Handfeste Produkte die aus Entwicklungsprojekten herauskommen, sind jene, auf die Autobesitzer warten. Eines dieser Produkte ist das "Perfectly Keyless"-System, welches unter anderem von Bosch in Wien mitentwickelt wird. Hinter dem System steckt ein neuer Funkstandard, der es erlauben soll, das Fahrzeug künftig ohne Schlüssel nur mit dem Smartphone in Betrieb zu nehmen.

Klingt nach einem alten Hut? Gibt es doch schon? - Jain. Denn die aktuellen System brauchen für den Zutritt mit dem Smartphone eine aufrechte Internetverbindung. Ein Problem, welches jeder kennt, der schon einmal in den Untiefen einer Garage geparkt hat. "Dort gibt es dann keine oder nur eine schlechte Internetverbindung und das System funktioniert nicht. Mit dem neuen Funkstandard soll das künftig problemlos funktionieren", erzählt Martin Schmiedecker, zuständig für Security Engineering bei Bosch in Wien. 

Wie bei der Bankomatkasse
Das Prinzip dahinter ist ähnlich zur NFC-Kartenzahlung auf Smartphone oder Smartwatches. Erst wenn das Endgerät nahe zur Bankomatkasse geführt wird, wird auch abgebucht. Bei "Perfectly Keyless" wird ein Bluetooth-Funkstandard verwendet. Der Vorteil? "Es ist kaum zu hacken. Dafür braucht man schon einen Quantencomputer und den hat nicht jeder in der Hosentasche", wie Michael Baumann, zuständig für Connectivity Solutions bei Bosch, erzählt. Der Experte ist maßgeblich an der Entwicklung des neuen Systems beteiligt. 

Während man bei der Bankomatkartenzahlung aber auf wenige Zentimeter mit dem Smartphone nahekommen muss, hat das neue Zugangssystem zum Auto den Vorteil, dass sich die Distanzen von den Fahrzeugherstellern konfigurieren lassen. "Ich habe eine gewisse Reichweite, die ich zudem auf Zentimeter genau einstellen kann. So kann ich entweder den Zutritt wirklich erst gewähren wenn ich 10 Zentimeter vor dem Auto stehe oder aber auch schon 1 bis 2 Meter davor", erklärt Baumann.

In Serie soll das neue System noch in diesem Jahr gehen. Einige Hersteller planen damit bereits in kommenden Fahrzeugen der oberen Mittelklasse.

Sensorik auf der Schulbank
Ein weiteres Projekt, an dem Bosch in Wien arbeitet ist die Kommunikation zwischen Fahrzeug und seiner Umgebung, aber auch mit anderen Fahrzeugen. Hans-Jürgen Eidler, zuständig für Vehicle Computer & E/E Architecture bei Bosch Österreich, hat dafür gemeinsam mit seinem Team ein eigenes Modell im Maßstab 1:10 entwickelt. "Hier können wir im kleinen Maßstab das testen, was auch die richtigen Fahrzeuge draußen erleben werden", so Eidler. Kern des Systems sind zahlreiche Sensoren und Kameras, die auch heute schon in Fahrzeugen verbaut sind und dort für Adaptive Tempomaten, Parksensoren oder Toter-Winkel-Warner eingesetzt werden. Der nächste Schritt ist das autonome Fahren, welches genau mit diesen Sensoren bewerkstelligbar sein wird. "Dabei geht es aber nicht nur um das Umfeld des Fahrzeugs, sondern auch die Kommunikation mit der Umgebung. Mit der Straße, mit anderen Verkehrsteilnehmern aber auch mit anderen Fahrzeugen", erklärt der Experte.

Um hier auch die künftigen Generationen auf den Weg zu bringen, startete Bosch gemeinsam mit verschiedenen Bildungsinstitutionen, darunter die TU Wien und die FH Technikum Wien, eine Zusammenarbeit. Studenten konnten das Modell dafür programmieren und in einem Modell einer Stadt bewegen. So wurden zahlreiche Problemfelder der künftigen "großen" Fahrzeuge in der freien Wildbahn getestet und Lösungen dafür erarbeitet. "Künftig wollen wir dieses Modell und die Zusammenarbeit auch HTLs zur Verfügung stellen, damit auch bereits die Schüler mit der Thematik in Berührung kommen."

Aufbauend darauf, wird das Projekt auch Teil des künftigen Bosch Innovationspreise sein.