Gerade was die Anstrengungen rund um E-Mobilität betrifft, ist Volkswagen in den letzten Jahren einige Male in die Kritik geraten, Stichwort Software. Aber auch manche Konzern-Entscheidung in puncto Bedienkonzept wurde von den Kunden weniger begeistert aufgenommen als erwartet, Stichwort Touch-Slider. Nun wolle man sich wieder auf alte Stärken besinnen, wie Dipl.-Ing. Kai Grünitz, Markenvorstand Volkswagen Pkw bei der Wolfsburger VW AG, bei einem Round-Table-Gespräch am Rande des Wiener Motorensymposiums betonte.
Konkret heißt das: Autos bauen, die „dem Kunden schmecken“, wie Grünitz meint: „Ein Volkswagen war immer ein bisschen konservativ, dafür aber zeitlos und im Straßenbild unverkennbar. Ein VW muss den Massengeschmack treffen.“
Gleichzeitig gehe es langfristig klar in Richtung E-Mobilität und zum Software-Defined-Vehicle, wie der Manager klarstellte. Schon in der Vergangenheit habe man bei VW Krisen durch Innovationen bewältigt – bei Produktion, Design und Technologie. Mit dem Software-Defined-Vehicle (SDV) solle nun der Sprung aus der aktuellen Krise gelingen – „wobei auch hier der Kunde im Zentrum steht, das SDV muss vor allem ein ‚customer-defined-vehicle‘ sein“.
Die erwähnten Innovationen liegen unter anderem in einer neuen Rechnerarchitektur, der sogenannten „Zonenarchitektur“, deren Vorteil in höherer Zuverlässigkeit liegt, aber auch darin, dass weniger Kabel benötigt werden. In Sachen Batterie hat man bei VW eine „Einheitszelle“ definiert, welche aber „chemie-agnostisch“ und in der Bauhöhe variabel sei. In Sachen Kapazität wolle man eher Ladezeiten reduzieren als Batteriegrößen ausufernd steigern. Und: Die Fahrzeuge sollen wieder „richtige Namen“ tragen. Verraten wurden diese noch nicht, aber er kenne die ersten davon bereits, so Grünitz.
Europäische Chance nutzen
Zwar fährt der Volkswagen Konzern mittlerweile eine klare „China-für-China-Strategie“, entwickelt also für den weltgrößten Automarkt separat. Allerdings sehe er das Rennen offen, sagte Grünitz, und verstehe schon gar nicht, wieso ein OEM aus China die europäischen Kunden besser kennen solle als europäische Firmen. In der jetzigen weltpolitischen und -wirtschaftlichen Situation müsse man die „europäische Chance“ sehen und wahrnehmen.Den Vorteil chinesischer Hersteller sieht Grünitz weniger in höherer Produktivität, sondern eher darin, dass bei den Chinesen Entscheidungen getroffen und dann konsequent umgesetzt würden. „Darin waren wir im Konzern zuletzt nicht immer so gut.“