A&W: Vor Kurzem wurde die Continental--Zusammenarbeit mit den ÖAMTC-Fahrtechnikzentren fixiert. Warum ist Ihnen das Projekt wichtig?

Freund: Generell gilt: In schwierigen, unsicheren Zeiten suchen Konsumenten starke Marken. Vor diesem Hintergrund möchten wir unsere Marken noch stärker machen.
Für uns ist der ÖAMTC ein starker Partner, gemeinsam können wir Endkunden beim Thema Sicherheit ansprechen. Neben dem Pkw-Fahrer haben wir hier auch Zweirad-, Lkw- oder Feuerwehr-Fahrer, bei denen im Zuge der Fahrsicherheitstrainings Premium-Qualität und Sicherheit thematisiert werden. Bei jedem Training kommt man zur Rolle und Bedeutung des Reifens, der sehr wichtig ist und oftmals unterschätzt wird.

In der Branche wird über den Rückgang von Premiumprodukten vor dem Hintergrund des Kaufkraftverlustes diskutiert. Wie sehen Sie das als Premiumhersteller?

Freund: Aufschwung oder Abschwung fängt im Kopf an, aus meiner Sicht diskutieren wir als Branche zu viel darüber und lösen durch Gespräche diese Spirale erst aus. Wie vorhin erwähnt: Die Menschen wollen in schwierigen Zeiten Beständigkeit und Sicherheit. Starke Marken sind auch in Krisenzeiten gefragt, das Interesse und der Bedarf an Premium sind also gegeben. Premium läuft noch immer gut, und nicht zuletzt haben wir ja auch andere attraktive Angebote im Haus.

Apropos Marktentwicklung: Wie schätzen Sie das heurige Jahr ein?

Freund: Wir hatten 2023 ein sehr angespanntes Jahr. 2022 war die Branche gut bevorratet, aber der Winter ist nicht so richtig gekommen, daher waren viele Partner überstockt. Nach einem guten Winter sind die Lager beim Händler nun leer, und es ist auch finanziell mehr möglich. Wir sehen, dass sich der Handel gut bevorratet und positiv gestimmt ist, der Sell-in bei Reifenhändlern und Autohäusern funktioniert.
Auf der Konsumentenseite ist zu sehen, dass die Leute Auto fahren, die Kilometerleistung ist vorhanden.

Die Elektromobilität wächst kontinuierlich, was bedeutet das für das Reifengeschäft?

Freund: Jedes unserer neuen Produkte ist für Elektro-Fahrzeuge geeignet. Das macht es für den Händler bei der Logistik und Einlagerung einfacher als bei speziellen E-Lösungen. Wir haben ohnehin schon sehr viele Benennungen, wenn wir noch Elektro- und Verbrenner-Reifen aufteilen, wird das ein unnötiger Aufwand und Kostentreiber.

Kommen wir noch einmal zur Reifenkomplexität. Wie sehen Sie hier die Entwicklung?

Freund: Der Trend ist von den Automobilherstellern getrieben, aus verschiedenen Gründen. Dagegen können wir uns nicht wehren und müssen mitgehen: Last-Index, Speed-Index, Markenkennung, Dimensionen und
Größen: Das ist natürlich extrem anspruchsvoll, aber hier kann man sich auch als Hersteller absetzen, wenn man die Logistik gut hinbekommt. Das ist die Herausforderung in diesem Bereich: Wir als Hersteller müssen diese Vielfalt im Tagesgeschäft liefern können. Aber das können wir nur, wenn sich die Händler auch bevorraten: Nur 4 und 4 zu liefern funktioniert sowohl aus Kosten- als auch aus Nachhaltigkeits-Gründen nicht. Auch die Beratung durch unseren Außendienst hinsichtlich der richtigen Einlagerung ist hier sehr gefragt, vor allem beim Reifenfachhandel.