieten.com. Dort kann das gewünschte Werkzeug mit der Fahrzeugidentifikationsnummer (VIN), dem Motorcode, nach der Reparaturanleitung bzw. der Werkzeugnummer des Fahrzeugherstellers oder mit einer Ersatzteilnummer gefunden werden. Die Suchfunktion auf den Plattformen wird von uns ständig optimiert. Dazu wurde die Mietplattform kürzlich sogar ein zweites Mal komplett programmiert, um in maximal drei Schritten das gewünschte Werkzeug zu finden.
Wo macht ein Mietwerkzeug Sinn?
Birner: Entweder bei sehr seltenen bzw. speziellen Arbeiten, bei denen die Anschaffung des Werkzeugs keinen Sinn ergibt, und natürlich auch für den Fall, wenn der Kfz-Betrieb etwas Neues ausprobieren möchte. Wer beispielsweise noch nie mit einer -„Diagnose on Demand“ gearbeitet hat, kann sich diese Web-Brücke ausborgen, um den Anlernvorgang eines Scheinwerfers oder einer -Anhängekupplung durchzuführen.
Was passiert, wenn ein Betrieb ein gesuchtes Werkzeug nicht findet?
Birner: Aktuell umfasst das Angebot über 500 Mietwerkzeuge, wir erweitern unser Angebot entsprechend dem Bedarf der Werkstätten. Falls ein Kfz-Betrieb ein spezielles Werkzeug benötigt, können wir dieses im Normalfall innerhalb einer Woche zur Verfügung stellen. Wir helfen auch persönlich: Mit September wurde unser Team auf 4 Personen aufgestockt, damit sind wir Montag bis Freitag von 7:00 bis 17:00 Uhr telefonisch bzw. per Chat erreichbar.
Wie sieht die Kundenstruktur aus?
Birner: Aktuell haben wir mehr als 520 registrierte Nutzer. Bei der Wirtschaftlichkeit des Mietangebotes gibt es noch Luft nach oben. Denn es dauert sehr lange, bis sich eine Werkstätte zur ersten Miete entscheidet. Ist diese Hürde genommen, werden regelmäßig Mietvorgänge durchgeführt.