A&W: 2021 ist Hyundai zum ersten Mal unter den Top 3 der „Großen Marken gelandet“, hat den Platz im Vorjahr verteidigt und ist heuer sogar auf Platz 2 vorgestoßen. Da können Sie zufrieden sein, oder?
Roland Punzengruber: Das freut mich wirklich. Aber wir tun auch viel für unsere Partner. Denn nicht nur das Händlernetz ist wichtig, sonden jeder einzelne Mitarbeiter. Hier bemerkt die gesamte Branche eine gewisse Fluktuation, der wir entgegenwirken wollen. Zum Beispiel hatten wir Anfang Oktober anlässlich der Einführung des Kona 200 Personen in Portorož in Slowenien. Es gab 50 Autos zum Testen, auch jene der Mitbewerber, und das für eine rein interne Schulung. So motivieren wir die Mitarbeiter, die wir brauchen, weil wir uns zum stationären Handel bekennen. Hier wollen wir eine weitere Initiative starten.
Noch erfreulicher ist, dass Hyundai sogar Dritter im Gesamtklassement aller 27 Hersteller ist. 2020 war es Platz 19, 2021 Rang 12 und 2022 war Hyundai Siebenter …
Punzengruber: Damit haben wir nicht gerechnet. Wir hatten eher die Befürchtung, dass wir nach hinten rutschen, da wir im 1. Halbjahr massiv mit Lieferthemen zu kämpfen hatten. Es gab seitens des Herstellers auch angekündigte Modellwechsel, die dann nicht stattgefunden haben. Aber wir haben uns dennoch bemüht, gemeinsam mit den Händlern für möglichst viele Kunden eine Lösung zu finden. Wir haben auch bei der Händlerkonferenz Ende Juli nichts schöngeredet und die Fakten auf den Tisch gelegt. Vielleicht wurde unsere Ehrlichkeit goutiert.
Sie haben seit rund 5 Jahren die „Task Force“: Seither ist die Zufriedenheit der Händler immer weiter gestiegen.
Punzengruber: Wir tauschen uns mit der „Task Force“ regelmäßig aus und treffen uns mittlerweile ein- bis zweimal im Quartal. Da stimmen wir uns ab und entwickeln gemeinsame Pläne. Das ist eine sehr vernünftige Zusammenarbeit. Denn die Händler sollen wissen, dass sie in uns immer einen guten Partner haben. Für uns ist sicher auch vieles leichter, weil wir ein Privatimporteur sind und viele Dinge selbst entscheiden können.
Sie sind einer derjenigen Importeurschefs, die den „Händlerradar“ seit Jahren sehr ernst nehmen. Was fällt Ihnen bei dieser ersten Durchsicht auf?
Punzengruber: Dass wir in der Liefertreue plötzlich ein unterdurchschnittliches Ergebnis unter allen Marken erreichen, ist Resultat der erwähnten Lieferthematik. Dafür sind wir im After Sales generell deutlich gestiegen, zum Beispiel beim Margen- und Bonussystem für Teile und Zubehör deutlich besser als im Vorjahr. Genau da haben wir mit der „Task Force“ weiter gefeilt. Man sieht, dass diese Gespräche im operativen Bereich sehr wertvoll sind und die Ergebnisse nach oben gehen. Wir haben die Hotline für Werkstatt und After Sales personell aufgestockt und mit Matthias Garbe einen Vertriebsleiter für Teile.
Auch bei der Garantie- und Gewährleistungsabwicklung ist der Wert deutlich gestiegen. Weshalb?
Punzengruber: Hier haben wir ein neues Tool, das diesen Prozess beschleunigt. Das wirkt sich jetzt aus.
Im Vorjahr klagten noch 68 Prozent der Hyundai-Händler über einen intensiven Intrabrand-Wettbewerb, heuer sind es 40. Worauf führen Sie das zurück?
Punzengruber: Hier wirkt sich die Netzentwicklung der vergangenen Jahre aus, man sieht klar das Resultat der Schaffung der Wirtschaftsräume. Wenn ein Händler mit mehreren Standorten jetzt ein Gebiet betreut, in dem vorher ein halbes Dutzend kleinerer Händler aktiv war, gibt es natürlich weniger Wettbewerb.
Zählt man alle Trendkriterien zusammen, ist Hyundai die Nummer 1 unter allen Marken.
Punzengruber: Das ist ein Resultat der tollen Entwicklung, die unsere Produkte in den vergangenen Jahren gemacht haben. Der neue Kona, um nur ein Beispiel zu nennen, ist ein hochmodernes Auto – etwa wenn man seine Konnektivität und die Assistenzsysteme mit den Mitbewerbern vergleicht.
Platz 1 gab es für Hyundai auch bei der Sonderauswertung zum Thema Elektroautos: Was haben Sie hier aus Sicht der Händler und Werkstätten besser gemacht als die Mitbewerber?
Punzengruber: Bei Elektroautos sind wir historisch sehr gut. Schon als wir im Oktober 2016 den IONIQ eingeführt haben, haben wir mit den Schulungen sehr hohe Standards gesetzt. Damals haben wir alles gelehrt, von der Basisinformation bis hin zur peripheren Wertschöpfungskette – also wie wichtig es ist, auch eine Wallbox, Solarstrom, Ladekarten und Ladekabel zu verkaufen. Als Standards haben wir damals schon 2 x 22 kW AC gefordert, die öffentlich zugänglich sein sollen. Mittlerweile haben wir ein sehr umfassendes Ladenetz geschaffen. 2017 kam dann unsere Ladekarte. Diese Schulungen und Produkte haben wir bei jeder Modellneueinführung ergänzt. Und auch die Werkstätten sind mit den HV2- und HV3-Schulungen auf einem sehr hohen Standard angelangt. Platz 1 ist das Resultat von alldem, was uns sehr freut.