Die Saison 2023 ist, was die Absatzzahlen der Motorräder betrifft, mit einem Zuwachs von 8,4 Prozent äußerst positiv, bei den Mopeds bewegen wir uns auf Vorjahresniveau. Der Handel lebt aber nur sekundär von der Quantität, primär lebt er von der Qualität – sprich von der Ertragslage – und diese sieht leider nicht so gut aus“, sagt Komm.-Rat Ferdinand O. Fischer, Sprecher des Zweiradhandels in der WKO. „Die Verdienstmöglichkeiten für den Zweiradhandel befinden sich – wie schon in den vergangenen Jahren – nach wie vor im Sinkflug, und das ist über die Quantität nicht kompensierbar.“ Es gebe keine klaren Signale für eine Umkehr dieser Entwicklung.
Händler kündigen Verträge
Als Folge sei ein Paradigmenwechsel zu beobachten. „Früher haben die Hersteller die Händler gekündigt, jetzt ist es teils umgekehrt. Angefangen von der Zweiradbörse in Wien vor -einiger Zeit, hat heuer u. a. Zweirad Schuller in Linz seinen Händlervertrag gekündigt. Jahr für Jahr spüren Motorradhändler, dass es für sie wieder ein bisschen weniger wird. Die Hersteller ignorieren dieses Alarmsignal und machen weiter wie bisher. Beim Kundendienst profitieren wir von der Quantität, allerdings haben wir bei einigen Marken das Problem, dass die Garantieleistungen nicht entsprechend abgegolten werden“, so Fischer. „Das wurde auch im Peugeot-Urteil angeprangert, und dieses hat sich meiner Meinung nach noch immer nicht in den Köpfen der Hersteller verankert.“
Insgesamt sieht Fischer zwei Möglichkeiten: „Die Hersteller sollten eine klare strategische Entscheidung treffen und sich fragen, ob sie Händler wollen oder nicht. Wenn ja, müssen sie die Händler entsprechend verdienen lassen, was im Moment nicht der Fall ist. Die zweite Möglichkeit ist, dass die Händler feststellen, dass sich ein Betrieb nicht mehr rechnet und sie sich anderen Geschäftsfeldern zuwenden.“
Mittelfristig seien die Perspektiven trüb, führt Fischer weiter aus: „Ich erinnere an unsere Petition, mit der wir vor mittlerweile 8 Jahren die Hersteller gefragt haben, wie sie den Zweiradhandel in Zukunft sehen. Derzeit suchen praktisch alle Autohersteller das Heil im Direktvertrieb und betrachten die Händler als Kostenfaktor. Erfahrungsgemäß kommt jede Entwicklung im Autobereich mit einer Verzögerung von 5 bis 7 Jahren auch in den Motorradbereich. Wenn man das will, muss man es klar sagen und ein Exit-Szenario für die Händler, die den Herstellern jahrzehntelang gute Geschäfte gebracht haben, schaffen. Wir bekommen auf diese Frage aber seit 8 Jahren keine Antwort. Ich kann auch an meinen damaligen Vorschlag, den ich den Herstellern/Importeuren gemacht habe, erinnern: Übernehmt den Neu-Fahrzeugverkauf in Eure Ägide, denn das ist, was Ihr wollt, und belasst den Händler als Ort, an dem die Bikes präsentiert werden, die Vorführbikes vorrätig sind, eine Beratung stattfindet, die Werkstattleistungen inklusive Service und Garantie durchgeführt werden, und gebt ihm eine ordentliche Auslieferungsprämie, von der er zusammen mit seinen Erträgen aus den anderen Bereichen auch leben kann. Das wäre aus meiner Sicht eine ideale Lösung, würde aber auch bedeuten, dass es à la longue weniger Händler geben würde, aber diese Entwicklung sehen wir jetzt auch schon.“