Die Bestände steigen, die Plätze füllen sich, einen Preisverfall sehen wir – im Gegensatz zu Deutschland – noch nicht“, berichtet etwa Marcus Kraushofer, Vertriebsleiter willhaben Motornetzwerk. Die Händler haben zuletzt teurer eingekauft und sind nun mit Preisreduktionen zurückhaltend. „Der Preis-Trend zeigt aber eindeutig nach unten, wo wir wieder ein vernünftiges Preislevel erreichen werden. In Deutschland haben wir dieses Normal--Level, das Vorkrisen-Niveau, schon erreicht; ins Bodenlose fällt der Preis aber nicht“, so Kraus-hofer: „Die gebrauchten E-Autos stehen, bei den klassischen Leasingrückläufern mit 3 bis 4 Jahren ist das Interesse sehr begrenzt.“

Eurotax: Preise schwächeln
„Die Preise von gebrauchten E-Autos schwächeln, nach einem Peak zum Jahreswechsel. Bis dahin sind die Preise gestiegen, weil zu wenige Neuwagen lieferbar waren. Das gilt aber für alle Antriebe“, bestätigt auch Rainer Hintermayer, Market Analyst bei Eurotax Österreich. „Die technischen Sprünge sind beim E-Auto viel größer als beim Verbrenner“, berichtet Hintermayer. „Die erste Generation der Elektrofahrzeuge verfügt über eine noch zu geringe Reichweite.“
Die Preise hätten seit Corona ein Plus von 20 Prozent aufzuweisen. „Jetzt liegen wir bei 115 Prozent und erwarten einen weiteren Rückgang“, so Hintermayer. Die Händler müssten nun sehr aufpassen bei Rückkauf und Eintausch. „Der Markt war überhitzt und bricht jetzt ein.“
Mit der Menge der ersten E-Auto-Generation – mit einem Alter von 3 bis 5 Jahren – sieht Hintermayer kein grundsätzliches Problem, aber die Standzeiten sind nun deutlich höher. Mit jüngeren E-Autos, etwa aus 2021, sehen sowohl der Technologiestand als auch das Preislevel anders aus. „Die aktuelle Generation bietet mit 300 km Reichweite und vernünftiger Ladeleistung absolut alltagsfähige Fahrzeuge“, so Hintermayer.
Jene 20 Prozentpunkte, die das Preisniveau während der Lieferengpässe über den Normalwert gestiegen ist, werden laut Hintermayer wieder zurückgehen. „Die Überproduktion geht wieder los, die neuen Marken wie Tesla oder BYD wollen in einem nicht wachsenden Markt wachsen, das kann nur zu Lasten des Restwerts gehen.“

Indicata: E-Akzeptanz bei GW niedriger
„Im August machen BEVs 12,5 Prozent des Online--B2C-Bestands aus, was deutlich über ihrem Verkaufs-Marktanteil liegt“, berichtet Andreas Steinbach, bei Autorola Österreich für Indicata verantwortlich. Betrachtet man die jüngste Altersgruppe der bis zu zwei Jahre alten Autos, so steigt der Anteil der BEVs an den Verkäufen nur auf 9,6 Prozent, während ihr Anteil am Bestand auf 14,54 Prozent wächst. „Eine der Herausforderungen für Händler und Gewerbetreibende besteht darin, dass die Käufer von Gebrauchtwagen die neuen Antriebe nicht so schnell annehmen wie die Käufer von Neuwagen“, so Steinbach. Auf dem Neuwagenmarkt hätten die Verkäufe von BEVs und Hybriden stark zugenommen, während die Verkäufe von Dieselfahrzeugen ebenso stark zurückgegangen seien. 

Neuwagenpreise fallen
„Die Gebrauchtwagenpreise fallen, nicht nur beim E-Auto, sondern auch beim Verbrenner“, weiß Dipl.-Ing Renato Eggner, Geschäftsführer Raiff-eisen Leasing Fuhrparkmanagement. „Die Technologiesprünge sind beim Elektroauto deutlich größer, für uns kommt das also nicht unerwartet.“ Bei den gebrauchten E-Fahrzeugen sieht Eggner eine abflachende Entwicklung: „Die Technologiesprünge sind nicht mehr so groß. Im direkten Kundennutzen werden die Veränderungen nicht mehr so groß sein wie etwa in den vergangenen vier Jahren.“
„Derzeit ist es für uns kein Problem, schließlich konnte ja niemand davon ausgehen, dass dieses Hochpreisniveau bleibt. Makroökonomisch stellt sich aber schon die Frage, wie sich Preise, Nachfrage und Inflation entwickeln.“ Das Thema sieht Eggner bei den Auswirkungen der Neuwagen-Preise auf den GW-Markt. „Die Neuwagen-Preise werden weiter fallen, das sieht man schon bei Tesla, mit entsprechenden Auswirkungen auf den Gebraucht-Markt.“