In Österreich sollte man möglichst schnell Maßnahmen für den raschen Hochlauf der Elektromobilität umsetzen, forderte Dipl.-Wirt.-Ing. Hauke Hinrichs, CEO von Smatrics, bei einer Veranstaltung Ende November in Wien. „Man kann nicht 60 bis 80 Wochen auf die Genehmigung eines Trafos warten. Und wenn es um die Genehmigung eines Schnell-ladeparks geht, dauert es 2 bis 3 Jahre.“
Ähnlich äußerte sich Dr. Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie: „Wir brauchen noch in dieser Legislaturperiode einige wichtige Rahmenbedingungen, um all das umzusetzen, was auf dem Weg zur Bewältigung der Klimaziele notwendig wäre.“ Schließlich habe sich die Regierung selbst das Ziel gesetzt, 100 Prozent des Stroms bis 2030 aus erneuerbarer Energie zu erzeugen und Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen. Durch die Elektrifizierung des Verkehrs und der Raumwärme werde sich die Nachfrage nach elektrischer Energie verdoppeln, meinte Schmidt. Sie rief die Politik zu einem nationalen Schulterschluss auf, der über Wahlen und Regierungen hinausgehe: „Wir können nicht mit den Regeln der Vergangenheit die Zukunft gestalten. Um klimaneutral zu werden, werden wir an der Elektromobilität nicht vorbeikommen: Sie ist viel effizienter als Verbrenner.“ Bei einem Diesel--Pkw liege der Energiebedarf je 100 Kilometer bei 70 kWh, bei einem E-Auto bei 15 kWh. 81 Prozent der eingesetzten Energie eines E-Autos würden für die Fortbewegung genutzt; bei einem Verbrenner seien dies nur 26 Prozent.
Laut Schmidt wird es auch nach einem deutlichen Ausbau der Elektromobilität keinen Strommangel in Österreich geben: Während er bei 10 Prozent des Fahrzeugbestandes (518.089 E-Pkws) bei 1 TWh liegt, wären es bei 100 Prozent des Bestandes (also mehr als 5 Millionen Pkws) 10 TWh. „Die Elektromobilität wird das geringste Problem sein, da ja auch nicht jedes Auto, das jetzt als Verbrenner unterwegs ist, auch später als E-Auto fahren wird“, sagte Schmidt: „Dass es so wie bisher 2 Autos pro Familie gibt, sehen wir für die Zukunft nicht mehr.“
Dr. Robert Spolwind, Head of Portfolio Management and Energy Economics beim Verbund, bezeichnete den massiven Ausbau der erneuerbaren Energie in Österreich als große Herausforderung für das österreichische Stromnetz: Bis zum Jahr 2040 seien weitere 45 GW an Photovoltaik- und Winderzeugung zu erwarten. Das Überangebot an Strom an sonnigen Tagen führe dazu, dass es zu speziellen Stunden bereits jetzt negative Preise für Strom gebe. Als Beispiel führte Spolwind den 23. Mai dieses Jahres an, als der Preis für eine MWh in Österreich bei -61 Euro, in den Niederlanden sogar bei -235 Euro gelegen sei. Dies werde sich in Zukunft noch verstärken.