A&W: Ford hatte in den vergangenen Jahren keine leichte Zeit, nicht zuletzt, weil auch einige wichtige Modelle eingestellt wurden: Wie beurteilen Sie die ersten 10 Monate des Jahres 2025?
Mag. Andreas Oberascher: Wir sehen positiv auf die ersten 3 Quartale 2025 zurück, und auch der Oktober stellte einen guten Start ins Abschlussquartal des Jahres 2025 dar. Wir sind endlich wieder in der Wachstumskurve, wo wir hinwollten. Bei den Pkws hatten wir 2025 nach 10 Monaten 7.063 Neuzulassungen, das ist ein Plus von 29,12 Prozent im Vergleich zu 2024.
Bei den leichten Nutzfahrzeugen liegt Ford 2025 nach 10 Monaten ganz knapp an der Spitze …
Oberascher: Das Segment der Klasse N1 ist sehr wichtig für uns und wir sind stolz, die Position als Nummer 1 nach 10 Monaten behaupten zu können. Aber die Nummer 1 ist nicht so wichtig wie die Tatsache, dass wir mit den starken Zahlen beweisen, dass wir im Nutzfahrzeug-Geschäft vieles richtig -machen. Wir haben damit den Rückgang, den es im 2. Quartal vor dem Auslaufen der NoVA-Regelung gab, mehr als überkompensiert.
Welche Neuheiten plant Ford 2026 bei den Pkws und bei den Nutzfahrzeugen?
Oberascher: Wir haben in den letzten Jahren unsere gesamte Nutzfahrzeugpalette erneuert, elektrifiziert und durch Produkte mit steuerlich attraktiver Alleinstellung wie den Ranger PHEV oder den Tourneo Custom PHEV erweitert. Im Pkw-Bereich haben wir neben den Erfolgsmodellen Puma und Kuga eine komplette Palette an elektrischen Modellen auf den Markt gebracht, die seit heuer in vollem Umfang verfügbar ist. 2026 ist das Jahr, wo wir das Potenzial dieser neuen Modelle weiter ausschöpfen können und unsere Marktposition kontinuierlich ausbauen wollen. Unter anderem bieten wir ab Frühjahr 2026 Blue Cruise, also das automatisierte Fahren Level 2(+) auf Autobahnen, nun auch für den Puma, den Puma Gen-E, Kuga und Ranger PHEV an. Die Reichweiten und Ladeleistungen unserer BEVs werden weiter optimiert. Capri und Explorer erfahren im Interieur ein Update, der E-Tourneo beziehungsweise E-Transit Custom werden mit Allrad verfügbar sein.
Bleibt Ford bei der Fokussierung auf Elektroautos oder kommen wieder mehr Verbrenner, die ja in den Neuzulassungen fehlen, wenn man die Marktanteile mit jenen vor einigen Jahren vergleicht …
Oberascher: Wir halten an unserer Elektrifizierungsstrategie fest, weil der langfristige Trend in Europa in Richtung Elektromobilität weitergehen wird. Dass die Adoptionskurve aber langsamer verlaufen wird, als man das in der gesamten Branche ursprünglich angenommen hat, ist Fakt – ebenso wie die Diskussion über die Anpassungen der EU-Flottenzielvorgaben weitergeführt werden wird. Insofern ist unsere Produktstrategie in Europa nicht ausschließlich auf Elektroautos ausgerichtet, sondern wir werden auch zukünftig weiterhin auf Verbrenner, Hybride und Elektrofahrzeuge gleichermaßen setzen.
Kommen wir zum Händlernetz, wo es in den vergangenen Jahren ja einige Veränderungen gegeben hat: Wie ist der aktuelle Stand?
Oberascher: Die Netzkonsolidierung hat uns über mehr als zwei Jahre intensiv begleitet: Mit den neuen Verträgen, die am 1. April 2025 in Kraft getreten sind, haben wir das abgeschlossen. Unser oberstes Ziel war es, auch in Zukunft auf unsere bestehenden und erfahrenen Partner zu setzen und ein Netz zur Verfügung zu stellen, das in der Abdeckung optimal auf den Kunden ausgerichtet ist. Aus heutiger Sicht sind hier keine weiteren Änderungen vorgesehen.
Die Zahl der Händler ist aber geringer geworden …
Oberascher: Im Rahmen der neuen Verträge haben wir auch die Basisstandards auf ein aktuelles Qualitätsniveau angepasst. Es liegt in der Natur solcher Veränderungen, dass nicht alle Partner diesen Weg mitgehen wollen beziehungsweise es für jeden Partner wirtschaftlich Sinn macht. Wir haben versucht, für jeden Partner, der den Weg mit uns weiter gehen will, das richtige Format zu finden. Wir haben jetzt 33 Verträge für Haupthändler, die 14 Filialen haben. Nicht für jeden unserer bisherigen Partner war ein Vollvertrag sinnvoll: Einige sind daher lieber als Agent eines anderen Händlers tätig. In Summe hat Ford in Österreich 149 Standorte.
Wie ist der Kontakt zu den Händlern?
Oberascher: Wir haben nach wie vor ein sehr starkes Außendienst-Team in allen Bereichen, im Handel und auf D-A-CH-Ebene einen sehr guten Austausch: Als lokales Team pflegen wir ein partnerschaftliches und respektvolles Verhältnis zu unseren Händlern und Servicebetrieben und wollen stets auf Augenhöhe gemeinsam agieren. Die Turbulenzen der Transformation der vergangenen Jahre und die massive Veränderung, die wir als Marke vollzogen haben, waren aber natürlich eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten.
Das sieht man auch am „Händlerradar“, wo Ford zwar leicht an Zustimmung gewonnen hat, aber nur 24. unter den 25 untersuchten Marken wurde.
Oberascher: Die Ergebnisse im „Händlerradar“ sind natürlich nicht zufriedenstellend, waren aber leider auch so zu erwarten. Nach den schwierigen letzten Jahren der Transformation hatten wir uns 2025 einen stärkeren Trend nach oben erhofft, der aber aus vielen nachvollziehbaren Gründen noch nicht ersichtlich ist. Es gilt hier auch klar zu differenzieren zwischen der operativen, lokalen Performance, wo der Trend im Jahr 2025 absolut in die richtige Richtung geht, und den Problemen in Bezug auf die Markentransformation sowie den strukturellen und vertraglichen Veränderungen.
Welche Punkte muss man optimieren?
Oberascher: Es sind noch einige Themen aus dem Vertragsübergang offen, die es zeitnah zu erledigen gilt: Die Verträge sind sehr komplex, gewisse Dinge müssen vereinfacht werden. Wir sehen das Ergebnis als klaren Arbeitsauftrag ans lokale Team, hier noch stärker im D-A-CH-Verbund praktikable und nachhaltige Lösungen zu forcieren. Auf nationaler Ebene haben wir bereits seit Mitte 2025 die Zusammenarbeit mit den Verbandsgremien weiter intensiviert und wollen wieder deutlich mehr Fokus auf die operative Zusammenarbeit richten. Ziel muss es sein, dass wir uns gemeinsam wieder voll auf unsere Stärken im Kerngeschäft im Vertrieb und Service und unsere gemeinsamen Kunden fokussieren. 2026 wollen wir hier ein deutliches Signal setzen.
Wie viele Händler sind noch exklusiv für Ford tätig? Wie hat sich diese Zahl in den vergangenen Jahren entwickelt?
Oberascher: Es gibt noch vereinzelt reine Ford--Betriebe, die sich bewusst auf Ford konzentrieren und auch nicht mehr Komplexität in ihrem Betrieb haben wollen. Doch durch die strategische Neuausrichtung der Marke Ford haben sich Änderungen im Produktportfolio ergeben, wobei Ford sich aus gewissen Fahrzeugsegmenten im Pkw-Bereich zurückgezogen hat. Daher haben sich circa 30 Prozent unserer Partner für zusätzliche Marken in ihren Schauräumen entschieden. Wir scheuen diese neue Konkurrenz aber auch nicht. Für uns ist es wichtig, dass wir die tragende Säule bei Umsatz und Ertrag in unseren Partnerbetrieben bleiben wollen.
