Der Titel war vielleicht etwas reißerisch gewählt, weckte aber hohes Interesse beim Garanta Future Talk, der dieses Mal in Graz stattfand. „Mit dem nun zum zweiten Mal durchgeführten Garanta Future Talk möchten wir uns mit Themen beschäftigen, die über den Tellerrand hinausgehen, mehr in die Gegenwart und vor allem mehr in die Zukunft blicken“, erklärt Mag. Erwin Mollnuber, Mitglied der Geschäftsleitung der Garanta Versicherungs-AG Österreich. Das Antriebsthema und die Energiewende gehören mit Sicherheit zu jenen Themen, die die Branche intensiv beschäftigen, auch leidenschaftlich und emotional, wie man an der anschließenden Diskussion erkennen konnte.
Um die Antwort auf den Vortragstitel von Andrea Sonnleitner von BEST - Bioenergy and Sustainable Technologies, vorwegzunehmen: Nein, die Algen werden kein wesentlicher Bestandteil des fortschrittlichen Biokraftstoffes. „Algen wären sinnvoll, weil keine Flächenkonkurrenz zu Nahrungs- oder Futtermittel auftritt. Aber die Sorten haben entweder eine enormes Wachstum ODER einen hohen Ölgehalt und sind daher teuer in der Produktion.“
Als „fortschrittliche Biokraftstoffe“ werden – gegenüber konventionellen Kraftstoffen – jene bezeichnet, die nicht in Konkurrenz zu Lebens- oder Futtermittel stehen. „Warum brauchen wir Biokraftstoffe? Weil 28% der Treibhausgase durch Transport und Verkehr emittiert werden“, so Sonnleitner. „Hier haben wir also enormes Potenzial, CO2 zu reduzieren.“
„Um die Klimaziele zu erreichen, haben wir eine Substitutionspflicht, die wir in Österreich durch B7 bzw. E5 und nun E10 gut erreichen. Dabei dürfen aber nur 7% durch Futter- und Lebensmittel stammen“, so Sonnleitner. In den vergangenen 10 Jahren habe sich hier aber nicht viel verändert. „Wir verfügen über etwa 500.000 Tonnen Biodiesel mit dem Großteil von der Firma Münzer sowie 200.000 Tonnen Bioethanol aus Weizen und Mais von der Agrana.“ Für die Erreichung der Klimaziele würde man aber alle bereits etablierten und auch einige Lösungen, an denen gerade geforscht wird, benötigen.
Neben Biokraftstoffen würden auch E-Fuels, also künstliche Kraftstoffe auf Basis erneuerbarer Energie eine Rolle spielen, vor allem auf der Langstrecke, also bei Flug- und Schiffsverkehr. „Für den Pkw weist die Elektromobilität eine sehr hohe Effizienz auf, bei den viel diskutierten E-Fuels haben wir hingegen sehr hohe Verluste. Der Wirkungsgrad liegt bei bei BEV bei 73% und bei Verbrennungsmotoren mit E-Fuels nur 13%“, so Sonnleitner. „Insgesamt könnten wir mit Elektromobilität, Biokraftstoffen, Wasserstoff und E-Fuels die klimaneutrale Mobilität bis 2050 erreichen.“