Für ZF ist die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards in der Lieferkette von höchster Priorität. Bis 2040 will ZF vollständig klimaneutral werden. Dazu gehören auch die Scope-3-Emissionen, die in der vorgelagerten Lieferkette und in der Nutzungsphase entstehen. Das Aftermarket-Geschäft spielt daher eine wichtige Rolle bei der Erreichung dieses Ziels.

"Die Aufgabe unserer nachhaltigen Logistik ist es, die Produkte von ZF Aftermarket in der richtigen Menge, zur richtigen Zeit, in der richtigen Qualität, zu den richtigen Kosten, mit dem geringstmöglichen Ressourcenverbrauch und den geringstmöglichen Emissionen zur Verfügung zu stellen", erklärt Everton da Silva, Head of Global Operations Excellence. "Dabei erhöhen wir unsere Nachhaltigkeit durch die Digitalisierung der Lieferkette."
 

Everton da Silva, Head of Global Operations Excellence bei ZF Aftermarket, gibt Einblicke in die Produktions- und Logistikprozesse.

Es beginnt mit nachhaltiger Beschaffung

Die Digitalisierungs-Roadmap von ZF zielt darauf ab, die Transparenz bei der Beschaffung von Rohstoffen zu erhöhen und damit eine schnelle Reaktion auf Störungen in der Lieferkette zu ermöglichen. Durch Simulationen können der Bedarf an Luftfracht und damit die CO2-Emissionen um bis zu ca. 5 Prozent reduziert werden. Eine Berechnung des International Council on Clean Transportation (ICCT) von 2019 ergab, dass der Luftverkehr für 918 Millionen Tonnen der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist. 19 Prozent davon entfielen auf Luftfracht.

Eine integrierte, ganzheitliche Betrachtung ist wichtig, um den steigenden Kosten sowie den Herausforderungen der Dekarbonisierung zu begegnen. In Zukunft werden die Wege wohl wieder kürzer sein: Die Lieferanten werden näher an der Produktion sein, die Logistikzentren näher an den Kunden.

Die Vorteile einer digitalen Produktionsplattform

ZF entwickelt seit jeher alle Produkte mit dem Ziel, den CO2-Ausstoß so weit wie möglich zu reduzieren. ZF-Produkte sind in ihrer Effizienz weltweit führend und helfen Fahrzeugherstellern, den Kraftstoffverbrauch und damit die Emissionen zu reduzieren. Nachhaltig hergestellte Produkte sind für den Ersatzteilemarkt als ein Element unserer "Green Aftermarket Roadmap" verfügbar. Beispiele hierfür sind Produkte wie TRW-Bremsbeläge, die in einem kohlenstoffneutralen Prozess hergestellt werden, und wiederaufgearbeitete Ersatzteile wie Sachs-Kupplungen.

Durch den Einsatz einer digitalen Fertigungsplattform wird die Energieverschwendung deutlich minimiert. Beispiele sind das Druckluftmanagement, Abschaltautomatiken, die Senkung der Waschtemperaturen, automatisches Lastmanagement sowie die bedarfsgerechte Steuerung von gebäudetechnischen Anlagen und Großverbrauchern wie Pressen und Werkzeugmaschinen. Hinzu kommen der Ersatz von gasbasierten Prozessen wie dem Härten und fortschrittliche Lösungen zur vorausschauenden Wartung der Produktionslinien.

ZF versucht, die CO2-Emissionen über alle Produktionsprozesse hinweg zu reduzieren - angefangen beim Erzeugen der für die Produktion benötigten Energie, zum Beispiel durch selbst betriebene Blockheizkraftwerke oder Photovoltaikanlagen. "Energie ist für ZF genauso wichtig wie Stahl und Aluminium. Und wir haben uns verpflichtet, bis 2030 ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen zu nutzen", betont Everton da Silva.

Priorisierung von Effizienz und Vorausschau

Das Erreichen von Netto-Null-Emissionen ist kein unrealistisches Umweltleistungsziel. Vielmehr ist es ein Muss, um die steigenden Erwartungen der Interessengruppen zu erfüllen und gleichzeitig die Dekarbonisierung der Wirtschaft zu erreichen. Netto-Null bedeutet, dass alle durch Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen wieder aus der Atmosphäre entfernt werden müssen.

Fortschrittliche Prognosen und digitale Tools für die Vertriebs-, Bestands- und Betriebsplanung (SIOP) verbessern die Qualität der Bestände und reduzieren zugleich Expresslieferungen, unnötige Produktionsaktivitäten und Ressourcenverschwendung. ZF Aftermarket erfasst täglich mehr als 5 Millionen Datenpunkte aus der Lieferkette, vom Rohmaterial bis zum Endkunden, und entwickelt daraus eine einzige Datenquelle. Self-Service-Analysen helfen dem Supply-Chain-Team, Erkenntnisse aus Echtzeit- und echtzeitnahen Signalen in verwertbare Informationen umzuwandeln. "Wir liefern nach wie vor gemäß den Erwartungen unserer Kunden – pünktlich sowie in bester Produkt- und Servicequalität – jedoch auf möglichst umweltfreundliche Weise", unterstreicht Everton da Silva.

Best in Class Operations in den Logistikzentren

Mit Echtzeittransparenz in Bezug auf Auftragsabwicklung, Bestandsstatus und Versandaktualisierungen bietet die digital gesteuerte Logistik ein besseres Kundenerlebnis und ermöglicht gleichzeitig effizientere interne Prozesse. Everton da Silva erklärt den Logistikansatz wie folgt: "Indem wir die Kundennachfrage mithilfe von maschinellem Lernen und prädiktiver Analytik genau vorhersagen, können wir die Waren näher an unsere Kunden heranbringen, um die Lieferzeiten und den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren sowie damit die zurückgelegten Kilometer und Betriebskosten zu senken." Die erstklassige Verfügbarkeit in den Lagern von ZF Aftermarket und die Zusammenarbeit mit den Kunden beim Bestandsmanagement reduzieren beispielsweise den Bedarf an Expresslieferungen um 70 Prozent und verringern so den CO2-Fußabdruck deutlich.

Darüber hinaus spart ein effizienteres Lagerlayout Zeit, Energie, Platz und Geld - und reduziert Emissionen. Intelligente Technologien helfen dabei, Abfall durch automatisierte Verpackungsprozesse zu reduzieren, einen papierlosen Betrieb sicherzustellen und die Energiematrix auf erneuerbare Quellen umzustellen. 2023 wird ZF Aftermarket seinen Energieverbrauch durch Prozessverbesserungen, Automatisierung und die Umstellung der Energiequellen (z.B. Solarzellen) weltweit um ca. 6 Prozent reduzieren.

"Es liegt in unserer Verantwortung, unsere Produktions- und Logistikprozesse kontinuierlich zu überprüfen und zu optimieren: vom Energieverbrauch über das Abfallmanagement unserer Werke bis hin zur Kreislaufwirtschaft durch Remanufacturing.” betont Philippe Colpron, Leiter ZF Aftermarket. “Wenn man sich der Komplexität dieses Themas bewusst ist, wird offensichtlich, dass die Branche insgesamt zusammenarbeiten muss, so wie wir mit unseren Partnern, um ehrgeizige Ziele für den Aftermarket zu erreichen.”

Nachhaltigkeit als einzigartiges Verkaufsargument für Werkstätten

In den letzten Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit für viele Menschen ganz oben auf der Agenda. In einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens PULS und von ZF Aftermarket bewerteten Werkstattkunden das umweltbewusste Handeln von Werkstätten als besonders wichtig. Werkstätten können von diesen Informationen profitieren, indem sie konsequent recyceln, mit einer PV-Anlage Ökostrom erzeugen oder Energiesparmaßnahmen einleiten. Mit Produkten von ZF Aftermarket können sie zudem den Kunden zeigen, dass das Produkt selbst, die Produktion und der Transport zur Werkstatt nachhaltig sind.

"Durch verantwortungsvolles und nachhaltiges Handeln schaffen Werkstätten bleibende Werte. Das gilt für alle im Aftermarket. Es macht sie zu vertrauenswürdigen Geschäftspartnern für ihre Kunden und zu verantwortungsvollen Anwälten einer nachhaltigen Gesellschaft", schließt Everton da Silva.

Bilder: © ZF Friedrichshafen AG