Die Elektromobilität wird von vielen Werkstätten als Damo-kles-schwert gesehen, das die zukünftige Entwicklung gefährdet: Bislang ist es tatsächlich so, dass der Wartungsaufwand für E-Modelle geringer ist, der Wegfall des Motorenöls bringt Ertragseinbußen, die Mitarbeiter möchten weiter Mechaniker und keine Elektriker sein und generell fehlt das Wissen und das Interesse
für die neue Technologie. 

Das ist in der Tat ein großes Problem, weil der Weg zum batterieelektrischen Pkw unausweichlich vorgezeichnet ist und sich die Betriebe darauf einstellen müssen. Manche Händler verkaufen bereits jetzt mehr als ein Drittel ihrer Neufahrzeuge mit batterieelek-trischem Antrieb, Tendenz weiter steigend. Das spürt man rasch in der Werkstätte. Aber klar, je älter der zu betreuende Fuhrpark einer Werkstätte ist, umso länger wird es noch dauern, bis das reine E-Auto an Bedeutung gewinnt. Die Hochvolt-Technik bis dahin links liegen zu lassen, ist dennoch kurzsichtig, auch in Hinblick auf das Schmierstoff-Geschäft. 

Denn wenn wir uns die aktuellen Zulassungszahlen ansehen, ist der Hybridantrieb momentan der große Gewinner, das wird auch noch ein paar Jahre so bleiben und das wird sich in den kommenden Jahren in den Werkstätten sehr stark bemerkbar machen. Abgesehen vom Mild-Hybrid handelt es sich bei allen anderen Lösungen, also Vollhybrid, Plug-in-Hybrid, serieller Hybrid bzw. Range Extender, um Hochvolt-Systeme, die entsprechende Kompetenz in der Betreuung benötigen. Um die Fahrzeuge dieser stark wachsenden Kategorie zu betreuen, muss man nicht zwingend Akku-Module tauschen können. Aber man muss die Hochvolt-Schulungen absolvieren und man muss die Funktion des Systems verstehen, um entsprechende Services durchzuführen und Fehler zu finden. Der Kunde muss das Gefühl haben, dass seine Werkstätte die Technologie seines Fahrzeuges beherrscht, sonst wird er sie nicht mehr aufsuchen. Das gilt dann auch für das Zweit- oder Drittfahrzeug der Kundenfamilie, das dann vermutlich ausbleibt.

Ob der Hybridantrieb für den Autofahrer wirklich das Beste aus beiden Welten ist, sei dahingestellt. Für die Werkstätten wird er es in den nächsten Jahren bestimmt sein, weil er komplex, technisch aufwändig und wartungsintensiv ist. Hier braucht es echte Profis. Die Werkstätte profitiert, weil Hybrid-Lösungen mit Verbrennungsmotor und Automatikgetriebe regelmäßig Ölwechsel brauchen.

Der Hybridantrieb ist längst in der Werkstätte angekommen und benötigt entsprechende Betreuung. Die Botschaft ist: Wer in Zukunft vom Schmierstoff-Geschäft profitieren möchte, muss auch Hochvolt können.