Im Jahr 2024 mussten laut Hochrechnung von KSV1870 Holding AG in der Kfz-Branche (Herstellung von Karosserien, Aufbauten und Anhängern, Handel mit Kraftwagen, Instandhaltung und Reparatur von Kraftwagen, Handel mit Kraftwagenteilen und -zubehör, Handel mit Krafträdern, Kraftradteilen und -zubehör, Instandhaltung und Reparatur von Krafträdern und Vermietung von Kraftwagen) insgesamt 221 Unternehmen Insolvenz anmelden, ein Plus von 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (179 Fälle).
Über 124 Unternehmen (2023: 116 Fälle) wurde Konkurs eröffnet, das entspricht einem Zuwachs von 7 Prozent gegenüber dem Jahr 2023. Deutlich zugenommen haben die mangels kostendeckenden Vermögens nicht eröffneten Insolvenzverfahren mit 97 Fällen (2023: 63 Fälle) – ein Plus von 54 Prozent. Spürbar zurückgegangen ist hingegen die Höhe der Passiva von 164 Mio. Euro im Jahr 2023 auf 83 Mio. Euro im Jahr 2024 – ein Minus von 49 Prozent.
6.550 Unternehmen insolvent
Insgesamt schlitterten 2024 in Österreich 6.550 Unternehmen in die Pleite. Lt. KSV1870 sind das im Schnitt 18 Firmenpleiten pro Tag. Insolvenztreiber sind der Handel, die Bauwirtschaft und der Bereich Beherbergung/Gastronomie.
Darüber hinaus stünden bereits jetzt 79 Großinsolvenzen mit Passiva von über 10 Millionen Euro zu Buche. Zum Vergleich: Im Vorjahr seien es 44 Fälle gewesen. Auch, aber nicht nur aufgrund der hohen Anzahl an Großinsolvenzen hätten sich die Passiva gegenüber dem Vorjahr um 31 Prozent auf insgesamt 18,3 Milliarden Euro erhöht – ausgehend von einem ohnehin schon sehr hohen Niveau. Darüber hinaus seien 51.000 Gläubiger (+11,6 Prozent) und 30.200 Arbeitnehmer (+27,4 Prozent) betroffen. Österreichs Wirtschaft sei 2024 von einem Insolvenzschub mit weitreichenden Folgen gekennzeichnet. Die vom KSV1870 bereits im Sommer prognostizierten Zahlen lägen historisch betrachtet im obersten Bereich.
Es gebe heuer viele sehr große Insolvenzen und verstärkt auch wieder mittelständische Betriebe bei den Gerichten.
Anders als zahlreiche Insolvenzen nach der Corona-Pandemie wiesen die mittelständischen Betriebe mehr Aktivvermögen auf. Sie seien zwar überschuldet bzw. zahlungsunfähig, hätten aber eine gewisse finanzielle Substanz. Ihre Themen seien die Energie-, Rohstoff- und Personalkosten, die sie sehr oft nicht oder in zu geringem Ausmaß weitergegeben hätten. Insgesamt träfen die Pleiten eine große Zahl an Beschäftigten, die sich nun auf dem Arbeitsmarkt wiederfänden. Auffällig sei auch, dass von den Fällen viele Gläubiger betroffen seien. Die Fälle strahlten damit auch auf andere Betriebe bzw. deren Geschäftspartner aus und bergen das Risiko von Folgeinsolvenzen.
Gefahr von Folgeinsolvenzen
„Je mehr Unternehmen in die Pleite rutschen, desto größer ist die Gefahr, dass infolgedessen auch finanziell gesunde Unternehmen über kurz oder lang mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen haben und den Anker werfen müssen“, erklärt MMag. Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Für 2025 rechne KSV1870 mit 6.500 bis 7.000 Unternehmens-insolvenzen – der Trend zu hohen Fallzahlen werde aus heutiger Sicht anhalten.
„Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass wir punkto hoher Insolvenzzahlen nicht am Ende des Tunnels angekommen sind, sondern uns mittendrin befinden“, so Götze. „Auch, weil Faktoren wie Energiekosten, Konsumnachfrage oder geopolitische Entwicklungen weiterhin maßgeblichen Einfluss auf die wirtschaftliche Situation der Unternehmen haben werden und damit auch auf die Insolvenz-entwicklung im kommenden Jahr.“
KSV1870: Die10 größten Insolvenzen in der Kfz-Branche 2024
• Syn Trac GmbH/Bad Goisern (14,5 Mio. Euro Passiva)
• Weissensteiner Mario Ing./Graz (5,5 Mio. Euro Passiva)
• Anaya Reisemobile GmbH/Sulz Röthis (5,0 Mio. Euro Passiva)
• Knecht GmbH/Rankweil (4,3 Mio. Euro Passiva)
• Stefan Tamegger/St. Veit an der Glan (3,1 Mio. Euro Passiva)
• Seifried United Auto GmbH/Grieskirchen (3,0 Mio. Euro Passiva)
• Dalibor Markovic/Wien (2,3 Mio. Euro Passiva)
• Kledo Reisemobile GmbH/Graz (2,2 Mio. Euro Passiva)
• Gerhard Bencze/Baden (2,1 Mio. Euro Passiva)
• Ludwig Kutrovatz/Wien (1,4 Mio. Euro Passiva)