Die Antwort folgt prompt, direkt herunter von einer hochkarätig bespielten Bühne auf einem Fachkongress zur Zukunft des Autohandels: Wer heute nicht anfängt, die Social-Media-Kanäle zur Kundenkommunikation einzusetzen, kann seinen Platz im Firmenbuch schonmal räumen und dafür den im Seniorenheim reservieren.

Und dieser Einsatz bedeutet, so wird unmissverständlich klar gemacht: Lautstärke vor Botschaft, Sichtbarkeit ist die Hauptsache. Der Verkäufer wird zum Influencer, der mit knackigem Content die Kunden begeistert, Sachanfragen beantwortet der KI-Bot. Darüberhinaus, so empfiehlt es der Gen-Z-Strategieberater, müsse man unbedingt „ehrlich“ sein.

Authentizität, lernt der Boomer, ist Trumpf. Deshalb muss der Chef selber vor die Linse, das Video darf nicht zu professionell wirken. Die Generation Z (zwischen denen und mir liegen noch Y und X, so alt bin ich schon!) will hinter die Vorhänge des Betriebs blicken, die „Reality Show“ genießen, von „Challenges“ herausgefordert werden. Gut, dass Draufgaben – heute „Give-aways“ genannt – nicht aus der Mode gekommen sind.

Die Mehrheit wolle schon heute den digitalen Kaufprozess, und wenn die heute Jungen ein bisschen älter geworden sind, wird auch der Autokauf als zweithöchste Anschaffung im Finanzleben des Otto Normalverbrauchers voll digital ablaufen, ganz ohne die Notwendigkeit von Handschlägen. Der Tiktok-Shop geht bald online, dann klappt’s auch mit dem neuen Auto aus dem Social Web.

Ist es nur die rasant fortschreitende geistige Verknöcherung, die mich da ein bissl bockig werden ließ? Über die schlechte Presse, welche etwa Tiktok als Radikalisierungs-Instrument dieser Tage bekommt, oder medienkritische Ansätze zu den süchtig machenden Algorithmen hinter den Social Media hörte ich nichts. Dafür lernte ich, dass Elon Musk, X-Chef, AfD-Promoter und Gottseibeiuns amerikanischer (Noch-)Regierungsangestellter, bei den Gen-Z-ern deutlich besser angeschrieben ist als bei uns Altvorderen, weil, Sie ahnen es: unschlagbar in Sachen Lautstärke und Sichtbarkeit.

Man könnte über die Zusammenhänge ins Grübeln kommen, über die laute Ehrlichkeit im 25-Sekunden-Video, über die Politik-Abgewandtheit einer Generation, die sich gerade anschickt, das Steuer zu übernehmen. Aber dann erinnere ich mich eines weiteren Ratschlags des Gen-Z-Experten: „Sie wissen, wie die Jugend tickt. Sie waren selbst auch mal jung.“

Ah, das hilft tatsächlich. Klar erinnere ich mich an die schönen Zeiten, in denen ich derjenige war, der prinzipiell alles besser wusste. Der "checkte, was läuft". Der seine eigenen Trends linear in die rosige Zukunft fortschrieb.

Das vergeht, während man sich die Hörner an der Welt abstößt.

Und damit sind jetzt die Jungen dran. Ich darf mich indes schon in meinen Opa-Lehnstuhl zurückziehen und mir den neuesten Buono Meme auf Insta reinziehen, wenn ich in ein paar Zeilen mit „buggln“ fertig bin. Vielleicht schlage ich heute beim Merchandise zu, online, eh klar. Ich bin ja nicht von vorgestern.

Meinen Nachbericht zum puls Automobilkongress, auf dem ich die hier erwähnten Vorträge hören durfte, finden Sie hier...

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